Lösungshinweise zu Klassenarbeit Keller, Kleider machen Leute, Versöhnungsszene (Mat5077)

Worum es hier geht:

Auf der Seite
https://textaussage.de/klassenarbeit-zur-versoehnungsszene-in-gottfried-keller-kleider-machen-leute
haben wir eine Klassenarbeit vorgestellt, die die Versöhnungsszene zwischen Nettchen und Wenzel genauer untersucht.

Hier präsentieren wir nun Hinweise zu einer möglichen Lösung.

Zunächst Screenshots der Bearbeitung des Arbeitstextes:

Hier diese Bearbeitung zum Anschauen und Herunterladen:

Mat5077 Lösungshinweise zu Klassenarbeit Keller, Kleider machen Leute, Versöhnungsszene

Nun Hinweise zu den einzelnen Aufgabenteilen:

Vorabhinweis

Zunächst einmal ist es wichtig, dass die Aufgabe in ihre einzelnen Teile zerlegt wird. Damit wird sichergestellt, dass nichts vergessen wird. Am besten nummeriert man die einzelnen Teile durch

1. Die Situation zu Beginn des Auszugs
  • Was die Situation am Anfang des Textausschnittes angeht, kann kurz darauf hingewiesen werden, dass ein armer, arbeitsloser Schneider durch die Intrige eines Kutschers für einen Grafen gehalten wird und dann auch zunehmend in diese Rolle hineinwächst.
  • Seine Fluchtversuche scheitern. So kommt es dazu, dass eine parallel entstandene Liebe zu Nettchen, der Tochter eines Amtsrats, erst mal ein schlimmes Ende nimmt. Wenzels Konkurrent Böhni hat den angeblichen Grafen nämlich durchschaut und sorgt auf der Verlobungsfeier für seine Entlarvung.
  • Wenzel verschwindet in seiner Verzweiflung, wird aber durch Nettchen, die ihn gesucht und gefunden hat, vor dem Erfrieren gerettet. Sie sucht dann mit ihm den Bauernhof einer befreundeten Frau auf, um dort mit Wenzel alles in Ruhe klären zu können.
Phase 1 des Gesprächs
  • Am Anfang verhält Nettchen sich erstaunlich freundlich, ja fürsorglich, schlägt aber auch einen ernsten Ton an bei der Frage, was er eigentlich von ihr gewollt hat.
  • Wenzel zittert zwar, trinkt aber die angebotene Tasse „mehr weil sie es gesagt hatte, als um sich zu erfrischen.“
  • Wenzel antwortet dann ehrlich und bezeichnet sich als „armer Narr„, der aber „alles gutmachen“ und Nettchen „Genugtuung“ geben will.
  • Für sich selbst sieht er aber keine Zukunft mehr, denkt „zuweilen des Todes in der Art, dass ich mir denselben geben wolle“.
  • Bei Nettchen hinterlässt das durchaus Wirkung, sie will aber zunächst einmal wissen, woran sie ist.
  • Wenzel erzählt dann die Wahrheit, geht aber auf die Einzelheiten nicht weiter ein, sondern betont nur, dass er „mehrmals habe fliehen wollen“ und nur durch Nettchens Erscheinen daran gehindert worden sei. Damit macht er deutlich, was er für sie empfindet.
  • All das kommt ihm vor „wie in einem verhexten Traume„.
Phase 2 des Gesprächs
  • Nettchen entspannt sich jetzt deutlich, wird sogar von einem „Anflug von Lachen“ heimgesucht, sie bleibt aber bei ihrer ernsten Frage.
  • Bei Wenzel merkt man jetzt, dass er im Vergleich zu der tatkräftigen und entschlossenen jungen Frau ein träumerischer Romantiker ist, denn er hofft „weitere merkwürdige oder glückliche Dinge“ und wiederholt noch einmal, dass er für sich selbst nur noch den Ausweg in den Tod sieht.
  • Während Nettchen angesichts dieser Perspektive bleich wird, während ihr „Herz wunderlich“ klopft, entwickelt Wenzel dann seine Zukunftserwartung noch etwas genauer.
  • Er bleibt allerdings bei seiner selbstzerstörerische Grundhaltung.
  • Nettchen stellt ihm dann eine letzte ernsthafte Frage, bei der sie wissen will, ob solche Unwahrheiten bei bei ihm so schon früher vorgekommen sind.
  • Das kann Wenzel verneinen.
Phase 3 des Gesprächs
  • Damit ist für Nettchen alles geklärt, sie fällt Wenzel um den Hals und macht deutlich, dass sie mit ihm durch dick und dünn gehen will.
  • Der Erzähler nennt das ihre „rechte„, also richtige oder echte Verlobung.
  • Auch sie ist jetzt in einem Zustand „süßer Leidenschaft“ und will ihr „Schicksal“ auf sich nehmen und „Treue“ halten.
  • Das ergänzt der Erzähler aber zugleich durch den Hinweis auf ihre kluge Tatkraft. Sie ersetzt nämlich das Ziel der weiten Welt durch Seldwyla, den Ort ihres Feindes.
  • Sie will „den Dortigen, die uns zu zerstören gedachten, zeigen, dass sie uns erst recht vereinigt und glücklich gemacht haben„.
  • Wenzel versteht das nicht sofort er wünscht sich immer noch, „in unbekannte Weiten zu ziehen und geheimnisvoll romantisch dort zu leben in stillem Glücke.„.
  • Jetzt reicht es Nettchen aber und sie ruft aus: „Keine Romane mehr“ und dann entwickelt dann noch einmal ihr Konzept: „Wir wollen nach Seldwyla gehen und dort durch Tätigkeit und Klugheit die Menschen, die uns verhöhnt haben, von uns abhängig machen!.“
Vergleich der beiden Figuren
  • Insgesamt merkt man deutlich, dass die beiden Liebenden in einem wesentlichen Punkt ziemlich unterschiedlich sind.
    • Nettchen ist erstaunlich überlegt und entschlossen.
    • Wenzel dagegen präsentiert sich als träumerischer Romantiker, der am Ende vor der Entschlossenheit der Geliebten (natürlich gerne) kapituliert.
    • Dies wird ihm aber dadurch erleichtert, dass auch Nettchen Ihre Entschlossenheit mit einer romantischen Perspektive verbindet, die aber realistischer ist als die Wenzels.
Veränderungen während des Gesprächs
  • Was die Änderungen im Gespräch angeht,
    • so werden sie bei Nettchen einerseits durch die Fakten, andererseits durch ihre kurzzeitig zurückgedrängte, dann aber wieder aufgelebte Liebe bestimmt.
    • Die verbindet sich zu dem mit einer Veränderung des Angriffsziels. Das ist jetzt nach der Klärung der Angelegenheit nicht mehr, Wenzel, sondern es sind die Leute, die sie so gedemütigt haben.
    • Wenzel ist demgegenüber von Anfang an, vor allem traurig, in gewisser Weise verzweifelt, denn er will sich sogar den Tod geben.
    • Von sich aus kann er sich nur zu einer zu traurig romantischen Perspektive aufraffen, bei der er alles wiedergutmacht, aber keine dauerhafte gemeinsame Zukunft mit dem geliebten Mädchen sieht.
    • Immerhin hat ihn Nettchen in dem Gespräch soweit gebracht, dass er zumindest eine kurze Zeit gemeinsamen Glücks vor sich sieht.
Gesamteinschätzung des Gesprächs und Stellungnahme

Insgesamt eine Textstelle,

  • die für das 19. Jahrhundert deutlich Partei ergreift für ein junges Mädchen, dem nur wenige Leute damals so viel Klugheit und Tatkraft zugetraut haben.
  • Der Mann, der im allgemeinen Bewusstsein in der Beziehung die Führung übernahm beziehungsweise übernehmen sollte, zeigt sich hier als schwache, sehr romantische, aber letztlich doch zumindest liebenswürdige Person.
  • Insgesamt kann man mit Nettchen sicher sympathisieren und es auch als glückliche Fügung betrachten, dass in dieser Beziehung kluge Entschlossenheit und romantische Träumerei zusammenkommen.

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