Anmerkungen zum Gedicht „Heimweh, wonach?“ von Mascha Kaléko (Mat4294)

Auswertung der Überschrift

  • Die Überschrift verweist auf ein Gefühl, das wohl jeder kennt. Es geht darum, dass man nicht dort ist, wo man sich zu Hause fühlt, jetzt aber aktiv vermisst.
  • Dieses natürliche Gefühl, das bei jedem Menschen mehr oder weniger aufkommen kann, wird auf eine interessante Art und Weise infragegestellt. Es sieht so aus, als habe das lyrische Ich überhaupt nichts, wonach es Heimweh empfinden kann.

Auswertung der ersten beiden Zeilen

  • In der ersten Zeile macht das lyrische Ich dann deutlich, was es selbst unter Heimweh versteht, nämlich nur einen Traum. Damit wird schon angedeutet, dass es bei ihm nichts in der Wirklichkeit gibt, was dieses Gefühl auslöst.
  • Die nächste Zeile mach dann noch deutlicher, wo das Problem ist. Offensichtlich hat das lyrische Ich mal eine alte Heimat gehabt, die gibt es aber nicht mehr.
  • Man ist als Leser gespannt, was diesen Verlust hervorgerufen hat.

Auswertung der Zeilen 3-5

  • Die nächsten drei Zeilen gehen dann noch genauer drauf ein, was das lyrische Ich mit Heimweh meint: Es geht offensichtlich um eine Situation nach der Rückkehr aus dem Exil. Dabei ist wichtig:
    • Dass das lyrische Ich zunächst einmal seine Heimat verlassen musste. Man verbindet mit dem Wort meist so etwas wie eine Flucht vor Unterdrückung oder Verfolgung. Auf jeden Fall erscheint einem die alte Heimat nicht mehr (über-)lebenswert.
    • Deutlich wird, dass es dem lyrischen Ich nicht leicht befallen ist, es fühlte sich „bedrückt“.
    • Schließlich muss es feststellen, dass es nach der Rückkehr in die vermeintliche alte Heimat dort als Fremde betrachtet wird.
  • Das ist zunächst mal etwas ganz Natürliches, was jeder erlebt, der viel Jahre im Ausland gewesen ist und wenig oder keinen Kontakt zur alten Heimat gehalten hat.
  • Er wird sich in mancher Hinsicht fremd fühlen und auch von vielen als fremd empfunden werden – vor allem von denen, die nach ihm in der Heimat geboren wurden oder dorthin gezogen sind.
  • Das Wort „Exil“ deutet aber wohl in diesem Falle etwas Besonderes:
    • Hier soll ausnahmsweise mal die Lebensgeschichte der Verfasserin hinzugezogen werden, – vor allem auch vor dem Hintergrund der Lebensgeschichte der Verfasserin – an, dass es hier um eine Frau geht, die während der Nazizeit Deutschland verlassen musste.
    • Aber grundsätzlich gilt – wie in jedem anderen Gedicht – das, was dort beschrieben wird, für alle vergleichbaren Fälle.

Auswertung der letzten beiden Zeilen

  • Am Ende nutzt das lyrische Ich die Möglichkeit, das Wort „Heimweh“ in seine Bestandteile aufzugliedern:
    • Dabei stellt es fest, dass nur das „weh“ geblieben ist, der Schmerz.
    • Das Wort „Heim“ ist „fort“. D.h., dass es nicht nur nicht mehr die alte Heimat gibt, sondern die kann auch nicht wieder zu einer neuen Heimat werden.

Thema des Gedichtes:

Das Gedicht beschäftigt sich mit der Frage, was das Exil bedeutet – und zwar auch noch nach der Rückkehr an den Heimatort.

Zu den Aussagen des Gedichtes

Das Gedicht zeigt

  1. dass man nicht nur seine Heimat verlieren kann
  2. und das mit Schmerz verbunden ist,
  3. sondern dass man nach einer Rückkehr in die Heimat
  4. feststellen muss, dass man dort fremd ist,
  5. dass man also kein „Heim“ mehr hat,
  6. sondern nur der Verlustschmerz, das „weh“ geblieben ist.

Zur künstlerischen Eigenart des Gedichtes

  • Verbindung mit Traum
  • Verbindung von verlorenem „viel“ und „bedrückte“
  • Umkehrung der normalen Verwendung des Wortes „Fremde“
  • Originelle Verwendung der Bestandteile des Kompositums „Heimweh“

Kreative Anregung

  • Man könnte zum einen überlegen und ausführen, was mit „viel“ gemeint ist.
    Das kann man verbinden mit der Frage, worin überhaupt der Wert von „Heimat“ besteht.
    In diesem Zusammenhang kann man auf die Unterscheidung zwischen „Somewheres“ und „Anywheres“ eingehen, was ja bei einer Beziehung/Partnerschaft ein großes Problem sein kann.
  • Und was mit dem „drückte“ im einzelnen gemeint sein könnte.
  • Dann könnte man sich mal vorstellen, wie es mit dem „Fremdwerden“ von Heimat aussieht, wenn es gar nicht um Exil geht, sondern z.B. um einen langen Auslandsaufenthalt.

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