Max Frisch, „Andorra“ – Charakterisierung der Figur Andris – (Mat7016)

Vorbemerkung zur Besonderheit dieses Beispiels für eine Charakterisierung
Präsentiert wird hier eine überarbeitete Schülerlösung der Charakterisierung zweier Figuren in Frischs Theaterstück „Andorra“. Es geht also darum zu zeigen, was im Normalbetrieb einer Hausaufgabe oder einer Klassenarbeit bzw. Klausur möglich ist. Das hilft im Normalfall Schülern erst mal mehr als eine professionelle Lösung.

Anmerkung: Die hier verwendeten Zitatstellen beziehen sich auf die Taschenbuchausgabe der Suhrkampbasisbilbiothek.

Zunächst die ungegliederte Lösung

Hinweis zu dieser Variante:

Reizvoll ist diese Variante insofern, als sie typischen Hausaufgaben und auch Lösungen in Klassenarbeiten entspricht. Eine nachträgliche Gliederung schärft den Blick für den Aufbau und hilft bei der Entwicklung eigener Gedankengänge:

Der Text selbst

Schülerbeispiel für die Charakterisierung des Andri in Frischs „Andorra“

Andri ist ein zwanzigjähriger junger Mann, der angeblich Jude ist. In Wirklichkeit ist er das uneheliche Kind des andorranischen Lehrers Can und der Senora aus dem feindlichen Nachbarland der Schwarzen. Der Lehrer Can hat die Lüge erzählt, dass Andri ein Judenkind sei, da er Angst vor seinen Mitbürgern hat.

Andris Berufsziel ist Tischler. Er möchte so viel Geld verdienen, dass er Barblin heiraten kann und mit ihr aus Andorra wegziehen kann. Er wünscht sich ein Leben in Zufriedenheit und Freude. „Man möchte seinen Namen in die Luft werfen wie eine Mütze.“ (Seite 15)

Ausgelöst durch die von der Lüge hervorgerufenen Vorurteile von Seiten der Andorraner beginnt Andri sich zu verändern. Er merkt, dass ihn die Leute beobachten, und fängt ab dem sechsten Bild an, sein angebliches „Judesein“ anzunehmen, nachdem er zuvor eine Unterhaltung mit dem Pater hatte. In einer zweiten Unterhaltung steht Andri dem Pater selbstbewusst gegenüber und sieht sich von nun an Repräsentant des jüdischen Volkes. „Ich weiß wer meine Vorfahren sind. Tausende …sind gestorben am Pfahl, ihr Schicksal ist auch mein Schicksal.“ (Seite 93)

Am Ende des Dramas wird Andri von den Schwarzen ermordet, nachdem er von einem Judenschauer als Jude identifiziert wurde.

Man kann sagen, dass Andri als Symbol für das jüdische Volk steht. An ihm wird die Geschichte der Juden dargelegt, nämlich die jahrelange Diskriminierung, Folterung und schließlich der Tod.

Aufgabenstellung:

1.Gliedere zunächst den oben abgedruckten Text!

2.Überprüfe, inwieweit etwas fehlt und was noch verbessert werden kann.

Jetzt die gegliederte Lösung

Anmerkung: Die hier verwendeten Zitatstellen beziehen sich auf die Taschenbuchausgabe der Suhrkampbasisbilbiothek.

Herkunft

Andri ist ein zwanzigjähriger junger Mann, der angeblich Jude ist. In Wirklichkeit ist er das uneheliche Kind des andorranischen Lehrers Can und der Senora aus dem feindlichen Nachbarland der Schwarzen. Der Lehrer Can hat die Lüge erzählt, dass Andri ein Judenkind sei, da er Angst vor seinen Mitbürgern hat.

Lebensziel

Andris Berufsziel ist Tischler. Er möchte so viel Geld verdienen, dass er Barblin heiraten kann und mit ihr aus Andorra wegziehen kann. Er wünscht sich ein Leben in Zufriedenheit und Freude. „Man möchte seinen Namen in die Luft werfen wie eine Mütze.“ (Seite 15)

Wirkung der Vorurteile

Ausgelöst durch die von der Lüge hervorgerufenen Vorurteile von Seiten der Andorraner beginnt Andri sich zu verändern. Er merkt, dass ihn die Leute beobachten, und fängt ab dem sechsten Bild an, sein angebliches „Judesein“ anzunehmen, nachdem er zuvor eine Unterhaltung mit dem Pater hatte. In einer zweiten Unterhaltung steht Andri dem Pater selbstbewusst gegenüber und sieht sich von nun an Repräsentant des jüdischen Volkes. „Ich weiß wer meine Vorfahren sind. Tausende …sind gestorben am Pfahl, ihr Schicksal ist auch mein Schicksal.“ (Seite 93)

Andris Tod

Am Ende des Dramas wird Andri von den Schwarzen ermordet, nachdem er von einem Judenschauer als Jude identifiziert wurde.

Fazit

Man kann sagen, dass Andri als Symbol für das jüdische Volk steht. An ihm wird die Geschichte der Juden dargelegt, nämlich die jahrelange Diskriminierung, Folterung und schließlich der Tod.

Abschließende Anmerkung zu Defiziten und Verbesserungsmöglichkeiten:

Wenn man diese Lösung zur Diskussion stellt, dann könnte auf folgende Erweiterungsmöglichkeiten hingewiesen werden:

1.Zum einen sollte das Verhältnis zu Barblin noch näher charakterisiert werden, weil eine Personencharakteristik sich ja nicht in der gewissermaßen eindimensionalen Betrachtung der Person selbst erschöpft, sondern auch die sozialen Beziehungen zu den anderen Figuren mit in den Blick nehmen müsste.

2.Ein weiterer wichtiger Punkt wäre die Herausstellung von Schlüsselsituationen und noch weiteren Kernzitaten: Am stärksten bietet sich hier sicher das siebte Bild mit dem Gespräch zwischen dem Pater und Andri an.

3.Schließlich sollte auch die Bewertungsebene nicht außen vor gelassen werden: In diesem Falle ist es sicher spannend, darüber nachzudenken, ob die Veränderung bei Andri, seine freiwillige Annahme einer nicht mehr nötigen Außenseiterstellung nachvollziehbar, weil im Text genügend motiviert, ist und wie man als moderner Leser/Zuschauer darauf reagiert.