Zunächst der ungegliederte Text einer Schülerlösung
Anmerkung des Autors: Die hier verwendeten Zitatstellen beziehen sich auf die Taschenbuchausgabe der Suhrkampbasisbilbiothek.
Max Frisch, „Andorra“ – Charakterisierung der Figur des Doktors
Der Doktor hört sich gerne selbst reden und ist äußerst leutselig. Er sagt, dass er wegen seiner Heimatliebe nach Andorra zurückgekehrt ist, doch das ist eine Lüge, die er sich ausgedacht hat. In Wirklichkeit ist er nach Andorra zurückgekehrt, weil er im Ausland kein Bein auf den Boden bekommen hat und nicht gut genug für seinen Beruf war.(Seite 64) Seine Vaterlandsliebe ist auffällig, weil er, wenn er redet, das Wort Welt fast genauso oft benutzt wie das Wort Andorra. Für ihn ist Andorra also seine Welt. Wegen seines mehrjährigen Auslandsaufenthalts redet der Doktor von sich als Weltmann, er prahlt ziemlich heftig damit.( Seite 38)
Der Doktor, dessen Namen man nicht erfährt, hat ein festes Bild von den Juden. Er glaubt, dass sie geldgierig sind und keinen Spaß verstehen. Seinen Judenhass sieht man immer dann, wenn er von ihnen spricht.
Er sagt, er lege keinen Wert auf Eitelkeiten, doch warum will er dann immer mit Professor angesprochen werden?
Der Doktor ist auch kein guter Arzt mit Sachkenntnis. Das beste Beispiel dafür ist die Szene, in der Andri vom Doktor untersucht wird. Andri fragt ihn, was denn ein Virus sei, doch der Doktor reagiert gar nicht auf die Frage.
Vor der Zeugenschranke sagt der Doktor, er wisse nicht, wie er hätte anders reagieren können. Er gibt seine Teilschuld an Andris Ermordung nicht zu.
Seinen Opportunismus erkennt man besonders beim Einmarsch der Juden. Er lobt die gute Organisation der Schwarzen und sagt, der Judenschauer werde sich schon nicht vertun. Er bleibt ja schließlich auch Amtsarzt.
Aufgabenstellung:
1.Gliedere zunächst einmal die Charakteristik und verschaffe dir damit einen Übergang über den Gedankengang!
2.Überprüfe den Inhalt: Inwieweit fehlen Punkte? Was kann man sonst noch verbessern?
Der gegliederte Text
Max Frisch, „Andorra“ – Charakterisierung der Figur des Doktors
Anmerkung des Autors: Die hier verwendeten Zitatstellen beziehen sich auf die Taschenbuchausgabe der Suhrkampbasisbilbiothek.
Zur angeblichen Heimatliebe
Der Doktor hört sich gerne selbst reden und ist äußerst leutselig. Er sagt, dass er wegen seiner Heimatliebe nach Andorra zurückgekehrt ist, doch das ist eine Lüge, die er sich ausgedacht hat. In Wirklichkeit ist er nach Andorra zurückgekehrt, weil er im Ausland kein Bein auf den Boden bekommen hat und nicht gut genug für seinen Beruf war.(Seite 64) Seine Vaterlandsliebe ist auffällig, weil er, wenn er redet, das Wort Welt fast genauso oft benutzt wie das Wort Andorra. Für ihn ist Andorra also seine Welt. Wegen seinem mehrjährigem Auslandsaufenthalt redet der Doktor von sich als Weltmann, er prahlt ziemlich heftig damit.( Seite 38)
Judenhass
Der Doktor, dessen Namen man nicht erfährt, hat ein festes Bild von den Juden. Er glaubt, dass sie geldgierig sind und keinen Spaß verstehen. Seinen Judenhass sieht man immer dann, wenn er von ihnen spricht.
Er sagt, er lege keinen Wert auf Eitelkeiten, doch warum will er dann immer mit Professor angesprochen werden?
Schlechter Arzt
Der Doktor ist auch kein guter Arzt mit Sachkenntnis. Das beste Beispiel dafür ist die Szene, in der Andri vom Doktor untersucht wird. Andri fragt ihn, was denn ein Virus sei, doch der Doktor reagiert gar nicht auf die Frage.
Zeugenschranke
Vor der Zeugenschranke sagt der Doktor, er wisse nicht, wie hätte anders reagieren können. Er gibt seine Teilschuld an Andris Ermordung nicht zu.
Opportunismus
Seinen Opportunismus erkennt man besonders beim Einmarsch der Juden. Er lobt die gute Organisation der Schwarzen und sagt, der Judenschauer werde sich schon nicht vertun. Er bleibt ja schließlich auch Amtsarzt.
Kritische Anmerkungen zu dieser Lösung
- Zunächst einmal fällt auf, dass diese Lösung noch stärker auf Schlüsselszenen des Dramas eingehen könnte, in denen der Doktor eine, seine Rolle spielt. Zu denken wäre etwa an das vierte Bild, wo sogar eine Untersuchung für eine judenfeindliche Äußerung missbraucht wird. Außerdem wird hier deutlich, wie sehr der Doktor unter der angeblichen Konkurrenz der Juden leidet. Eine andere Schlüsselszene ist das 8. Bild, wo der Doktor sich in Außenpolitik versucht. Nicht vergessen werden sollte eine genauere Untersuchung des Verhaltens vor der Zeugenschranke: In vielem erinnert sie an das Verhalten der Deutschen nach 1945: Was haben wir schon gewusst? Was hätten wir denn tun sollen? Dazu kommt ein vordergründiges, möglichst allgemeines Bedauern, das die wirkliche Verstrickung verschweigt.
- Eine genauere Szenenanalyse würde auch zu mehr Zitaten führen, an denen man direkt und unmittelbar das Denken des Doktors erläutern könnte.
- Am Schluss wünscht man sich auch noch eine Zusammenfassung, in der etwa das Opportunistische des Doktors deutlich herausgestellt werden könnte.