Michael Jaeger Goethes Faust – ein früher „Global Player“? Vorstellung des Buches von Michael Jaeger (2008) (Mat8036)

Goethes Faust – ein früher „Global Player“? Vorstellung des Buches von Michael Jaeger (2008)
Auf-merk-sam nach-denkliche An-näher-ung 😉

Wir stellen ein sehr interessantes Buch aus dem Jahre 2008 vor, in dem Goethes „Faust“ als „Global Player“ interpretiert wird, der zeigt, wie es um 1800 zu einem „Verschwinden der Gegenwart“ kommt, Goethe zeigt für Jaeger damit ein tiefes, wenn auch in sich zerrissenes Bewusstsein für die Vorboten der Moderne.

Kritsch-anregende Vorstellung des Buches

Michael Jaeger, Global Player Faust oder Das Verschwinden der Gegenwart. Zur Aktualität Goethes, Berlin 2008
1. Abschnitt: Schwankende Gestalten, Widersprüche (9-12)

1.    Gleich zu Beginn des Buches arbeitet Jaeger die dunkel-romantischen Züge zu Beginn der Zueignung heraus und sieht darin angesichts der „Aversionen Goethes gegen die romantische Moderne„ einen „immanenten Widerspruch des Autors gegen das folgende Geschehen“ (9). Unterstützt wird das durch die Einbeziehung des Gedichtes „Abschied“, das ursprünglich als „Abschluß der Gesamt-tragödie“ vorgesehen war. Dort ist von „Bangigkeit“ die Rede und einem „Wirrwarr des Gefühles“ – alles Gefühle, die Goethe gerne weit von sich wies.
Nähere Ausführungen zu diesem Gedicht und seiner Stellung in Goethes Werk finden sich -> hier.
Dabei taucht die Frage auf, ob Jaeger nicht mit der Formulierung „Auf eine enge Welt der Barbarei gar blickt Goethe in jenem Gedicht zurück, das unter dem Titel ‚Abschied‘ zunächst als Abschluß der Gesamttragödie vorgesehen war“ den falschen Eindruck zumindest zulässt, wenn nicht gar hervorruft, dass Goethe dieses Gedicht auf den gesamten Faust bezieht. Wenn man sich die angegebenen Informationsquellen anschaut, wird deutlich, dass das Gedicht 1797/98 entstanden ist und sich nur auf den damals erreichten Arbeitsstand bezieht.
Ein zweiter Kritikpunkt neben der Auslassung des himmlischen Rahmens von Prolog und Schlussszene von Faust II zumindest im Anfangsteil.

2.    Anschließend kommt Jaeger zu seinem Kernthema, dem „Widerspruch zwischen Verweilen und Wimmeln, Ruhe und Bewegung“ (10), der in dem Moment sichtbar wird, als Faust die verhängnisvollen Worte spricht (V. 11574ff).

3.    Diese – für die Schule wohl – ungewohnt kritische Sicht auf eins der zentralen literarischen Meisterwerke der deutschen Literaturgeschichte wird ergänzt durch die Gegenüberstellung zwischen Goethes italienischer Reise und der „Campagne in Frankreich“. Auch hier sieht Jaeger eine Grundspannung bei Goethe, die letztlich einem tiefen Einblick in die großen Veränderungsprozesse seiner Zeit entspreche.

4.    Auf den Seiten 11 und 12 präsentiert Jaeger dann einen – ihm sehr deutlich erscheinenden – Entwicklungsschritt im Verständnis der zentralen Figur des Dramas. Aus einer „Vorbildfigur“ (11), deren Streben als Tugend gilt, und dem Glauben, „eine exemplarisch gelungene Persönlichkeitsentwicklung“ vorzufinden ist für Jaeger in „neuerer Zeit und immer offensichtlicher“ (12) eine „veritable Unglücksfigur“ geworden, so dass man die Gattungszuordnung „Tragödie“ wirklich ernst nehmen sollte. Jaeger geht sogar soweit, im Faust-Drama eine „Katastrophe der Natur sowie der Zivilisation“ (12) zu sehen.

5.    Spätestens hier fragt man sich als Leser, ob Jaeger denn den „Prolog im Himmel“ überhaupt mit einbezieht und den zumindest für Gretchen halb positiven Schluss von Faust I: „ist gerettet“. Die Wette zwischen dem HERRN und Mephisto ist schließlich kein zu vernachlässigendes Spielchen, sondern kann als Goethes Antwort auf Grundfragen des Menschseins gesehen werden. Von da aus spannt sich ein intentionaler Rahmen, der all die „Opfer“, die Jaeger zu Recht erwähnt, möglicherweise dem „dunklen Drange“ zuordnet, der nichts daran ändert, dass man sich „des rechten Weges wohl bewusst“ bleibt.

6.    Damit ergibt sich für die weitere Lektüre die spannende Frage, ob Jaeger sich diesem Problem noch stellt oder er sich viel lieber Fausts tatsächlich sehr modernen Irrungen des zweiten Teils zuwendet. Aber auch da bleibt am Ende das Phänomen, dass Goethe den himmlischen Rahmen ganz bewusst auch für Faust positiv abschließt.
7.    Jaeger schließt seine Einführung „Schwankende Gestalten, Widersprüche“ mit biografischen Überlegungen. Goethe habe Faust II nicht mehr zu Lebzeiten veröffentlicht sehen wollen, weil er glaubte, „daß das Publikum den Text falsch verstehen werde“ (12). Wenn man sich dann fragt, warum sich Goethe denn ein Leben lang an einem so ungeliebten, ja problematischen Werk abgearbeitet habe, dann ist Jaegers Antwort: „Goethe verlieh seinem Unbehagen an der Moderne, das sich im Alter bis zur Bestürzung steigern konnte, in der Fausttragödie einen dramatischen Ausdruck.
8. Noch eine Nachbemerkung zu den anfangs genannten Ansatzpunkten für eine kritische Sicht auf diesen Faust: Natürlich müsste noch genauer geprüft werden, in welchem Kontext die „Zueignung“ entstanden ist und was die Wissenschaft zu Jaegers Auswertung im – für Goethe – negativ-romantischen Sinne sagt. Ebenso müsste man sich auch noch mal das erwähnte Gedicht genauer anschauen. Ähnliches gilt auch für V. 11574ff und den gesamten Ansatz, „Faust“ zu einem Drama der „Rastlosigkeit“ zu machen und mit aktuellen gesellschaftlichen Phänomenen mehr oder weniger gleich zu setzen. Ist die heutige Handy-Nutzung der WhatsApp-Generation wirklich gleichzusetzen mit dem rastlosen Streben Fausts nach Selbstverwirklichung und Weltverständnis?
2. Abschnitt: „Faust und das Projekt der Moderne
9.    Im zweiten Abschnitt (13-16) geht es um „Faust und das Projekt der Moderne“. Jaeger ist der Meinung, dass Goethe seinen Helden immer mehr in die neue Zeit der Industriellen Revolution mit ihren sozialen Veränderungen hineinwachsen lässt, so dass er schließlich als „Prototyp der Moderne auf der Bühne stand“ (13).
10.    Im Einzelnen aufgeführt werden u.a. die „Papiergeldinflation“ (14), die „sozialen Projekte des modernen Utilitarismus und Materialismus, eines allgegenwärtigen Industrialismus, zuletzt des ‚Men-schen-Machens’ und des wissenschaftlich-technischen, industriellen Weltumbaus.“
11.    Bei all dem wäre genauer zu prüfen, ob alle diese Elemente aus Faust II zur Intentionalität des Stückes beitragen oder eher nur Kulisse sind, in der der Held sich weiter „bildet“, um schließlich am Ende doch noch die himmlische Belohnung zu erhalten. Natürlich kann man besonders dem Kampf der himmlischen Mächte und Mephistos um „Fausts Unsterbliches“ satirische Züge zuschreiben, das ändert aber nichts an dem mächtigen Schlusswort: „Wer immer strebend sich bemüht, / Den können wir erlösen. / Und hat an ihm die Liebe gar / Von oben teilgenommen, / Begegnet ihm die selige Schar / Mit herzlichem Willkommen.“ (V. 11936-11941).
12.    Das eigentliche Schlusswort hat dann auch nichts zu tun mit Jaegers Rastlosigkeits-Ansatz: „Alles Vergängliche / Ist nur ein Gleichnis /; Das Unzulängliche, /Hier wird’s Ereignis; / Das Unbeschreib-liche, / Hier ist’s getan; Das Ewig-Weibliche / Zieht uns hinan.“ Das sieht eher nach Goethes Privat-Variante des Christentums aus, mit der sich das Ende eines langen Lebens ertragen lässt, als einer zur Literatur gewordenen sozialwissenschaftlichen Untersuchung.
13.    Ernst zu nehmen ist sicher der Hinweis daraurf, dass Faust in seinem „dunklen Drange“ am Ende einer Utopie anhängt, „die Goethe, dem Verehrer des Maßgedankens der klassischen Philosophie, so suspekt sein mußte: den unbedingten Willen des modernen prometheischen Menschen, in Kenntnis der vermeintlichen Gesetze der Geschichte und der Natur […] eine ganz neue Welt zu konstruieren“, was „eine totale Dekonstruktion der natürlichen und überlieferten, daseienden Lebenswirklichkeit“  (14/15) mit sich bringt.

14.    Jaeger ist der Meinung: „Goethe illustriert diesen Konflikt in der Gegenüberstellung von Klassik und Moderne“ (16), wobei erstere unterliegt – erwähnt werden das Verschwinden von Helena und der-Tod von Philemon und Baucis. Aber hier gleich von einem „Debakel der Klassik“ zu sprechen statt von Verirrungen eines zum Teil auch falsch strebenden Menschen, überzeugt nicht unbedingt.
Abschnitt 3: Fausts Sozialismus, Fausts Kapitalismus (17-20)
15.    Im Abschnitt „Fausts Sozialismus, Fausts Kapitalismus“ macht der Verfasser gleich zu Beginn deutlich, dass zum Bewusstsein der heutigen Zeit neben aller Bewunderung für die „(Aufbau-)Leistungen der Moderne“ (17)  auch ein Gefühl für „die Kosten und die Verluste des Projekts der Moderne“ gehört. Eben so sieht er vor dem Hintergrund der Entwicklung des 20. Jahrhundert – und damit meint er wohl vor allem die totalitären Strömungen und die Weltkriege –  keine Zukunft mehr für die Idee eines „unendlichen Fortschritts, eines glücks- und wohlstandsmehrenden Wachstums-prozesses“. (7)
16.    Im weiteren Verlauf macht Jäger dann deutlich, dass er keine großen Unterschiede in den Weltbeherrschungs-Utopien des Sozialismus und des Kapitalismus sieht. Letzterer hat für ihn nur die Funk-tion, dass in ihm der verhängnisvolle Weg seinen Ausgangspunkt genommen hat und er heute zu ihm zurückkehrt.
17.    Für ihn sind Sozialismus und Kapitalismus „die zwei Seiten ein und derselben Medaille, sie zeigen die Krise der Moderne insgesamt, sie zeigen die krisenträchtigen Konsequenzen des modernen Willens zur Macht über die Natur, über die Überlieferung, über die Differenzen.“ (18)
18.    Interessant ist hier, dass der schon zur Tradition geworden Kritik am Versuch, die Natur zu beherrschen, noch zwei andere Opfer beigesellt werden, die uns vor dem Hintergrund aktueller Entwick-lungen sehr nachdenklich stimmen müssen. Es geht zum einen um einen Machtanspruch gegenüber der Überlieferung, der im Extremfall die Vergangenheits-Bearbeitungszüge von George Orwells Roman „1984“ annehmen kann, zum anderen um einen Machtanspruch gegenüber allen Differenzen und damit auch wohl die Herstellung einer die Welt umspannenden gleichförmigen Konsumenten-Basis für die globale Wirtschaft.

19.    Was Goethes Faust angeht, so werden für Jaeger die „krisenhaften Ursprünge wieder sichtbar“, „die Goethe ins Bild gesetzt hat“ (20). Damit endet die Einleitung – Jaeger geht über zu seiner Interpretation des Dramas.
Abschnitt 4: Fausts Wette: Ruheverbot, Bewegungszwang (20-24)
20.    Dabei zeigt sich gleich eine sehr akzentuierte, um nicht zu sagen: extreme Position. Für Jaeger ist der entscheidende Punkt des Paktes das „Verweile doch!“ – verbunden mit „du bist so schön!“ Während die bisherige Interpretation recht überzeugend davon ausging, dass es Faust hier um etwas wirklich Echtes geht, das Mephisto weder geben kann noch will, macht Jaeger daraus sogar ein „Todessignal“ (21), das Faust ständig nach Neuem streben lässt. Das ist in sich nicht schlüssig, denn Faust will zum Kern der Dinge vorstoßen und ist bereit, dafür alles zu riskieren – warum sollte er plötzlich Angst vor dem Tod haben.
21.    Jaeger entwickelt seinen Gedanken dann noch weiter in Richtung des modernen Kommunikationsfurors, den man tatsächlich zum einen zum Beispiel in der Nachrichtenwelt, zum anderen im dauernden Austausch von Nachrichten etwa über WhatsApp sehen kann. Aber daraus gleich zu schließen, „das Verweilen des anschauend-reflektierenden Bewußtseins“ sei „unmöglich geworden“, stimmt in dieser Totalität natürlich nicht. Zumindest der Schreiber dieser Zeilen wartet auf eine WhatsApp-Nachricht und reflektiert zugleich sehr intensiv die Gedanken Jaegers 😉
22.    Noch weniger kann man Jaeger folgen, wenn er auf S. 24 sogar Faust mit Mephisto gleichsetzt, was die „Versuchung, alles zu negieren“ angeht. Wieder wird behauptet, „aus Angst vor dieser Todesdrohung“, die Faust sich übrigens selbst gesetzt hat, entstehe ein „Furor des Realitätsverzehrs, des Weltverbrauchs, man könnte auch von einem phobisch angetriebenen Konsumrausch“ (24) sprechen.
23.    Gretchen ist für Jaeger „das erste reale Opfer dieses Zwangs“ (24). Dabei werden die Textstellen ausgeblendet, die – bei allem Ungleichgewicht der Beziehung – doch ein echtes Interesse Fausts an Gretchen deutlich werden lassen. Man denke an den Wutausbruch, als klar wird, wie sehr Mephisto Faust von seiner Beziehung abgelenkt hat, oder an den Schluss, in dem Faust von Mephisto fordert, Gretchen aus dem Kerker zu retten. So handelt niemand, der einfach nur „verbraucht“.
24.    Ebenso wird nicht einbezogen, dass Mephistos Feststellung „Sie ist gerichtet“ eine „Stimme von oben“ entgegensetzt: „Ist gerettet“ – was ganz dem immer noch vernachlässigten „Prolog im Himmel“ entspricht.
25.    Im Folgenden soll noch kurz gezeigt werden, dass die Zitate, die Jaeger für das angebliche Verweil-verbot anführt, gar nicht so eindeutig sind, wie es zunächst scheint. So wird der Kontext der gebrachten Zitate zu wenig berücksichtigt beziehungsweise einseitig verengt. Es geht nämlich für Faust nicht um „Verweilen im Angesicht des Schönen“, sondern um „Lock und Gaukelwerk“ (1585 u.ä. Erst am Ende versteigt er sich auch zur Ablehnung zentraler christlicher Werte wie Liebe, Hoff-nung und Glauben – und fügt dann noch Geduld hinzu.
26.    Was das zweite Zitat angeht (Vers 1710) geht es auch weniger um das Verfahren als um ein Knechtsein, was Faust wohl als Mangel an Autonomie ansieht.
27.    Auch die nächsten beiden Zitate (1754f und 1766) haben weniger etwas mit Ruhe und Verweilen zu tun als mit romantischer Sehnsucht nach mehr Erkenntnis und Lebenssinn.
28.    Das letzte Zitat 11233 bezieht sich auf den Schritt der Entwicklung Fausts, in der er tatsächlich in eine Art Größenwahn gerät und ohne Rücksicht auf Verluste seine Vorstellung von einer besseren Welt verwirklichen will.
29.    Die Konsequenzen die daraus gezogen werden: „Alles hiersein, alles bewusste Jetzt- und Dasein ist wertlos, öde, tot“ (45/46) können in dieser Verallgemeinerung und Akzentuierung nicht akzeptiert werden. Man denke etwa daran, dass Faust gerade nicht von Gretchen weg will und sich beklagt, dass er dort nicht mal ein Stündchen Ruhe habe. Es ist also Mephisto, der ihn von dort wegtreibt.

30.    Ein großes Problem scheint auch in der Begrifflichkeit zu liegen: So verwechselt Jäger in diesen Passagen Qualitätsunterschiede mit Zeitverhältnissen. Wenn ein Gefangener alles tut, um schnell aus dem Gefängnis herauszukommen, hat das mehr etwas mit Sehnsucht nach Freiheit als mit Fragen von Rastlosigkeit zu tun. Hier stellt sich die grundsätzliche Frage, ob Jäger nicht tatsächlich zumin-dest Faust I sehr stark fehlinterpretiert, ausgehend von extremen Fehlentwicklungen am Ende von Faust II.
Abschnitt 5: Fausts neuzeitliche Revolution (25-27)
31.    Im Abschnitt „Fausts neuzeitliche Revolution“ (25-27) geht Jaeger auf die Quellen für Goethes Drama ein und arbeitet dabei den interessanten Punkt heraus, dass das Volksbuch von 1587 im Zusammenhang mit der Reformation gesehen werden muss: Diese entwickelte die Idee von der „Frei-heit eines Christenmenschen“ – und damit ergab sich dann auch die Notwendigkeit, diese Freiheit /vor dem Exzess der Hybris zu bewahren: „Die drastische bildliche Personifikation der Superbia ist […] der Teufel, und dieses Bild vor allem geht ein in die Geschichte des Doktor Faustus.“ (27).
Abschnitt 6: Goethes Aktualisierung der Faustüberlieferung (28-30)

32.    Was „Goethes Aktualisierung der Faustüberlieferung“ ab S. 28 angeht, arbeitet Jaeger erst einmal die Probleme heraus, die jemand hat, der nach 200 Jahren und ganz viel Aufklärung wieder an diesen Stoff herangeht. Interessant der Hinweis, dass Goethe lange gebraucht hat, bis Mephisto die endgültige Gestalt und Funktion im Drama erreicht hatte. Eine entscheidende Rolle spielt dabei die Gretchen-Tragödie, mit der für Jaeger der alte Faust-Stoff eine neue, stark sexuelle Komponente bekam. Mephisto übernehme „ganz offensichtlich die Rolle eines Agenten und Repräsentanten der Triebsphäre“ (30). Hinzu komme bei Mephisto „eine geistige Potenz – als ‚Geist, der stets verneint’ – […] die, wie sich herausstellen wird, zu Goethes Zeit gerade hochaktuell war“ (30).

33.    Am Ende dieses Abschnittes dann der spannende Satz: „Faust und Mephisto werden hier kenntlich als Zeitgenossen Goethes, und mithin als Zeitgenossen der Moderne, der Epoche, die zu Goethes Zeiten anhebt und deren Hoch-, womöglich auch Endphase wir heute erleben.“ (30) Da haben wir es wieder, diese Lust an der Gleichsetzung dieser beiden Gestalten, die zwar ganz eindeutig durch den Pakt und seine Folgen aneinander gebunden sind – und doch zugleich auch weit auseinander. Denn bis jetzt gibt es immer noch dieses völlige Ausblenden des Prolog-Rahmen-Kontextes, der sich ja im Umfeld des Paktes durchaus wiederfindet, wenn Mephisto sagt: „Den schlepp ich durch das wilde Leben, / Durch flache Unbedeutenheit“ (V 1860/1), was nichts mit Fausts wahren Zielen zu tun hat. Diese Gemeinschaft ist von Anfang an auf Betrug einerseits und Misstrauen andererseite aufgebaut. Um so mehr ist man gespannt auf den weiteren Gang der Untersuchung.
Abschnitt 7: „In der Hexenküche des Voluntarismus“ (30-33)
34.    Ab Seite 30: wendet sich Jaeger der „Hexenküche des Voluntarismus“ zu. Goethes Italienreise hat seiner Meinung nach eine große Veränderung in der Konzeption der Faustfigur mit sich gebracht. Aus dem mittelalterlichen Professor ist für ihn jemand geworden, der „ins revolutionstypische Menschheitspathos des ausgehenden 18. Jahrhundert“ (30/31) verfällt. Festgemacht wird das an den Versen 1770ff, in denen es darum geht, dass Faust alles haben möchte, „was der ganzen Menschheit zugeteilt ist“ – mit der negativen Zukunftsprognose: „Und, wie sie selbst, am End’ auch ich zerscheitern.“
35.    Zusammenfassend spricht Jaeger hier von einem „pathetischen Subjektivismus“ (31) Fausts, der für ihn durchaus zu Mephistos Programm der Flachheit zu passen scheint: „Den schlepp ich durch das wilde Leben, durch flache Unbedeutenheit“ (Vers 1856ff).
36.    Eine zentrale Rolle spielt dabei die Hexenküche, in der Mephisto „die Verjüngung seines Herrn mit dessen radikaler Persönlichkeitsänderung“ (32) verknüpft. Er sieht anschließend bei Faust eine „Dauererregung“, die Mephisto ermöglicht, Fausts „unbedingten Willen zum Herrschaftsinstrument des Sexus“ (32) zu machen.
Hier fragt man sich allerdings, ob das wirklich der alleinige oder überhaupt vorherrschende Antrieb bei Faust ist. Zumindest gibt Jaeger, wie wir noch sehen werden, dass es in dieser angeblichen „Dauererregung’“ immer wieder Momente der Kritik und Selbstkritik gibt, also des „Sich-des-rechten-Weges-wohl-bewusst-Seins“, wie es vom HERRN im Prolog vorausgesagt wird.
37.    Jaeger sieht das Programm der Hexenküche eng verknüpft mit Goethes Zeitkritik: „Im Revolutionsgeschehen drohen die vernunftwidrigen Mächte der Triebgewalten und der subjektivistischen Willkür hervorzubrechen“. (33) Auch hier erscheinen die aufgeführten Belegstellen aus der Szene etwas dürftig.
Abschnitt 8: Margarete, vorübergehend“ (34-36)

38.    Anschließend wendet sich Jaeger Gretchen als dem bevorzugten Objekt dieser Begierde zu. Er verwendet dazu die mehrdeutige Überschrift: „Margarete, vorübergehend“ .
39.    Natürlich hat der Verfasser recht, wenn er die erste Begegnung Fausts mit Gretchen noch ganz im Zeichen des Hexentranks sieht. Wenn er hier aber eine „materialistische Bewußtseinsrevolution“ (34) sieht, wirkt das doch sehr übertrieben, ebenso wenn er im Hinblick auf auf Faust von der „un-umschränkten Herrschaft seiner Triebphantasie“ (34) spricht. Noch weniger mag man Jaeger folgen, wenn er im Umgang mit der jungen Frau sogar einen „brachialen Einbruch des modernen Materialismus des Kapitals“ (35) sieht. Immerhin geht es nur um ein Schmuckkästchen und das bewegt sich doch wohl in einem recht traditionellen Rahmen. Auch der Hinweis auf Gretchen „schauerliches En-de“ (35) überzeugt nur teilweise, weil hier zum wiederholten Male die Stimme „von oben“ mit ihrem Hinweis darauf, dass Gretchen „gerettet“ ist, ausgeblendet wird.

40.    Insgesamt hat man den Eindruck, dass diese in der Anfangskonstellation doch recht einfache Ge-schichte zwischen Gretchen und Faust sehr überhöht wird.
Abschnitt 9: Mephistos Revolution“ (37-40)
41.    Im Abschnitt „Mephistos Revolution“  macht Jaeger noch einmal deutlich, wie sehr aus sei-ner Sicht die Gespräche zwischen Faust und Mephisto als „Dramatisierung eines inneren Konfliktes  gestaltet“ (37) sind. Das „falsch Zeugnis“, das Faust widerwillig gegenüber der Nachbarin ablegen soll, wird auch hier wieder völlig überhöht, wenn Faust damit ganz auf der Seite des Lügengeistes gesehen wird. Dass man die Liebeserklärungen Fausts gegenüber dem einfachen Mädchen mit einer gewissen Skepsis betrachten sollte, ist klar, aber hier nur eine „Chiffre der auf verbrauchenden Kör-pergenuss gestimmten Willkür“ (37) zu sehen, erscheint sehr lebensfremd.
42.    Ähnliches gilt für die zusammenfassende Beurteilung: Fausts „Umgang mit Margarete scheint nach-gerade die mephistolische Revolution der Weltverhältnisse dramatisch zu illustrieren.“. (39)

43.    Was die etwas irritierende Überschrift des Abschnitts angeht, so findet man eine Erklärung auf Seite 40. Dort ist von einer materialistischen Revolution Mephiostos die Rede, „die jeden Bewusstseinsin-halt aufs Körperliche, auf die Triebnatur […] herabstimmt (40).
Abschnitt 10: „Radikaler Materialismus“ (40-43)
44.    Das wird dann ab Seite 40 im Abschnitt „Radikaler Materialismus“ noch näher ausgeführt. Man kann das hier abkürzen, indem man Jaegers Hinweis auf Goethes Reaktion „auf das in seinen Augen vermessene Projekt der Moderne, die Natur aus einem Prinzip heraus systematisch konstruieren zu wollen“ (42 auf den Verfasser dieses Buches selbst über trägt. Auch hier hat man das Gefühl, dass ein vielschichtiges Stück Literatur versuchsweise aus einem einzigen Punkt erklärt wird. Dem ge-genüber erwähnt Jaeger selbst die Freude Goethes an der „Anschauung jenes einen Wahren in der unendlich vielfältigen, wechselnden ‚Gestalt’ der Lebenszeugnisse, das sich freilich dem unmittelba-ren Blick und Zugriff des Menschen entzieht (42). Man fragt sich wirklich, warum Jaeger dasselbe tut, das Goethe aus seiner Sicht zu Recht an seinen Gegnern kritisiert.
Abschnitt 11: „Moderne Ungeheuer: der Traum der mephistolischen Vernunft“ (43-46)
45.    Im Abschnitt: „Moderne Ungeheuer: der Traum der mephistolischen Vernunft“ beschreibt Jaeger die Zwänge, denen Faust unterliegt, recht überzeugend, auch wenn man seiner Schlussfolge-rung nicht ganz folgen mag, dass Faust sich „das mephistophelische Negationsprogramm zu eigen gemacht“ hat, „und das womöglich in radikalisierter Version“(44).

46.    Immerhin wird auf Seite 45 zugegeben, dass Faust in der Einsamkeit von „Wald und Höhle“ „diese Zwangslage auch zu Bewusstsein“ (45) kommt. Das wird aber nur festgestellt und nicht zu seinen Gunsten ausgewertet, auch nicht im Hinblick auf seine angebliche Identität mit Mephisto.
Abschnitt 12: „Fausts Angst“ (46-49)
45.    Im Abschnitt „Fausts Angst“ (46-49) kann man Jaeger schon mehr folgen, wenn er herausarbeitet, dass es hier durchaus um eine „Klaustrophobie des Existenzkerkers“ (47), letztlich also den „horror vakui“ oder ganz allgemein die Angst vor dem Tod geht. In diesem Zusammenhang hat Gretchen durchaus etwas von einer „Medizin“ (47). Interessanterweise taucht jetzt erstmals in Jaegers Inter-pretation der Prolog auf, wird anerkannt, dass Faust sich „der Verhältnisse von Wahrheit und Lüge immerhin noch ‚halb bewusst’ (V303)“ (47) ist. Diskussionswürdig auch die These, dass das bei Faust betonte dem Abgrund „todesmutig entgegenbrausende Dasein als katastrophisches Faszinosum dem Leben ein sehr modernes Ziel gibt.“ (48)

46.    Sicher wird Gretchen dabei vorzeitig zum Opfer, während Faust den eigenen Untergang zumindest danach auch in Kauf nimmt. Übersehen wird dabei aber von Jaeger, dass es sich hier möglicherweise wirklich um eine Art vorläufigen Kollateralschaden des göttlichen Aktivierungskonzepts handelt, dem am Ende aber die Rettung winkt. Der Eindruck bleibt also, dass Jaeger den Prolog im Himmel nur widerwillig und im wahrsten Sinne des Wortes „halb-herzig“ mit heranzieht.
Abschnitt 13: „Margaretes Grauen“
47.     Im Abschnitt „Margaretes Grauen“ nähert sich Jaeger dann seinem gefährlichen Punkt, nämlich der finalen Rettung der jungen Frau „von oben“. Aber darauf geht er gar nicht ein, endet stattdessen mit dem wirklich erst mal vernichtenden Urteils Gretchens: „Heinrich, mir graut’s vor dir. (V4607f)“ Ansonsten lohnt es sich, die Argumentation in diesem Abschnitt genauer zu betrachten. Gleich am Anfang die These: „Als Ablenkungssüchtiger ist Faust gefesselt an den Unterhaltungskünstler Me-phistopheles.“ (49) Schöne Worte und auch nicht ganz falsch. Dann aber eine These mit einem in keiner Weise tragfähigen Beleg: „Das entgeht am wenigsten Maragarete [sic!], die ahnt, daß sie zum schieren Stoff dieser Unterhaltung herabgewürdigt werden soll.“ Das wird dann mit ihrem Hinweis „bewiesen“: „Der Mensch, den du da bei dir hast, / Ist mir in tiefer inn’rer Seele verhaßt“ (V3472f.). Das bezieht sich ganz eindeutig nur auf Mephisto, der Rest ist reine Spekulation.

48.    Auf dieser fadenscheinigen Argumentationlinie kommt Jaeger dann auch zu dem für seine Beweisführung wichtigen Schluss: „Die Sucht nach diesem Opfer- und Konsumritual korrumpiert in Margaretes Wahrnehmung auch noch Fausts letzte flehentliche Bitte, sie möge mit ihm gemeinsam dem Kerker entfliehen.“ Das ist natürlich zur Hälfte richtig, nämlich, was das „korrumpiert“ angeht, das „flehentliche Bitte“ wird aber nicht angemessen gewürdigt – und die Methode, sich einfach mal in den Kopf der Todeskandidatin hineinzufühlen, ist überaus fragwürdig. Vor allem dann, wenn man das wirklich letzte Wort zu Gretchen in Faust I („ist gerettet“) genauso so wenig berücksichtigt wie ihre Funktion am Ende von Faust II. Eindeutig eine der schwächsten Passagen des ganzen Buches, eben geschuldet dem Versuch, eine These deduktiv zu verteidigen, statt sie erst mal induktiv aufzubauen.
Abschnitt 14: „Der Gott der Moderne“ (51-58)

1. Im Abschnitt „Der Gott der Moderne“ ist Jaeger dann sehr viel überzeugender. Er präsentiert zunächst den Unterschied zwischen antikem Theater und modernem Theater an einem Beispiel Goethes, bei dem zwei Kartenspiele eine Rolle spielen. Das antike Theater entspricht dem Whist, bei dem der Spieler mit den Karten leben muss, die ihm gegeben sind. Beim L’hombre-Spiel allerdings kann er mit den Karten machen, was er will. Im ersten Falle haben wir also das Akzeptieren des Schicksals, wie Ödipus es präsentiert, im anderen Falle flieht man bis zum Schluss aus der Realität, wie es sich bei Faust beispielhaft zeigt. Er spricht ja die verhängnisvollen Worte, während keine Dämme zur Landerzeugung geschaufelt werden, sondern sein Grab.

Letztlich führt Jaeger mit Mephisto dieses ganze Schein-Leben auf den Versuch der Bewältigung der Todesangst zurück. Verwiesen wird auf die Verszeile 1579 und damit Fausts Zurückweichen vor dem so scheinbar mutig vorgetragenen Selbstmordprojekt. Damit ist Fausts schöne Todes-Fantasie in 1573-1576 tatsächlich entlarvt: „O selig der, dem er im Siegesglanze / Die blut’gen Lorbeern um die Schläfe windet, / Den er, nach rasch durchrastem Tanze, / In eines Mädchens Armen findet!“ Interessant auch, dass Faust darauf nur in maximaler Erregung mit einer regelrechten Fluchorgie antworten kann. Hier hat Jaeger mit Sicherheit ein entscheidendes Momentum der Tragödie herausgestellt.
Ob man allerdings aus dieser inneren Not eine „heroische Geste der Negation“ (58) herauslesen kann, dürfte jeder vorsichtig bezweifeln, der die zentrale These des Buches von der Identität von Faust und Mephisto nicht als axiomatische Voraussetzung alles anderen anerkennt.
Einer Anregung einer Kollegin folgend, verweisen wir in diesem Zusammenhang gerne auf die beiden Varianten der Fabel vom Schilfrohr und der Eiche, wo ähnlich unterschiedliche Haltungen verdeutlicht werden.
Abschnitt 15: „Krisenzeit“ (58-64)
50.    Im Abschnitt 15: „Krisenzeit“ (58-64), kommt Jaeger dann fast richtig zur Sache: Endlich geht er ganz klar auf das Prolog-Konzept des „guten Menschen“ ein, reduziert es dann allerdings auf eine sehr konservative Interpretation. Wenn Faust sich nicht so verhält, wie es zu Jaegers Moral-Konzeption passt, dann kann das nicht mehr im Sinne des HERRN sein. Bezeichnenderweise wird Fausts Selbsteinschätzung nicht mit Textstellen belegt, sondern vom Autor selbst formuliert: „Ich weiß nichts, ich kann nichts, ich bin nichts“ (59). Das klingt gut, aber irgendwie sehr viel klarer, als es die „Dunkelheit“ des Prologs erlaubt.
51.    Man hat den Eindruck, dass Jaeger nur in Antithesen denkt, aber nicht dialektisch. Er kann sich nicht vorstellen, dass Faust auf einzigartige Weise sich von allem Althergebrachten entfernt und nach der Negation auf einer höheren Ebene dorthin zurückkommt. Dabei ist das schon das Modell des Gleichnisses vom verlorenen Sohn: Auch der wendet sich radikal ab, überspringt alle Moralgrenzen und kehrt am Ende zurück – sicher nicht zu den alten Verhältnissen, sondern auf eine ganze eigene Art und Weise geläutert.
52.    In die gleiche Richtung geht es, wenn Jaeger die Verse 1607ff, in denen Faust nach seinem Rundumschlag gegen alles mit dem Wunsch konfrontiert wird, die von ihm zerschlagene Welt wieder aufzubauen, im Sinne der Revolutionäre der Französischen Revolution interpretiert, als ging es hier dar-um, dass „aus dem Desaster der alten Welt der neue Adam hervorgehen“ (63) soll. Statt dessen heißt es im Faust klipp und klar: „Du hast sie zerstört, /die schöne Welt […] Baue sie wieder, /In deinem Busen baue sie auf! / Neuen Lebenslauf / Beginne, / Mit hellem Sinne, / Und neue Lieder / Tönen darauf. „ (Vers 1607ff, von Jaeger zitiert auf S. 63). Im dialektischen Sinne gibt es eben keine totale Zerstörung des Alten, sondern  seine „Aufhebung“ und damit auch angemessen Aufbewahrung in der Synthese.

53.    Ähnlich riskant ist der semantische Sprung von dem „Fluch vor allem der Geduld“ (64) hin zu der Interpretation: „das heißt: Fluch vor allem der Toleranz!“ (64). Im Vorgriff auf den nächsten Ab-schnitt wird dann schon dem „rastlosen Aktivismus Faust-Mephistos“ (wieder diese Gleichsetzung) auch noch die Schuld an den Verirrungen der Französischen Revolution gegeben.

54.    „Immer vorwärts“: die Revolution der Moderne (S. 64-69)
In diesem Kapitel geht es um das wirklich Revolutionäre in der Französischen Revolution, nämlich (aus Sicht Goethes wie Jaegers) der Hinrichtung des Königs, die weniger etwas mit seiner Schuld zu tun hatte als vielmehr zur Absicherung des revolutionären Prozesses überhaupt. Jaeger zitiert hier Robespierres Hinweis: „Ist der König nicht schuldig, dann sind alle schuldig, die ihn vom Thron ge-stoßen haben.“ (65) Auf den folgenden Seiten dann das immer gleiche Spiel: Der eigenen, sehr spe-ziellen Interpretation der Wette, was die gefährliche Schönheit des Moments angeht, folgen weitrei-chende Gleichsetzungen des Weges Fausts mit dem „Prozeßdenken“ als der „Signatur der Moderne“ (66). Wie man es schon gewohnt ist, werden Überlegungen des großen Klassik-Begründungsgeistes Winckelmann schnell mal eben auf Faust übertragen, als gäbe es keine unterschiedlichen Kontexte. Das ändert nichts daran, dass die Ausführungen zu Goethes Ideal „des ruhigen, des autonomen Be-wußtseins und des Verweilens im Angesicht des Schönen“ (67) überaus bedenkenswert sind. Mehr als dem Prinzip der Bewegungsdoktrin kann man dabei wohl dem Hinweis auf Fausts sehr romanti-sche „Faszination der extermen Leidenschaften“ (67) folgen.
55.    Im weiteren Verlauf des Abschnitts wird sogar Mephistos Freude im Hinblick auf das Schisal von allem, „daß es zu Grunde geht“ einfach auf Faust bezogen (68) und ganz allgemein wird nicht unterschieden zwischen einer problematischen Bewegung der Revolution und einer der Reformen.

56.    „Industrielle Revolution“ (69-71)
In diesem Abschnitt wird recht überzeugend Goethes Unbehagen an einem Prozess verdeutlicht, den er selbst als „veloziferisch“ bezeichnet. Das kann man sicher anerkennend zur Kenntnis nehmen, allerdings macht es sich Jaeger ein bisschen einfach, wenn er so ganz nebenbei die These vertritt: „Diesem in Goethes Augen ‚größten Unheil unserer Zeit’ unterwirft Faust im Pakt mit Mephisto sein Leben und die Realität der Welt“ (70). Das ist zumindest in dieser Totalität fragwürdig und klam-mert seine späte Anerkennung und Rettung am Ende von Faust II wie immer aus.

57.    „Handwerk des Leben“ (72-77)
Dem industriellen Prozess entgegen stellt Goethe – wie Jaeger sehr schön herausarbeitet – ein Ar-beits-, aber auch Lebenskonzept, das vom Handwerklichen geprägt ist. Für Goethe sei das damit ver-bundene „identitätsstiftende kritische Selbstbewußtsein“ etwas, „das dem einzelnen das Ruder in die Hand gibt, um sich als autonomes Subjekt im Strom der Zeit, der fremden Meinungen und Forde-rungen behaupten zu können.“ (73)

58.    „Weltrevolution, Weltproduktion und totale Organisation“ (77-87)
In diesem Abschnitt wird das Denken des Frühsozialisten Saint-Simon, das Goethe im Umfeld der Julirevolution von 1830 in Frankreich die Schreckgespenster von 1792 wieder heraufkommen ließ, ausführlich dargestellt. Sehr schön deutlich gemacht wird das Konzept, das Sozialismus und Kapitalismus noch eng beeinander sieht. Es geht nämlich um die völlige Beherrschung der Welt durch die Industrie, um damit auch für alle Menschen Fortschritt zu erreichen. Man wird beim Lesen sehr schnell an die heutigen Weltbeglückungspläne der Globalisierer erinnert, die ja auch wenig Rück-sicht nehmen auf partielle und aus ihrer Sicht temporäre Kollateralschäden. Interessant, welche Bedeutung in diesem Zusammenhang die Wissenschaftler als Quasi-Priester einer neuen einheitlichen Weltrettungsreligion bekommen. Für Goethe ist die eng mit seinem Intimfeind Newton verbunden, gegen den er ja auch in seiner „Farbenlehre“ kämpft.
59.    Dem Einzelnen wird in diesem neuen System einer Art Sozialkapitalismus nur noch der Wert zugesprochen, der sich durch seine Arbeit ergibt. Für die – ganz im Sinne des nach den Gedanken Rousseaus gestalteten „Wohlfahrtsausschusses“ wie auch des Partei- und Kaderdenkens des Kommunismus – gleichgeschalteten Arbeitsbienen gibt es keine darüber hinausgehende Autonomie mehr. Es gilt nur noch der Voluntarismus derer, die das Sagen haben und glauben, die Zukunft bestimmen zu können.
60.    Am Ende dieses Kapitels gibt es eine Art Vorausschau, auf die „Wellenphobie“ des 4. Aktes und die „Glockenphobie“ des 5. Aktes des zweiten Teils des Faust-Dramas. Der erste Begriff zielt dabei ab auf die Ausschaltung der Natur in ihrer gewordenen Gestalt, der zweite auf die Beherrschung der Vergangenheit bzw. des Wissens darum. Auch hier wird man an Tendenzen der Gegenwart erinnert, in der die Erinnerung nicht mehr dem Erkenntnisstreben des Einzelnen überlassen, sondern von Staat und Gesellschaft vorgegeben wird. Dazu kommt die Bereitschaft zu weitreichenden Experimenten, bei denen das Prinzip der „Alternativlosigkeit“ jede differenzierende kritische Betrachtung aushebelt.
61.    „Die Negation der Überlieferung“ (87-91)
Dieses Kapitel ist ganz der letzten „Enklave nicht kolonisierten Lebens“ (87), nämlich dem kleinen Besitz des alten Ehepaares Philemon und Baucis gewidmet. Bezeichnend ist, dass es dabei nicht nur um eine Hütte, sondern auch um eine Kapelle geht, die von Mephisto und seinen Helfershelfern im Sinne Fausts mitsamt den Bewohnern vernichtet wird. Zu Recht spricht Jaeger deshalb von einem Projekt der „Totalkolonisierung und Totalsäkularisierung“ (88) der Welt, das auch vor einer Art Scheiterhaufen nicht Halt macht: „Das Opferritual ist in Goethes Augen das typische Instrument der Schreckensherrschaft, und der Scheiterhaufen von Philemon und Baucis und vom Wanderer ist die bis zum äußersten Nihilismus getriebene Variante des profanen Schlachtopfers.“ (89)Leider wird dieser Übergriff wieder zu eindeutig und sich selbst beweisend einer beschränkten Inter-pretation der Wette zwischen Faust und Mephisto unterworfen. Zwar ärgert Faust „Das verfluchte hier“ (89), aber er sagt auch „Die Linden wünscht ich mir zum Sitz. / Die wenig Bäume, nicht mein eigen, / Verderben mir den Welt-Besitz. / Dort wollt ich, weit umhier zu schauen, /Von Ast zu Ast Gerüste bauen, / Dem Blick eröffnen weite Bahn, / Zu sehn, was alles ich getan“ (89/90). Hier domi-nieren ganz eindeutig Macht, Herrschaft und der Wille, etwas Bleibendes zu hinterlassen, die Dyna-mik erscheint hier als Mittel zum Zweck.

Am Ende des Kapitels (91) zitiert Jaeger zu Recht Fausts zu weitreichende Inanspruchnahme seiner Mitmenschen: „Wie das Geklirr der Spaten mich ergötzt! / Es ist die Menge, die mir frönet […].“ Aber das Ziel ist eben auch: „Den Wellen ihre Grenze setzt“. Da erblickt man das Doppelgesicht von Storms „Schimmelreiter“ – aber zumindest die Intention bedeutet eben auch mehr Raum zum Leben für die Menschen und mehr Sicherheit, man denke nur an das Leid im Zusammenhang mit den frü-her als Schicksal hingenommenen Überschwemmungen.
62.    Die Negation der Natur (91-93)
In diesem Kapitel geht Jaeger ausführlich auf Goethes „Wellenphobie“ (91) ein. Gemeint ist damit die Natur als ein Ablauf von periodisch Wiederkehrendem im Gegensatz zu seinem Prozessdenken. Sehr bedenkenswert ist seine Einordnung in einen größeren sozio-kulturellen Zusammenhang:„Nach der Unterwerfung der Überlieferung – des „alten Gotts“ von Philemon und Baucis (V.11142) – folgt hier der andere Teil der zweiten Schöpfung: die Umwandlung aller Naturverhältnisse in Pro-duktionsverhältnisse, wo etwas geleistet wird für den Prozeß, der von der industriellen Revolution angetrieben wird. Fausts Verse zitieren das saint-simonistische Evangelium einer profanen Erlösung durch Arbeit und Industrie.“ (92)

Dem kann man sicher weitgehend zustimmen, allerdings wird übersehen, dass Faust damit den Men-schen auch etwas Gutes tun will. Inwieweit das gelingt, ist für die Beurteilung der Intention erst mal uninteressant.

Was das Motiv der Angst angeht, so mag da schon etwas dran sein. Denn der Wellengang des Mee-res ist ja auch ein Hinweis auf das unabänderliche „Stirb und Werde“ aller Existenz – und das ist na-türlich ohne Transzendenz schwer erträglich und zwingt zur Erzeugung eines Surrogats.
63.    Totale Negation (93-97)
Ausgehend vom Prometheus-Mythos beschreibt Jaeger
„den neuen total profanen Adam,
den Menschen als Arbeiter,
der das Nachdenken über die Ordnung des Seins abbricht
und die Überlieferung der Weltinterpretation liquidiert,
der sich selbst, die Welt und die Geschichte allein durch Arbeit erschafft
und dessen revolutionäre ‚Tat’ angetrieben wird durch die quasireligiöse Hoffnung auf den ganz an-deren Gesellschaftszustand der am Ende der Zeiten erlösten Menschheit.“ (94)Hier macht Jaeger sehr gut deutlich, was für eine geistig-kulturelle Revolution mit der Industriellen Revolution einhergeht. Letztlich endet das durchaus in den radikal ideologischen Versuchen des 20. Jahrhunderts ein innerweltliches Paradies zu errichten – allerdings auf den Knochen von Millionen von Opfern – zudem mit einem zunächst ungewissen und letztlich gescheiterten Ergebnis.

Jaeger spricht in diesem Zusammenhang ganz eindeutig von der „Destruktion der Realität durch die modernen Revolutionäre“ (95).

Im Zusammenhang mit dem Versuch der Lebenszüchtung des Dr. Wagner, wird deutlich gemacht, in welchem Ausmaß es sich um den Versuch handelt, „die Herrschaftsinstrumente des alten Gotts – Schicksal und Notwendigkeit – selbstbewusst beiseite“ zu räumen (96).

Erschreckend die Formulierung der abgründigen Entschlossenheit: „… nur aus den Trümmern der al-ten Welt wird sich der Übermensch der neuen Welt erheben können“. (97)

64.    Metamorphose und Kolonisation der Wirklichkeit (97-101)
Lange vom Leser ersehnt und dann doch etwas plötzlich spricht Jaeger von der „autonomen Bedeu-tungsvielfalt“ (97) von Goethes Werk´, die es als nicht ausreichend erscheinen ließen, „wollte man sich nur auf den zeitkritischen Gehalt“ konzentrieren.Konkret bedeutet das für ihn die Herausarbeitung des Rückgriffs Goethes auf Ovids „Metamorpho-sen“. Entscheidend ist dabei, dass die Geschichte um Philemon und Baucis von Goethe ins Gegenteil verkehrt wird. Während bei Ovid die beiden anständigen Alten am Ende als einzige die Sintflut über-leben und überleben können, werden sie in Faust II zum Opfer – und zwar auf eine Weise, die ihren überaus menschlichen Wunsch, gleichzeitig sterben zu dürfen, auf einer Art Scheiterhaufen zynisch umsetzt, während sie bei Ovid gemeinsam vom Gebüsch überwachsen werden.

Im Schlussteil geht es dann um den altgriechischen Zahlenphilosophen Pythagoras, der die ständigen Veränderungen und Wiederholungen in den Kreisläufen der Natur zu ihrem Kernprinzip macht. Noch einmal wird ausgehend von der Wellenphobie hervorgehoben, wie sehr Faust als modernen Menschen dieses ruhige Gleichmaß der Natur irritiert, ja ängstigt. Es ist die Flucht in einen sich ständig steigernden Produktionsprozess, wodurch Faust versucht, sich daraus zu retten.
65.    Fausts Utopie: Gewimmel (102-105)
in diesem Kapitel wird Fausts Zukunftsvision eines freien Volkes auf freiem Grund (11574ff) als zentrales Heilmittel gegen die Angst vor dem Nichts dargestellt.  Seine von Mephisto als Sieg ver-standene Feststellung, er genieße jetzt den höchsten Augenblick (11583ff), ist gerade das Gegenteil des klassischen Schönheitsideals der ruhigen Betrachtung des Jetzt.Jaeger stellt sich und uns zu Recht die Frage,  was denn eines Tages noch übrig ist, „ wenn eine mo-derne Sinnstiftung der Existenz allein durch Arbeit nicht mehr möglich ist, weil der Prozeß der Mo-derne und ihn begleitende (Industrie-)Arbeit unterdessen in anderen Weltregionen stattfinden.“ (103) Eine einfache Rückkehr zu einer vita contemplativa scheint ihm nicht mehr möglich.

An dieser Stelle fehlt natürlich zumindest der Versuch einer dialektischen „Auf-hebung“ in Richtung einer Synthese, also der Suche nach Lösungen, die frühere antagonistische Situationen hinter sich lassen und eine neue Stufe der Entwicklung erreichen.

66.    Die Gretchenfrage heute und Goethes Antwort (105-119)
Jaeger wendet sich in diesem Kapitel den Ansätzen von Transzendenz, also letztlich dem Religiösen, zu, das Gretchen in ihrem Gespräch mit Faust ja angemahnt hat.

Ausführlich diskutiert der Verfasser die Frage: „Gibt es irgendetwas, so die Gretchenfrage heute, dass uns, unserer Kultur noch heilig ist“. (107)

Die Antwort findet Jaeger in Goethes Anschauung der Natur und im Helena-Teil der Faust-Tragödie:
„In Griechenland führt Helena Faust in die klassische Lebenskunst ein, die unhintergehbare Bedeu-tung des vergänglichen Seins in der Konzentration auf den Augenblick zu erkennen.  Faust selbst so-gar öffnet in ihrer Gesellschaft den Blick auf den absoluten Wert des augenblicklich Daseienden und argumentiert im Sinne der klassischen Seinsreflexion: ‚FAUST.  Nun schaut der Geist nicht vorwärts nicht zurück, / Die Gegenwart allein  – HELENA. Ist unser Glück.’“ (109, 9381f.)

„ Helena kann dann sogar mehrmals die in der Wette zum Todesschrecken verzerrte Erfahrung des Da- und Hierseins beschwören,  Oder Faust aus der Fassung zu bringen.“ (109) Jaeger sieht hier so-gar die zumindest kurzzeitig und in diesem Umfeld mögliche „Heilung des Ruhelosen von der Ge-genwartsphobie“ (109).
Daraus zieht der Verfasser den Schluss: „Der in Arkadien neben Helena gültige Satz, ‚Die Gegen-wart allein ist unser Glück’, stellt für ihn  den Widerruf des Paktes und der faustischen Prozeßregel dar, nach der es eben heißen müsste: ‚Die Gegenwart allein ist unser Unglück’.“ (109)

Im weiteren Verlauf geht Jaeger dann auf die damit verbundene „Glückslehre Goethes“ (111) ein. In diesem Zusammenhang spricht er von einer „intellektuellen Übung, in der das affektbestimmte Sub-jekt zur Objektivität,  d.h. zur respektierenden Anschauung der Welt gelangt, die es wieder als Ge-genstand der Lust verschlingt noch, insofern sie fremd und anders ist, als Feind negiert.“ (111)

Letztlich geht es um eine Haltung, in der das Ich sich in den Kosmos und eben auch die Abläufe der Natur einfügt, nicht im Sinne der fatalistischen Hinnahme des Unabänderlichen, sondern der Teilha-be am Seinsganzen.
Es ist schade, dass Jäger hierin nur eine „vorübergehende,  nur in den klassischen Enklaven des mo-dernen Dramas mögliche  Metamorphose des ‚Unglücksmanns’ Faust“ sieht und eine „ Transforma-tion seines verzweiflungsvollen Bewußtseins zum glücklichen Bewußtsein“ nur temporär und in die-sem Kontext für möglich hält. Hier wird Literatur ihrer fortwährenden Wirkung beraubt und zu sehr als historisches Dokument eines bestimmten Entwicklungsstandes gesehen.

67.    Das Ewig-Weibliche und das Ewig-Leere oder das Sein und das Nichts (119-124)
Im letzten Kapitel geht Jaeger dann doch noch genauer auf dem Schluss von Faust II und dort vor al-lem auf das „Ewig Weibliche“ ein.  Er versteht darunter den „immerwährenden Ausgleich von Ver-gänglichkeit und Ewigkeit“ (119).  Was die religiösen Bezüge der Schlusspassage des Dramas an-geht, sieht Jaeger bei Goethe eher Synkretismus als dogmatisch-christliche Glaubenselemente.  Dementsprechend kritisch geht er auch mit dem Vers 11936f um: „Wer immer strebend sich bemüht / Den können wir erlösen.“  Richtig ist dabei sicherlich der Hinweis auf die ironischen Bezüge zu Fausts sehr weltlichem Erlösungsprojekt.  Völlig zu Recht wird vor dem Hintergrund aktueller Ent-wicklungen von einer „Desillusionierung des modernen prometheischen Projektes einer Erlösung der Welt durch eine zweite Schöpfung – von Menschenhand“ (121) gesprochen. Einen Rückbezug zum Prolog und dessen Weitherzigkeit im Hinblick auf das Irren des Menschen gibt es aber nicht, ein großer Mangel der Darstellung. Dementsprechend fatalistisch endet das Buch: „Weshalb wir, mo-derne Zeitgenossen im Geiste Fausts und mit ihm abgeschnitten von therapeutischen Potenzial der klassischen Philosophie Goethes,  keinen Augenblick verweilen dürfen,  über jedes gegenwärtige Dasein wie über glühenden Boden hinwegeilen müssen ins Nochnichtseiende,  immer gehetzt von den unentrinnbaren Rhythmen einer omnipräsenten Bewegung,  stets unzufrieden, in permanenter Unruhe,  auf der endlosen Jagd nach dem niemals daseienden,  stets in die Zukunft entweichenden vermeintlich noch größeren Reichtum und Glück“ (124).

Diese in der Tendenz durchaus richtige Beschreibung unserer heutigen Lebenswirklichkeit ist natür-lich eine Pauschalisierung, die vielen Menschen nicht gerecht wird. Hier hätte man sich gewünscht, dass Jaeger – ausgehend von den von ihm beschriebenen guten Ansätzen – am Ende sich doch zu-mindest zu einem Appell aufgerafft hätte, die kleinen Pflänzchen des Immer-noch-Guten“ oder viel-leicht „Schon-wieder-Guten“ zu hegen und zu pflegen. Es gibt auch heute noch Menschen wie Phi-lemon und Baucis, denen man helfen könnte, eine Hütte und vielleicht auch eine Kapelle zu bauen. So entsteht der Eindruck, dass für Jaeger in seinem immer wieder zu spürenden Beweisfuror zumindest teilweise auch das Schlusszitat aus Goethes Faust gilt: „Und Fluch vor allem der Geduld!“ (124)

Das ändert nichts daran, dass sein Buch vielfältige Anregungen enthält und vor allem auf ein zentrales Problem unserer Zeit aufmerksam macht, das sich in Goethes „Faust“ (vor allem im zweiten Teil) schon sehr gut zeigt.

Abschließend sei noch auf interessante Parallelen in dem folgenden Buch hingewiesen:
Rüdiger Safranski, Goethe. Kunstwerk des Lebens. Biographie, Carl Hanser Verlag: München 2013;
Ausführlich geht der Verfasser dabei auf „Faust“ im 33. Kapitel ab S. 601 ein.
Faust II und das „Betriebsgeheimnis der Moderne“ (612)
Faust II als Vorwegnahme moderner Medienwelten (616)

Weitere Infos, Tipps und Materialien

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