Mündliche Abiturprüfung: Antworten zu Fragen zur Literaturgeschichte (mat4668)

Beispiele für Fragen und Antworten in einem Prüfungsgespräch, etwa im mündlichen Abitur zum Thema „Literaturgeschichte“.

Wer es erst mal selbst probieren möchte, findet hier nur die Fragen:_

https://textaussage.de/muendliche-abiturpruefung-literaturgeschichte

Hier nun also unsere Lösungen:

Abiturfragen zum Thema „Literaturgeschichte“ – Hinweise zur Beantwortung

  1. Was versteht man eigentlich unter „Literaturgeschichte“?
  • Wie der Name schon sagt: Die Geschichte der Literatur – und das meint vor allem, sie in Epochen einzuteilen, nachdem man festgestellt hat, welche Gemeinsamkeiten in einer bestimmten Zeit vorhanden sind.
  • Das ist aber immer nur der Mainstream – daneben gibt es noch Reste früherer Epochen oder später schon Vorstufen für die nächste Phase der Literatur. Auch gibt es zum Teil unterschiedliche Strömungen zur gleichen Zeit.
  1. Was ist eine Epoche?
    • Ein Zeitraum, der durch gemeinsame Kennzeichen bestimmt ist.
  2. Wieso ist das Barock die erste Epoche, in der wir uns im Deutschunterricht beschäftigt haben?
  • Weil dort zum ersten Mal eine nennenwerte Literatur in deutscher Sprache zu finden ist.
  1. Was ist das Besondere an Barockgedichten?
    • Sie haben eine Zäsur in der Mitte – nach 3 von 6 Jamben: Alexandriner; außerdem meistens Sonette
  2. Wieso kann man sagen, dass der Alexandriner sehr gut ein zentrales Thema der Barockliteratur widerspiegelt?
    • Weil er die Gespaltenheit der Existenz deutlich macht: Auf der einen Seite Glanz, auf der anderen Seite Zerstörung, Verwesung, Tod.
  3. Wieso ist Lessings „Nathan der Weise“ ein besonders gutes Beispiel für die Literatur der Aufklärung?
    • Weil es um Toleranz geht.
  4. Wieso kann man am Beispiel des Geniebegriffs sehr gut den Unterschied zwischen Aufklärung und Sturm und Drang deutlich machen?
    • Aufklärung: „Genie haben“, man kann es sich aneignen
    • Sturm und Drang: „Genie sein“ – es ist eine Himmelsgabe, entweder hat man sie oder man hat sie nicht.
  5. Was kennzeichnet die literarische Epoche der Klassik?
    • „Edle Einfalt, stille Größe“ (Winckelmann)
    • Rückbezug zur Antike, bzw. einem eigenen Verständnis der Antike
    • „Edel sei der Mensch, hilfreich und gut“ („Das Göttliche“)
    • Selbstüberwindung / Bildung (vgl. „Iphigenie“)
    • Geschlossene Form, Symmetrie, Versform der Dramen
  6. Was unterscheidet die Epoche der Romantik vom heutigen Verständnis von Romantik?
    • Es geht nicht um ein Dinner in Kerzenschein oder romantisches Sich-Erfreuen am Mond
    • Vielmehr geht es um ein intensives Gefühl von Sehnsucht, das den Menschen zum Wandernden macht
    • Dazu die Liebe zum Mittelalter und seiner scheinbaren Ordnung, auch im religiösen Bereich
    • Wichtig: Es gibt auch die dunkle Seite der Romantik, die Nachtseite, in der die Abgründe romantischen Denkens und Fühlens sichtbar werden.
    • Noch die Nazis griffen auf Vorstellungen und Präsentationsformen der Romantik zurück (Goebbels mit seinen „Lichtdomen“ in nächtlicher Umgebung, Fackelmarsch nach der „Machtergreifung“ u.ä. Der Philosoph Safranski hat sogar ein Buch geschrieben, in dem er die Romantik „eine deutsche Affäre“ nennt.
  7. Wieso kann man sagen, dass Goethes Tod das Ende eines Zeitalters des Idealismus bedeutete?
    • Weil die Romantik schon nicht mehr an diese Ideale glaubte, sondern eben nur Sehnsucht nach etwas hatte. Dann kamen Junges Deutschland und der Vormärz mit stärkerer Hinwendung zur Realität – vor allem in Kritikform, während Goethe noch ein gutbezahlter Staatsminister war.
  8. Was versteht man unter dem sogenannten „Vormärz“?
    • Eine kritische Sicht auf die Welt und vor allem die Politik, die mit zur Märzrevolution 1848 beigetragen hat.
  9. Warum ist es wichtig, bei der deutschen Literatur desd 19. Jdhts. nicht einfach von „Realismus“, sondern von einem „poetischen Realismus“ zu sprechen?
    • Weil jemand wie Fontane nicht die platte, manchmal auch grausame Realität beschreiben wollte, sondern sie „poetisch“ überhöhte. Schönes Beispiel: Der Tod der Hauptfigur in seinem Roman „Effi Briest“.
  10. Warum ist ein Vergleich von Gemälde und Foto hilfreich, um den Unterschied zwischen Realismus und Naturalismus zu verstehen?
    • Poetischer Realismus = Sicht des Dichters auf die Realität, wie der Maler eben auch im Gemälde seine Sicht präsentiert.
    • Naturalismus ist die ungeschminkte Wiedergabe von Realität, passt eher zum Foto, vor allem zum Schnappschuss.
  11. Was kennzeichnet den Expressionismus?
    • Vor allem extremer Ausdruck in der Sprache und den Bildern
    • Ansonsten Leiden an der Moderne, den großen Städten, der Vermassung der Menschen, den Nöten in der Industriewelt
    • Aber auch Aufbruchstimmung, Bemühung um einen neuen Menschen, von daher gibt es durchaus Stimmungen, die von den Nazis aufgenommen werden konnten (Jugendbewegung)
  12. Was versteht man unter der „neuen Sachlichkeit“​
    • Abkehr von der Darstellungsintensität des Expressionismus
    • Mit seinen zum Teil „verrückten“ Vorstellungen von der Welt (Vgl. „Weltende“ von Hoddis)
    • Bestes Beispiel: „Sachliche Romanze“, wo schon der Titel eine Abgrenzung ausdrückt.