Onlinekurs Grundwissen Deutsch Oberstufe, Teil 11 – Themen: Analyse und Interpretation (Mat4811)

Abiturvorbereitung: Grundwissen Deutsch, Teil 11

Kurzvorstellung des Materials:

In der letzten Lektion haben wir eine Art Zwischenprüfung absolviert, so dass man schön sehen kann, was alles schon aufgearbeitet wurde.

In dieser Lektion wenden wir uns den Texten zu und dem Umgang mit ihnen, also der Analyse und der Interpretation.

Übersicht über die Teile

  • Texte allgemein: Schwerpunkt fiktionale Texte
  • Grundgattungen der Literatur und ihre Eigenart
  • Sartres These: „Lesen ist gelenktes Schaffen!“ als Basis der Interpretation
  • Die Hermeneutik als Lehre vom Verstehen
  • Wieder Ein kleiner Test zum Schluss – wird am Anfang der nächsten Lektion aufgelöst

Bereich: Texte allgemein

Streng genommen ist jede sprachliche Äußerung im Rahmen eines Kommunikationsablaufs
ein „Text“, d.h. alles vom einfachen Hilferuf bis zur Liebeserklärung (vielleicht gehört beides
ja sogar zusammen J). Im Folgenden meinen wir mit Texten aber eher größere, in sich
abgeschlossene Lautfolgen, also das, was man in der Schule normalerweise auch als Text
meint.

Die Welt der expositorischen Texte

Wichtig ist jetzt eine ganz grundsätzliche Unterscheidung: Zum einen gibt es Texte mit einem
unmittelbare Wirklichkeitsbezug. Dazu gehört etwa eine Rede: Die wird in einer ganz bestimmten Situation zu einem ganz bestimmten Zweck gehalten, den sie dann mehr oder weniger erreicht. Anschließend ist sie im wahrsten Sinne historisch, d.h. sie ist vorbei und spielt
mit zunehmendem Zeitabstand eine immer geringere Rolle.
Ein anderes Beispiel für einen solchen expositorischen Text wäre etwa eine, Bedienungsanleitung: Bei ihr spielt die zeitliche Distanz eine geringere Rolle, wichtiger ist der konkrete Bezug zu einem Gerät und einem Problem: Wie kann ich die Uhr auf Sommerzeit umstellen?

Die Welt der fiktionalen Texte

Ganz anders sieht es mit „fiktionalen“ Texten aus. Dabei handelt es sich um Texte, die sich
zwar aus Elementen der Wirklichkeit zusammensetzen, aber keinen unmittelbaren Wirklichkeitsbezug haben. Sie sind Kunst. Am stärksten kann man das zum Beispiel an einem Liebesgedicht sehen – das hat sich jemand ausgedacht, ohne dass man normalerweise weiß, an wen er dabei gedacht hat, ob es wirklich eigene Erlebnisse und Gefühle sind. Später liest jemand
ein solches Gedicht und liest oder schreibt es dem Menschen, den er selbst liebt.
Man merkt hier deutlich, dass solche „fiktionalen“ Texte eine eigene, künstlerische Welt darstellen, die man als Leser ganz neu auf etwas beziehen kann.
Die Überlegungen hier bedeuten nicht, dass fiktionale Texte nicht auch in einem bestimmten
historischen Umfeld entstehen, dass konkrete Erfahrungen in sie einfließen, dass in so genannten Schlüsselromanen wie dem „Tod eines Kritikers“ von Martin Walser (erschienen
Juni 2002) nicht ganz konkrete reale Personen herausgefunden werden können: Entscheidend
ist, dass ein fiktionaler Text vom Prinzip her „lügt“, d.h. keine überprüfbare Wirklichkeit präsentiert, sondern eine künstlerisch komponierte neue, ganz eigene Welt. Dabei gibt es natürlich Unterschiede zwischen dem schon erwähnten Schlüsselroman, der in seinem Kontext
durchaus etwas Ähnliches wie Funktion (und auch Gegenreaktionen) haben kann und einem
Gedicht, das ganz allgemein Gefühle und Probleme der Liebe thematisiert.

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