Originelle Referat-Einstiege – wie kommt man auf Ideen? (Mat6071)

Worum es hier geht:

Wohl jeder ärgert sich, wenn ein Referat so langweilig anfängt wie das andere. Da werden Gliederungspunkte vorgestellt, die man sowieso wieder vergisst – und dann wird Punkt für Punkt brav abgearbeitet.

Wie kommt man aber nun auf Ideen, mit denen man originell in ein Referat einsteigen kann?

Im Folgenden bringen wir Beispiele für originelle Referat-Einstiege und arbeiten da jeweils heraus, wie man auf so etwas kommen kann.

  1. Fach Deutsch: Einstieg in ein Referat über Schillers „Maria Stuart“
    • Wir zeigen hier, wie schon die Lektüre des Wikipedia Artikels einen auf gute Ideen bringen kann – oder zumindest in die Idee von Richtungen.
    • Deutlich wird nämlich in der Einleitung des Artikels, dass es um die Rivalität von zwei Menschen um einen Posten geht.
    • Und jeder weiß, dass nach einer Entscheidung der Sieger für den Verlierer eine tödliche Gefahr bedeutet. Denn er könnte auf Rache sinnen – oder aber er wird zurückgeholt, wenn man selbst scheitert.
    • Also muss man jetzt nur mal aus der heutigen Zeit eine entsprechende Rivalität heraussuchen.
    • Dann kann man anschließend die Frage stellen, ob unsere Welt heute wirklich in diesen Dingen humaner geworden ist oder ob es heute auch noch Rivalitäten gibt, die nicht direkt zu Hinrichtungen führen, aber das Leben des anderen zerstören.
    • Ein weiter interessanter Gesichtspunkt ist dann die Frage, wie man mit einer solchen Tat umgeht, auch das wird am Ende des Wikipedia-Artikels beziehungsweise seiner Einleitung auch angesprochen.
    • Und damit hat man schon mal eine Richtung, in die man weiter recherchieren kann.
    • Hier noch ein Nachtrag ohne Wikipedia:
      Man sucht sich drei Fälle heraus, in denen Herrscher ziemlich blutig mit ihren Geschwistern oder anderen nahen Verwandten umgegangen sind. Dann fragt man scheinheilig, mit wem – bei einer Zeitreise – die Mitschüler gerne verwandt gewesen wären – und dann kommt die Lösung – tödliche Gefahr.
      Dann die Frage, ob das bei Maria Stuart auch so war oder ob es einen realen Grund für die Hinrichtung gab.

  2. Geschichte: Referat über die Guillotine, das Gerät, die plötzlich zu einem Fortschritt an Menschlichkeit wird
    1. Wenn man sich ein bisschen mit der Thematik beschäftigt,
      zum Beispiel den Artikel in der Wikipedia liest
      https://de.wikipedia.org/wiki/Guillotine
      stößt man schnell auf einen Satz, aus dem sich leicht ein interessanter Einstieg machen lässt:
      „Guillotin reichte am 10. Oktober 1789 für eine geplante Beratung über ein neues Strafgesetzbuch und des Strafvollzug sechs Artikel[3] ein, unter anderem einen Antrag auf Einführung eines mechanischen Enthauptungsgeräts, um grausame und entehrende Hinrichtungsarten abzuschaffen. Unterstützt wurde er dabei durch den Henker von Paris, Charles Henri Sanson, der die Nachteile der Enthauptung mit dem Schwert plastisch beschrieb.“
    2. Hier wird also deutlich, dass die Hinrichtung mit der Guillotine zwar aus unserer heutigen Sicht weiterhin eine grausame Strafe bleibt, im Vergleich zu dem, was es vorher gab, aber tatsächlich als menschlicher Fortschritt im Sinne der Aufklärung gesehen werden kann.
  3. Geschichte – Politik: Das Massaker auf dem „Platz des Himmlischen Friedens“ („Tian’anmen-Massaker“
    Was kann man tun, wenn der Lehrer keine Plakate mag oder man selbst die langweilig findet?
    Man kann zum Beispiel ein kleines Rollenspiel veranstalten, bei dem einer der eingesetzten Soldaten seine Eltern in der fernen Provinz besucht.
    Die Eltern fragen, was geschehen ist, und sind völlig entsetzt, dass ihr Sohn an der Niederschlagung beteiligt war.
    An der Stelle könnte man abbrechen und die Klasse und den Kurs Fragen stellen lasssen, bevor man dann mit genaueren Hintergrundinfos herausrückt.
  4. Sozialwissenschaften/Politik: Referat zur Frage: War/ist es richtig, dass die USA das Atomabkommen mit dem Iran kündigen?
    • Zugegeben, das ist nicht gerade unser Spezialgebiet.
    • So können wir umso besser zeigen, dass auch Leute mit wenig Wissen vielleicht gute Tipps geben können.
    • Und das geht so: Es geht doch um die Vermindung der Gefahr durch Atomwaffen.
    • Da fällt uns ein, dass es vor kurzem fast einen Krieg mit Nordkorea gegeben hätte und der US-Präsident sicher froh ist, dass er das Problem erst mal vom Hals hat und anscheinend ein gewisser Stillstand erreicht worden ist.
    • Und dann ist man bei der Frage, warum der US-Präsident ein Abkommen aufgibt oder aufgeben sollte, das es schon gibt.
    • Wie gesagt: Wir sind hier nur für den Einstiegstipp zuständig – die eigentlichen Fragen und Antworten beginnen jetzt – aber die Mitschüler sind hoffentlich etwas mehr interessiert, als wenn man nur sagt: „Mein Thema ist …“
    • Man könnte natürlich auch mit einem Bild von Hiroshima anfangen, um zu der Problematik der Verhinderung eines Atomkriegs zu kommen. Dann ist man auch bei der Frage, ob man aus diesem Abkommen aussteigen sollte oder nicht. Und nur darum geht es uns hier. In der Sache können und wollen wir das nicht beurteilen.
  5. Kunst: Referat über den Maler Rembrandt, Einstieg über heutige Selfies
    1. Auf die Idee gekommen ist der Autor der folgenden Zeitzeichen-Sendung:
      04Rembrandt van Rijn, niederländ. Maler (Geburtstag 4.10.1669)  WDR ZeitZeichen (04.10.2019) –  Ralph Erdenberger
    2. Hintergrund ist, dass Rembrandt in seinem Leben außergewöhnlich viele Selbstporträts gemalt hat.
    3. Jetzt muss man nur noch drauf kommen, wie heute die meisten Selbstporträts entstehen – eben als Selfies.
    4. Damit hat man es schon. Jetzt muss man nur noch schauen, dass das möglichst nicht nur ein origineller Einstieg ist, sondern dass man damit im Referat auch noch etwas macht.
    5. Das heißt: Man kommt immer wieder darauf zurück, dass Rembrandt eben jemand war, der sich für sich selbst sehr interessierte, aber mit jedem Bild auch etwas ausdrücken wollte.
  6. Chemie/Physik: Marie Curie – hat sich ihr Opfer gelohnt?
    1. Marie Curie ist eine außergewöhnliche Frau gewesen, die es geschafft hat, zu einer berühmten Wissenschaftlerin zu werden.
    2. Dabei hatte sie eher ungünstige Voraussetzungen:
      1. Zum einen wuchs sie nach 1867 im heutigen Polen auf, das damals zum Zarenreich Russland gehörte.
      2. Dort gab es keine Chance für Frauen, ein Studium aufzunehmen.
    3. Sie studierte dann in Paris und beschäftigte sich dabei vor allem mit radioaktiven Substanzen.
      1. Als sie sich 1911 um einen Platz in der Akademie der Wissenschaften bewarb, wurde sie in der Öffentlichkeit regelrecht runtergemacht.
      2. Dabei hatte sie 1903 sogar einen Nobelpreis in Physik bekommen – und 1911 bekam sie sogar noch einen in Chemie.
      3. Im Ersten Weltkrieg halfen ihre Forschungen bei der Versorgung verwundeter Soldaten.
      4. Nach dem Krieg engagierte sich sich im neu gegründeten Völkerbund um Verständigung zwischen den Völkern und die Verhinderung weiterer Kriege.
    4. Was man gut als Einstieg verwenden kann ist ein kurzer Hinweis auf ihre großen wissenschaftlichen Leistungen und den Preis, den sie dafür gezahlt hat. In der Wikipedia heißt es:
      „Sie starb am 4. Juli 1934 im Alter von 66 Jahren im Sanatorium Sancellemoz bei Passy (Hochsavoyen) an einer „aplastischen perniziösen Anämie“,[82] einer durch Schädigung des Knochenmarks verursachten Bluterkrankung, die vermutlich auf ihren langjährigen Umgang mit radioaktiven Elementen zurückzuführen ist. Dieser Auffassung war Claude Regaud, Professor am Radium-Institut Paris, der schrieb, dass man sie zu den Opfern des Radiums zählen könne.[82]“
    5. Man könnte also mit einer Gegenüberstellung ihrer Nobelpreise und ihrem vorzeitigen Lebensende beginnen – und daraus Fragen ableiten, wie zum Beispiel:
      „Hat es sich gelohnt, sein Leben für die Wissenschaft zu riskieren?“

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