Platons Mythos von den „Kugelmenschen“ und die Frage der Liebe (Mat8051)

Worum es hier geht:

Wenn man sich fragt, was mit Leuten los ist, die sich verlieben, dann ist Platons Mythos von den „Kugelmenschen“ sicher hilfreich:

Platons Vorstellung von den „Kugelmenschen“ – oder: Wie die Liebe (angeblich) funktioniert ;-.)
  • Wer sich schon mal gefragt hat, warum Menschen auf einmal alles für einen anderen Menschen tun, nur um dessen Aufmerksamkeit und möglichst auch Zuneigung zu gewinnen – der sollte sich mal mit Platons „Mythos“ von den „Kugelmenschen“ beschäftigen.
  • Zu finden ist er in dem ausgedachten Dialog „Symposion“, was soviel heißt wie „Trinkgelage“ – oder etwas harmloser: „Gastmahl“.
  • Dort nimmt auch angeblich der Komödiendichter Aristophanes teil und der präsentiert die folgende Geschichte – ein Mythos ist nämlich nichts anderes als eine Geschichte, die allerdings eine besondere Funktion hat: Sie soll die Welt erkären – genauer: ein bestimmtes Phänomen in ihr.
  • Vom griechischen Obergott Zeus her weiß man, dass der zum Beispiel Blitze schleuderte – und schon war das Phänomen für die Griechen ausreichend erklärt.
  • Bei der Liebe ist das schon schwieriger – und genau um die geht es in diesem Fall, den Platon Aristophanes erzählen lässt.
  • Der Ausgangszustand ist der, dass es drei Geschlechter gibt:
  • Männlich
  • Weiblich
  • Adrogyn – männlich und weiblich in einer Person
  • Die Menschen sehen aus wie eine Kugel, deshalb der Name „Kugelmenschen“ – mit zwei Gesichtern, die von einander weggewandt sind, vier Armen und Beinen und auch zwei Geschlechtsteilen.
  • Das Problem war nun, dass diese KMs übermütig wurden und sogar die Götter angreifen wollten.
  • Der Obergott Zeus war entsprechend sauer und beschloss, diese Wesen einfach in der Mitte zu teilen.
  • Interessant, dass auch über die Möglichkeit nachgedacht wurde, diese Aufrührer einfach zu töten – aber das hätte nur dazu geführt, dass es keine Opfer mehr gab – und auf die waren die griechischen Götter doch ziemlich scharf.
  • Die Teilung vermehrte zudem noch die Zahl der Opferbringer – ein sehr schöner Nebenaspekt.
  • Angedroht wurde übrigens für erneuten  Aufruhr eine nochmalige Teilung, dann hätten die Menschen alle auf einem Bein hüpfen müssen.
  • Es gab aber auch so schon ein Problem: Die beiden Hälften waren natürlich noch nicht so richtig lebensfähig, dafür hatte der Gott der Weisheit und der Künste, Apoll, zu sorgen.
  • Zum Beispiel mussten die Gesichter in die andere Richtung gedreht werden. Auch die Haut musste entsprechend gedehnt und gezogen werden. Das geschah weitgehend faltenfrei – nur der Bauchnaben blieb als Erinnerung an die Trennungsgeschichte.
  • Wichtig für die Frage der Liebe ist nun, dass als Folge aus der Trennung sich ergab, dass die beiden Hälften wieder zueinander wollten. Sie umarmten sich also, konnten sich aber natürlich nicht vermehren – da war wieder guter Opfer-Rat teuer.
  • Also wurden die Geschlechtsteile so umgesetzt, dass sie wie Schloss und Schlüssel zusammenpassten.
  • Dass aber das Passende immer zusammenfindet, ist natürlich ein Ideal – und so bleibt als ewige Herausforderung die Suche nach dem richtigen Partner, zu dem man eigentlich schon gehört.
  • Noch eine kleine Ergänzung: Diese Geschichte stammt zwar vom griechischen Philosophen Platon – aber er sympathisiert nicht ganz mit dieser Lösung, wie am Schluss des Gastmahls dann von Sokrates vorgetragen wird. Kritikpunkt an der Geschichte von Aristophanes war zum einen der doch recht negative Blick auf die Götter und ihre eigensüchtigten Motive. Zum anderen wollte Platon mehr als nur eine sexuelle Liebe, nämlich das Bemühen um Weisheit – erhalten geblieben ist das noch in der Vorstellung von der „platonischen“ Liebe – die aber von vielen eher als eine Beziehung verstanden wird, bei der man auf ein wichtiges Element, nämlich Erotik und Sexualität, verzichtet.
  • Wer sich dafür interessiert, kann sich noch mit einem weiteren Aspekt beschäftigen: Platon schätzte besonders die rein männlichen Kugelmenschen, die sollten seiner Meinung nach die Führung übernehmen. Nur aus den androgynen gingen seiner Meinung nach die heterosexuellen hervor. Die Menschen mit lesbischer Orientierung spielten für Platon entsprechend dem Denken seiner Zeit keine große Rolle. Dieses Denken haben wir aber längst hinter uns gelassen – so ist Philosophie eben auch in Teilen überholt.

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