Poetry Slam – Beispiel aus dem Nichts heraus (Mat 4896)

Worum es hier geht:

Wie man kreativ für einen Poetry-Slam-Wettbewerb wird …

Die Ausgangssituation – gleich schon als Einleitung in die Geschichte verwendet

Alles beginnt damit, dass der Deutschlehrer seinen Schülern eine Freude machen möchte. „Schluss jetzt mit dem ewigen Analysieren – jetzt machen wir mal das, was unheimlich viele Leute mit größter Begeisterung tun: Wir lassen uns was einfallen und versuchen dann 7 Minuten lang die Leute auch für uns zu begeistern.“

Leider ist das leichter gesagt als getan – und so macht sich bei den Schülern eher Verzweiflung als Begeisterung breit.

Aber man kann ja aus der „Not eine Tugend“ machen – so nannte man das früher, wenn man sich wie Münchhausen an den eigenen Haaren aus dem Sumpf zieht.

  1. Rettende Idee: Wer nichts zu sagen hat, kann wenigstens das sagen!Worüber soll ich schreiben: Wenn einem gar nichts mehr einfällt, dann macht man das zum Thema – denn das machen viele Schriftsteller auch.Wir waren mal in einem Theaterstück, das „Suche nach Anne“ oder so ähnlich hieß. Da wurden wild Szenen aneinandergereiht. Niemand wusste, wie die bei der Suche nach Anne helfen sollten. Hinterher erfuhren wir dann, wie der Autor zu seinem Stück gefunden hatte – zumindest er hatte also etwas gefunden, wenn auch wohl nicht Anne. Er war nämlich durch London gelaufen und hatte sich von den Schaufenstern, die ihm zufällig in den Blick gerieten, inspirieren lassen.

    So machen wir das auch. Ein Thema haben wir schon: Die Schwierigkeiten, etwas zu schreiben – oder auch früher: „Die Angst vor dem leeren Blatt“ – jetzt brauchen wir nur noch so was wie diese Schaufenster. Aber da wir zu Hause sitzen, sind gerade keine da – aber wir haben ja Freunde – rufen wir doch einfach einen an.

  2. Glücklicherweise ist da mein Freund Rudi, den kann man in jeder Frage des Lebens anrufen. Er hatte auch eine gute Idee, ich sollte einfach aufschreiben, was mir als erstes einfiel.
  3. Natürlich war das der Gedanke an meine Freundin und schon war wieder Schluss mit dem Schreiben, denn das geht nun wirklich niemanden was an. Aber ich war doch einen Schritt weiter, weil ich jetzt ja noch meine Freundin anrufen konnte. Das habe ich natürlich getan. Das Problem war nur, kaum hörte ich ihre Stimme am Telefon, hatte ich alle meine Probleme vergessen und wir sprachen über all die Dinge, die wir heute erlebt hatten und noch vorhatten – wenn ich nur endlich diesen Text fertig hätte!
    Damit war das Problem auch wieder da – denn was wir beredet hatten, ging ebenfalls keinen andern was an. Jetzt war ich wieder deutlich klüger, aber keinen Schritt weiter.
  4. Da ich niemanden mehr zum Anrufen hatte, dachte ich, ich schlage jetzt ein beliebiges Buch auf und lasse mich durch den ersten Satz, den ich dort finde, inspirieren. Dummerweise war das der Satz: „Ich hätte kotzen können.“ Ich war wirklich überrascht, worüber Schriftsteller so schreiben. Nun tauchte das Problem auf, dass ich mich genau so fühlte, das aber wieder nicht schreiben wollte. Also griff ich einfach zu einem anderen Buch und hoffte auf eine bessere Anregung.
  5. Diesmal war es ein Gedicht, das ich in einer Gedichtsammlung fand: Es fing so an: „Ich hab die Schnauze voll und bin auch müde.“ Weil ich schon etwas Ähnliches hatte, vom Sprachniveau her gesehen, dachte ich, ich lasse den ersten Teil des Satzes weg und konzentriere mich auf den zweiten. Denn müde war ich inzwischen von der ganzen Tipperei. Ich überlegte, was ich dagegen tun könnte. Aber dann dachte ich, dass das wahrscheinlich keinen interessiert. Außerdem könnten sich einige so fühlen – angesichts meines Slam-Beitrages.
  6. Da merkte ich, dass ich jetzt eigentlich zum Schluss kommen sollte. Hier fiel mir ein, dass ich mal gelernt hatte, dass ein guter Schluss wieder einen Bezug zum Anfang herstellt, also scrollte ich mal auf dem Bildschirm, auf den ich den Text tippte, wieder ganz nach oben. Na, wisst ihr noch, was ich als erstes gesagt habe? Wenn nicht, bin ich traurig, wozu habe ich mir eigentlich so viel Mühe gegeben? Aber wir wollen mal optimistisch sein: Es ging darum, dass der Deutschlehrer seinen Schülern eine Freude machen wollte. Ach, hätte er es doch getan und einfach gesagt: Keine Hausaufgaben heute. Mir und euch wäre einiges erspart geblieben.

Auswertung der kleinen Übung:

  1. Eine einfache Methode ist, einfach erst mal über die Aufgabe nachdenken.
  2. Dann kann man sie selbst zum Thema machen.
  3. Weil man dann Hilfe braucht, überlegt man einfach, wen man anrufen könnte und was dabei rauskommen könnte. Hier ist es natürlich wichtig, dass es zumindest ein bisschen witzig ist. Aber dieser Witz ergibt sich häufig wie von selbst, man muss nur locker bleiben oder werden.
  4. Dann ersetzt man die Anrufe durch ein „Buch-Aufschlage-Spiel“ – das kann man bei anderen Themen auch mit dem Internet machen und einfach nach einem Thema googeln – dann wählt man das aus, wozu einem was einfällt und was eben möglichst witzig ist.
  5. Und wenn man dann Schluss machen will – dann schreibt man einfach darüber.
  6. Also: Einfach mal ausprobieren – Kreativität kommt nur durch Not (man braucht sie – ist mit der Schulaufgabe schon gegeben) und durch Übung – an die kann man sich ranmachen.

Weitere Infos, Tipps und Materialien 

https://textaussage.de/weitere-infos