Power-Statement: Appeasement-Politik gegenüber Hitler-Deutschland (Mat5562)

Worum es hier geht:

Deutschland unter Hitler immer mächtiger. Bekämpfung oder Verständigung? Wie kam es zur „Appeasement“-Politik?

Worum geht es überhaupt?

Das Deutsche Reich bekam nach der Niederlage im Ersten Weltkrieg einen Friedensvertrag diktiert, der es in der Zukunft als mögliche Gefahrenquelle für den Frieden in Europa ausschalten sollte. Daran war vor allem Frankreich interessiert, während England auf Dauer eher auf die alte Politik des Gleichgewichts in Europa achtete.

Dies führte dann auch dazu, dass man nach der Machtergreifung Hitlers bereit war, Zugeständnisse an Deutschland zu machen. Ein erster Schritt war ein zweiseitiges Flottenabkommen im Jahre 1935, 1936 ließ man dann den Einmarsch in das entmilitarisierte Rheinland zu und 1938 beteiligte man sich sogar am Münchener Abkommen, bei dem die Tschechoslowakei gegen ihren Willen die sudetendeutsche an Deutschland Gebiete verlor.

Erst Hitlers Griff nach Prag im März 1939 führte in England zum Umdenken und dann zu einer Sicherheitsgarantie für das möglicherweise bald auch bedrohte Polen.

Die Frage nach der vertanen Chance, Hitler früh zu stoppen

Die Frage ist nun: Waren das nicht verschenkte Jahre? Hätte man nicht Hitler viel früher entgegentreten sollen – besonders 1936, als er beim Einmarsch ins Rheinland nur schwache Streitkräfte zur Verfügung hatte?

Der Schrecken des Ersten Weltkriegs:

Eine wichtige Rolle bei dieser Politik der Beschwichtigung, des Appeasements, des Versuchs, den Gegner mit Zugeständnissen zufriedenzustellen, spielte der Hintergrund des Ersten Weltkrieges – vor allem in England, aber auch in Frankreich wollte man keinen neuen Weltkrieg.

Das schlechte Gewissen:

Dann gab es aber auch so was wie schlechtes Gewissen – vor allem bei England – wegen des harten Umgangs mit den Deutschen nach dem Ersten Weltkrieg.

Englands Probleme mit seinem Weltreich

England hatte zudem Probleme mit seinem Weltreich. Singapur war als Festung so aufgestellt, dass es 70 Tage aushalten konnte – in der Zeit sollte die englische Flotte dort angekommen sein – vor dem Hintergrund konnte man keinen Krieg in Europa gebrauchen.

Angst vor der neuen Waffe des Bombenkriegs

Dazu kam, dass man Angst vor einem Bombenkrieg hatte – die englische Luftwaffe war weniger gut ausgebaut als die deutschen nach 1935.

Gewisse Sympathien für Hitler und seine Bewegung:

In England gab es auch einige Sympathien für Hitler-Deutschland, sogar eine eigene Faschisten-Bewegung (Mosley).

Man meinte, berechtigten Forderungen Deutschlands -> Österreich und Sudetenland nachgeben zu sollen – Appeasement-Politik.

Die Rolle Frankreichs

In Frankreich gab es eine Volksfrontregierung, die mehr mit dem Spanischen Bürgerkrieg beschäftigt.

Gegen Deutschland hatte man sich durch die Maginot-Linie abgesichert, in der man – man glaubt es kaum – die Panzer mehr oder weniger eingemauert hatte und als Artillerie missbrauchte.

Der ökonomische Hintergrund:

Auch litt man noch unter den Folgen der Weltwirtschaftskrise.

Fazit:

In einer Demokratie muss man wohl immer erst ausloten, wie groß die Gefahr mit der anderen Seite ist, bevor man in einen Krieg zieht. Verstärkt wurde dieses Gefühl durch die besonderen schrecklichen Erfahrungen des Ersten Weltkriegs und eine über Europa hinausgehende Gesamtsicht auf die eigenen Kräfte.

Ausblick:

Spannend ist die Frage, inwieweit das „Appeasement-England“ schon während dieser zurückhaltenden Politik die eigenen Streitkräfte verstärkte, bsd. die Luftwaffe.

Eine sehr ungewöhnliche Sicht vertritt hier der ehemalige Bundeswehrgeneral Gerd Schultze-Rhonhof, im Internet zu finden unter:

Dieser Sicht, die die deutsche Rüstung als nicht angriffsfähig einschätzt, muss eben entgegengehalten werden, dass Deutschland dann Blitzkriege führen konnte und jahrelang die stärksten Mächte der Welt in Atem hielt.

Außerdem lässt sich das „Lebensraumkonzept“ Hitlers nicht wegleugnen. Umso seltsamer ist, dass Deutschland bei relativer Schwäche ab 1939 so eine starke Bedrohung Europas darstellen konnte.

Letztlich war es dann Churchill, der nach der Niederlage Frankreichs dafür sorgte, dass England den Krieg fortführte, bis schließlich die Sowjetunion und dann die USA ab 1941 die Gegenseite Hitlers massiv verstärkten.

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