Worum es hier geht:
Ein interessanter Leserbrief, der zur Diskussion einlädt oder auch dazu, dem Leser in einem eigenen Brief zu antworten: Es geht darum, dass heute im realen Leben vor allem der Erfolg zählt und nicht der Aufwand, den man getrieben hat. Der Autor plädiert dafür, das auch auf die Schule zu übertragen, damit sie besser auf den Ernst des Lebens vorbereitet.
Der Text des Leserbriefs
Erfolg statt Leistung – warum nicht auch in der Schule?
Sehr geehrte Damen und Herren von der Redaktion der Klarfurter Nachrichten,
ich finde es ja sehr gut, dass Sie regelmäßig Leute einladen und vor zahlendem Publikum ihre Lebensweisheiten vortragen lassen. Besonders interessant fand ich den Bericht über einen Vortrag, in dem es darum ging, dass heute Leistung immer weniger im Berufsleben zählt als der Erfolg. Das heißt, es kommt nicht so sehr darauf an, wie sehr sich der einzelne angestrengt hat, sondern einfach nur auf das, was am Ende herausgekommen ist. Konkret bedeutet das vor allem, was der Betreffende auch an Erfolg zeigen kann, zum Beispiel ein großes Bankkonto, ein teures Auto oder auch eine Luxusjacht mit Hubschrauberlandedeck. Man muss nur einmal die Zeitung aufschlagen oder sich die entsprechenden Promi-Sendungen des Fernsehens anschauen, um festzustellen, dass die Leute, die sich am meisten leisten können, häufig am wenigsten geleistet haben. Während sich zum Beispiel manche Fußballer für recht mäßiges Herumgekicke mehrere Millionen Euro im Jahr bezahlen lassen, spricht kaum jemand von den Krankenschwestern, die sich für wenig Geld auch am Wochenende um kranke Menschen kümmern. Und während Politiker mehr teuer bezahlte Posten sammeln, als sie tatsächlich ausfüllen können, werben sie gleichzeitig dafür, dass sich möglichst viele Menschen ehrenamtlich um andere Menschen kümmern, für deren Not der Staat kein Geld mehr hat. Zu diesen Realitäten des Lebens passt nun überhaupt nicht, was ich bei meinen Enkeln aus deren Schulleben mitbekomme. Da wird auch die kleinste Anstrengung enthusiastisch beklatscht, wenn das Ergebnis auch recht mager ist. Und wenn sich jemand von der Note ungenügend zur Note mangelhaft hoch entwickelt hat, soll das genauso positiv gewertet werden wie die Veränderung von der Note gut zur Note sehr gut. Aber dabei habe ich natürlich vergessen, dass es die Note mangelhaft fast überhaupt nicht mehr gibt, weil alle irgendwie „mitgenommen“ werden sollen. Jedenfalls gibt es da so eine schöne Aktion, die hinter der Aufforderung „Komm mit!“ nur verbirgt, dass es kein Sitzenbleiben mehr geben soll. Vielleicht sollte man auch schon junge Menschen mehr auf das vorbereiten, was sie im Leben erwartet. Statt ihnen immer wieder zu erzählen, wie schön es doch sei, dass sie sich angestrengt haben, sollte ihnen häufiger auch klar gesagt werden, wenn die präsentierten Ergebnisse in keiner Weise den Anforderungen entsprechen. Und wer als Schüler sehr gute Ergebnisse erreicht hat, der sollte das auch wie im späteren Leben den anderen zeigen können, etwa indem er schon mal vorzeitig in die große Pause gehen kann. Nichts dürfte die anderen Schüler, die noch keine ausreichend guten Ergebnisse fertiggestellt haben, mehr motivieren als Mitschüler, die sich draußen schon den Freuden des Pausenlebens hingeben.
Arnold Meyerink, Klarfurt, Schillerstraße 45
Aufgaben:
- Lies dir diesen Leserbrief genau durch und markiere die Stellen, die wichtig sind, um zu verstehen, worum es in diesem Artikel geht.
- Wie sehr glaubst du, dass Prominente ihr Geld weniger ihrer Leistung (für die Gesellschaft) verdanken als einfach der Bereitschaft anderer, sie für ihre Darbietungen zu bezahlen?
- Gibt es deiner Meinung nach Situationen in der Schule, in denen zu wenig kritisch mit den Ergebnissen der Arbeit umgegangen wird, statt dessen vor allem gelobt wird, dass man sich doch sehr angestrengt habe.
- Was hältst du von der Idee, Schüler, die früh erfolgreich die gestellten Aufgaben bewältigt haben, schon mit einem früheren Verlassen des Unterrichts zu belohnen?
- Kläre deine eigene Meinung zu den Überlegungen und Vorschlägen des Lesers Meyerink und überlege dir eine möglichst gute Reihenfolge für die Entwicklung deiner Gedanken in einem Antwortleserbrief.
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