1799: Napoleons Feldzug nach Ägypten – Tipps für ein Referat (Mat4877)

Worum es hier geht:

Napoleon ist eine außergewöhnliche Figur in der Geschichte. Er hat die Französische Revolution einigermaßen positiv abgeschlossen und ein modernes Gesetzbuch geschaffen. Aber er hat auch mit seinen Eroberungskriegen viele Menschen auf dem Gewissen. Einer seiner Feldzüge war dabei etwas Besonderes: Er richtete sich zwar auch an seinen Hauptfeind England, aber er war zugleich eine wissenschaftliche Expedition, die die ägyptische Kultur den Europäern näherbrachte und letztlich auch dazu führte, dass die geheimnisvollen Hieroglyphen entziffert wurden.

Napoleons Ägypten-Expedition als Element seiner „Karriere“

Das Geheimnis des Power-Referats

Die folgenden Punkte sind eigentlich entscheidend, damit man mit einem Referat beim Lehrer und bei den Mitschülern gut ankommt:

  1. Eine gute Einleitung, die die Zuhörer richtig ins Thema hineinzieht. Hier könnte man etwa mit der Situation von Touristen beginnen, die heute vielleicht angesichts möglicher Unsicherheitten für Europäer Bedenken haben, aber dennoch gerne die großartige Kultur der alten Ägypter auch mal persönlich sehen wollen – einschließlich der alten Bilderschrift der Hieroglyphen.
  2. Überleitung zum eigentlichen Thema: Dann kann man auf Napoleon verweisen, den die meisten Menschen heute nur als Herrscher über Europa kennen. Über die Hintergründe, Umstände und Folgen seines Feldzugs nach Ägypten wissen sie aber in der Regel wenig. Dieser Feldzug steht für die militärische, aber auch wissenschaftliche Übermacht Europas in der damaligen Zeit – während heute die islamische Welt im Aufstieg begriffen ist und zunehmend Europa ihren Willen diktiert. Und dann ist da noch der berühmte Stein von Rosette, der gewissermaßen als wissenschaftlicher „Beifang“ mitgenommen wurde. Ein genialer Wissenschaftler namens Champollion hat dann die besondere Situation der drei Sprachen genutzt, um das Geheimnis der Hieroglyphen zu lüfen.
  3. Hintergrund: Frankreich hat sich schon seit den Kreuzzügen für den Orient und besonders Ägypten interessiert, war auch seit ca. 1500 häufig mit dem Osmanischen Reich verbündet – gegen die deutschen Habsburgerkaiser. Außerdem dachte man nach dem Beginn der Französischen Revolution ernsthaft daran, anderen Völkern die Freiheit zu bringen – und das sollte eben auch für Ägypten gelten. Schließlich war da mit Napoleon noch ein großer Feldherr, der etwas untätig in Frankreich herumsaß – und den man so beschäftigen konnte. Zugleich störte man den damaligen Hauptfeind England, das die Ägyptenroute zwar wegen des fehlenden Suez-Kanals noch nicht für den Schiffstransport nutzen konnte, wohl aber für schnelle Kommunikation mit der „Perle“ des Empire, nämlich Indien.
  4. Der gute Anfang, Sieg bei den Pyramiden: Jetzt sollte man kurz zusammenstellen, mit wievielen Schiffen und Soldaten Napoleon 1799 loszog und wie er die Mamelucken, die damals Ägypten beherrschten, bei den Pyramiden besiegte – mit einem berühmten Spruch, den man überall finden kann. Man sieht, wir geben hier Anregungen, aber die eigentliche Arbeit sollte natürlich eigenständig sein.
  5. Dann die Pleite – Zerstörung der Flotte: Dann eine unglaubliche Panne, die vor Ägypten liegende Expeditionsflotte wird von der britischen Navy zerstört. Wie war das möglich? Denn alles um Napoleon herum war doch Siegen gewöhnt.
  6. Napoleons Reform-Herrschaft in Ägypten: Spannnend ist dann natürlich die Frage, wieviel „Revolutionsfortschritte“ durch Napoleon nach Ägypten gebracht werden konnten. Immerhin gab es noch Jahrzehnte später eine positive Entwicklung in Ägypten, die von Napoleon mit ausgelöst wurde.
  7. Die wissenschaftliche Begleitung: Heute unvorstellbar, dass bei einer militärischen Expedition jede Menge Wissenschaft betrieben wird – für die „Ägyptologie“, die Wissenschaft vom alten Ägypten, sind die Forschungsergebnisse aus Napoleons Zeit immer noch von größter Bedeutung.
  8. Napoleons Flucht: Dann der persönliche Rückzug des Oberbefehlshabers, der seine Soldaten im Stich lässt – sie werden später von englischen Schiffen nach Frankreich zurückgebracht. Erstaunlicherweise bedeutet das keinen Karriereknick, sondern erst mal den richtigen Karriereschub. Ein paar Jahre später ist Napoleon Kaiser und Herr über weite Teile Europas.
  9. Reformen nach Napoleons Zeit: Auch wenn Napoleon gescheitert ist, er hat eine Menge „Anschub“ nach Ägypten gebracht – das sollte man also genauer überprüfen. Dabei spielt ein Muhammad Ali eine große Rolle. Später wird dann der Suezkanal zum Schicksal des Landes, denn es wird für England immer wichtiger auf dem Weg nach Indien – und so ist das Land ab 1882 nur noch formal selbstständig – in Wirklichkeit betreiben die Engländer ihre Weltmachtpolitik der „indirect rule“. Ein einheimischer Herrscher – aber ein englischer Berater, der das Sagen hat.
  10. Die aktuelle Situation Ägyptens: Kein Referat zu einem geschichtlichen Thema sollte es versäumen, zumindest kurz auf die heutige Situation einzugehen. Hier haben wir ein immer noch faszinierendes Reiseland, das aber große Probleme mit islamistischen Strömungen und auch mit Terroraktionen hat. Aktuell regiert wie schon häufig in den letzten Jahrzehnten ein Generalspräsident, der eine kurzzeitige Herrschaft der aus westlicher Sicht radikalen „Muslimbrüder“ beendet hat. Was das alte Ägypten angeht, so gibt es immer noch mehr oder weniger akute Streitigkeiten um besonders wichtige Altertümer wie die Nofretete.
  11. Diskussionsfragen könnten sein:
    1. Hat die westliche Welt heute noch einem Land wie Ägypten etwas im Bereich des Fortschritts zu bieten?
    2. Sollen Altertümer wie die Nofretete dem Land zurückgegeben werden, aus dem sie stammen?
    3. Ist es heute noch möglich, dass ein einzelner Mensch wie Napoleon eine solche Wirkung entfaltet?

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