Anmerkungen zur (besonderen) Kurzgeschichte „Clown, Maurer oder Dichter“ von Reiner Kunze
Anmerkungen zu Reiner Kunze, „Clown, Maurer oder Dichter“
Diese Kurzgeschichte behandelt den besonderen Moment in einer Vater-Sohn-Beziehung, in der auf etwas stressige Weise erkannt werden muss, wieviel Kreativität in einem jungen Menschen stecken kann.
In diesem Fall geht es um die wörtliche Umsetzung eines väterlichen Wunsches, der aber so nicht gedacht war. Ganz nebenbei werden noch Überlegungen angestellt, was aus solch einem Menschen wohl werden könnte.
Kurzgeschichtencharakter:
- Der direkte Einstieg ist in hohem Maße gegeben.
- Der Schluss ist nur teilweise offen, weil ja der Ich-Erzähler seine Lehre aus dem Erlebnis zieht. Es bleibt aber die Frage offen, ob das wirklich die wichtigste Lehre ist – hier wird der Leser wohl auf recht humorvolle Weise aufs Glatteis geführt.
- In Wirklichkeit – und das ist das Besondere dieses „Ausrisses aus dem Leben“ – geht es doch um die Erfahrung der Kreativität, die in diesem Sohn steckt. Die steht ganz im Gegensatz zum konventionell-formellen Leben des Vaters, dem das „Händewaschen“ wichtiger war als Überlegungen, was der Junge vielleicht noch an Hilfen gebrauchen könnte, um den Auftrag gut ausführen zu können. Immerhin scheint er sehr „kurz angebunden“ gewesen zu sein.
Tipps für den Unterricht:
- Wie ist der Anfang der Geschichte zu verstehen – hier geht der Ich-Erzähler ja im Nachhinein auf das Geschehen noch mal ein.
- Wie ist die Stelle zu verstehen, in der der Junge die Wange auf den Tisch legt?
- Wie verhalten sich die Freunde im Vergleich zum Vater?
- Wieso hofft der Vater, dass der Sohn die Sache mit dem Soldaten nicht verstanden hat. Hier könnte man Kunzes Rolle als Dissident in der DDR einbeziehen, sich aber auch fragen, ob dieser Teil der Geschichte nicht auch darüber hinaus Bedeutung behält.
- Wieso passt der Schlussatz eigentlich nicht zur Geschichte? Warum ist er trotzdem so gestaltet worden? Welche Alternativen könnte es geben?
- Welche anderen Situationen könnte man gestalten, in denen junge Menschen einen Auftrag wörtlich nehmen oder auf andere Weise die normalen Abläufe des Lebens in Frage stellen.
- Vielleicht könnte aber auch der eine oder andere Lehrer selbstkritisch auf die Reaktion mancher Kollegen eingehen, wenn ein Schüler an der Tür des Lehrerzimmers besonders einfühlsam fragt: „Könnten Sie mal Herrn Meier herausrufen?!“ Und er die Antwort bekommt: „Ja, aber soll ich es auch tun?“