Schiller, „Kabale und Liebe“, I. Akt, Szene 5: Entwicklung des Konflikts (Mat5765)

Worum es hier geht:

Gezeigt wird, wie sich nach den vier Szenen im Problembereich „Liebe“ jetzt der Konflikt im Bereich „Macht“ gestaltet.

Regiebemerkung

Die Regiebemerkung macht schon gleich deutlich durch die entsprechenden Kennzeichen, welche Stellung und Macht der Präsident hat.

Abschnitt 1

  • Wurm hat anscheinend den Präsidenten über die Liebesbeziehung seines Sohnes zu Luise informiert.
  • Der Präsident will und kann das nicht glauben und präsentiert kurz seine Vorstellung von dem, was ein junger Adliger mit einem Bürgermädchen anfangen kann.
  • Wurm bleibt bei seiner These und gibt dem Präsidenten bei Nachfragen, zu erkennen, dass er selbst auch Interesse an der jungen Frau hat.
  • Das lässt der Präsident zunächst so stehen und beschäftigt sich erst mit verschiedenen Vorteilen, die aus seiner Sicht so eine Übungsaffäre für seinen Sohn und dessen Fortkommen haben kann.

Abschnitt 2

  • Als Wurm daraufhin immer noch bei seiner Ernsthaftigkeitsthese bleibt, wird der Präsident ernst. Er warnt seinen Sekretär davor, persönliche Ziele zu Lasten seines Herrn zu verfolgen.
  • Wurm lenkt ein und wird vom Präsidenten darauf hingewiesen, dass er sich doch ruhig damit begnügen möge, wenn er gewissermaßen Luise wie eine bereits gebrauchte Münze nach dem Ende des Abenteuers mit Ferdinand bekommt. Das sei in Adelskreisen gang und gäbe.
  • Wurm macht daraufhin deutlich, dass er in diesen Fragen eher bürgerliche Vorstellungen von Treue und Tugend vertrete.
  • Der Präsident tröstet ihn mit der Information, dass Ferdinand als sein Nebenbuhler demnächst die Lady Milford heiraten werde und damit praktisch aus dem Rennen sei.
  • Ausführlich und ziemlich offen macht der Präsident deutlich, wie sehr diese Heirat seine Macht im Herzogtum absichert.

 

Abschnitt 4

  • Wurm äußert sich anerkennend angesichts so geschickter Strategien. Er verweist dann allerdings darauf, dass es sein könnte, dass Ferdinand, die Lady Milford wegen ihres schlechten Rufes als Mätresse des Herzogs ablehnen könnte.
  • Er schlägt deshalb eine schärfere Probe vor.

Abschnitt 5

 

  • Der Präsident nimmt sich das zu Herzen.
  • Außerdem will er Wurm dabei unterstützten, nach dem Ausfall von Ferdinand doch noch an Luise zu kommen.
  • Am Ende des Gesprächs wird noch einmal deutlich, wie abhängig Wurm von seinem Herrn ist. Wenn er nicht schweigt, läuft er Gefahr, dass der Präsident dunkle Geheimnisse seines Lebens gegen ihn verwendet.

 

Auswertung:

Die Szene  zeigt …

  1. … uunächst einmal sehr deutlich, wie verkommen der Adel in moralischer Hinsicht ist,
  2. … dass der Präsident deutlich seine Macht hervorhebt und Wurm droht, er solle nicht seine persönlichen Interessen mit denen seines Herrn verbinden.
  3. Deutlich wird aber auch, wie sehr diese Macht auch gefährdet sein kann, wenn sie nicht immer wieder durch gute Strategien abgesichert wird
  4. Außerdem wird deutlich, wie wichtig Wurm als Berater des Präsidenten ist. Von ihm stammt immerhin die Ausgestaltung der Test-Idee, um herauszufinden, wie es wirklich mit der Beziehung zwischen Ferdinand und Luise aussieht.
  5. Am Ende der Szene wird deutlich, dass sich die Machtstrategien des Präsidenten auch auf seinen Mitarbeiter erstrecken. Er hat ihn aufgrund früherer Verfehlungen voll in der Hand.

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