Was wir mit „hören-lesen-verstehen“ anbieten
- dass jeder schnell versteht, worum es geht,
- die wichtigsten Textstellen kennt – und möglichst auch in der eigenen Ausgabe anstreichen kann,
- was dadurch unterstützt wird, dass wir eine begleitende mp3-Datei bereitstellen, die man sich „auf die Ohren legen“ kann. Dann hat man die Augen und die Hände frei für den eigenen Text,
- man sich klar darüber wird, welche Bedeutung diese Szene hat
- und manchmal auch, was man mit dieser Szene machen könnte.
Übersicht über den kompletten Akt I :Die Exposition des Stücks
Wenn man Schillers Drama Wilhelm Tell als klassisches Drama betrachtet, dann hat der erste Akt die Funktion der Exposition, d.h. er soll eigentlich die Ausgangslage des Konfliktes darstellen.
Übrigens kommt auch kein anderes Drama eigentlich um solch einen Eröffnungsteil herum, denn es gibt ja keinen Erzähler, also muss am Anfang auf der Bühne erst mal den Zuschauern klargemacht werden, worum es geht. Und zu einem Drama gehört eben, wie der Begriff schon ausdrückt, etwas Dramatisches, ein Konflikt, auch wenn der wie in der Komödie hinterher gut ausgeht.
Auswertung der 1. Szene für die Exposition in Akt I
- Zitat:
„KUONI: Der Wolfenschießen? Lässt Euch der verfolgen?
BAUMGARTEN: Der schadet nicht mehr, ich hab ihn erschlagen. [Notwehr / Selbstjustiz]
ALLE fahren zurück. / Gott sei Euch gnädig! Was habt Ihr getan?
BAUMGARTEN: Was jeder freie Mann an meinem Platz! [Betonung der Freiheit]
Mein gutes Hausrecht hab ich ausgeübt [Betonung des Rechts]
Am Schänder meiner Ehr und meines Weibes.“ [Der Übergriff]
Es geht aber bereits auch um einen anderen Bestandteil des Konflikts, nämlich die Frage des Wiederstands. Im Mittelpunkt stehen hier ein Fischer, der nur an sich und seine Familie denkt, und ein Wilhelm Tell, der zwar anfangs auch sehr zurückhaltend ist, was mögliche Hilfe angeht, dann aber doch sein Leben riskiert, um den Flüchtlingen zu retten.
- Zitat:
RUODI: Da ist der Tell, er führt das Ruder auch, [Fischer sucht Hilfe bei Tell]
Der soll mirs zeugen, ob die Fahrt zu wagen.
TELL: Wos not tut, Fährmann, lässt sich alles wagen. [Tells Aufforderung zum Wagnis]Heftige Donnerschläge, der See rauscht auf.
RUODI: Ich soll mich in den Höllenrachen stürzen? [Hervorhebung der Gefahr]
Das täte keiner, der bei Sinnen ist.
TELL: Der brave Mann denkt an sich selbst zuletzt, [Appell an Moral]
Vertrau auf Gott und rette den Bedrängten. [Hinweis auf Gottes Hilfe]
RUODI: Vom sichern Port lässt sichs gemächlich raten, [berechtigte Kritik an Tell]
Da ist der Kahn und dort der See! Versuchts!
TELL: Der See kann sich, der Landvogt nicht erbarmen, [Tell wiederholt Mahnung]
Versuch es, Fährmann!
HIRTEN UND JÄGER.
Rett ihn! Rett ihn! Rett ihn! [Alle machen Druck.]
RUODI.
Und wärs mein Bruder und mein leiblich Kind, [Fischer: verzweifelte Abwehr]
Es kann nicht sein, ’s ist heut Simons und Judä,
Da rast der See und will sein Opfer haben.
TELL: Mit eitler Rede wird hier nichts geschafft, [Tell zwischen erneuter Aufforderung]
Die Stunde dringt, dem Mann muss Hülfe werden. und ultimativer Frage]
Sprich, Fährmann, willst du fahren?
RUODI.
Nein, nicht ich!
TELL: In Gottes Namen denn! Gib her den Kahn, [Tell lenkt ein und stellt sich der Gefahr.]
Ich wills mit meiner schwachen Kraft versuchen.
KUONI.
Ha, wackrer Tell!“ [Begeisterung für Tell]
- Zitat:
ERSTER zum Hirten und Fischer.
Ihr habt ihm fortgeholfen,
Ihr sollt uns büßen – Fallt in ihre Herde!
Die Hütte reißet ein, brennt und schlagt nieder!
Eilen fort.
SEPPI stürzt nach.
O meine Lämmer!
KUONI folgt.
Weh mir! Meine Herde!
WERNI.
Die Wütriche!
RUODI ringt die Hände.
Gerechtigkeit des Himmels,
Wann wird der Retter kommen diesem Lande?
Auswertung der 2. Szene für die Exposition in Akt I
Auswertung der 3. Szene für die Exposition in Akt I
Auswertung der 4. Szene für die Exposition in Akt I
Zusammenfassung
Insgesamt sieht man, dass es hier um einen Konflikt geht zwischen einer übermächtigen und hemmungslos gewordenen Staatsgewalt und den einfachen Menschen, die sich nicht zu helfen wissen oder nur auf eine Art und Weise helfen können, die sie selbst dann zusätzlich in die Maschinerie der Verfolgung einbezieht.