Was wir mit „hören-lesen-verstehen“ anbieten
- dass jeder schnell versteht, worum es geht,
- die wichtigsten Textstellen kennt – und möglichst auch in der eigenen Ausgabe anstreichen kann,
- was dadurch unterstützt wird, dass wir eine begleitende mp3-Datei bereitstellen, die man sich „auf die Ohren legen“ kann. Dann hat man die Augen und die Hände frei für den eigenen Text,
- man sich klar darüber wird, welche Bedeutung diese Szene hat
- und manchmal auch, was man mit dieser Szene machen könnte.
Übersicht über den kompletten Akt III : Höhe- und Wendepunkt
mp3-Zusammenfassung Akt III
- Szene 1: Gespräch zwischen Tell und seiner Frau: Die ist nicht glücklich mit den zum Teil waghalsigen Aktionen ihres Mannes und möchte auch nicht, dass er nach Altdorf, gewissermaßen in die Höhe des Löwen geht und dabei auch noch einen Sohn mitnimmt. Tell dagegen zeigt wie immer viel Wagemut und Selbst- bzw. Gottvertrauen.
- Szene 2: Rudenz und Berta haben im Rahmen eines Jagdausflugs die Gelegenheit, sich endlich mal unter vier Augen auszusprechen. Dabei wird deutlich, dass Rudenz völlig falsch lag, wenn er glaubte, nur auf der Seite Österreichs an diese Frau heranzukommen. Ganz im Gegenteil, er wird sogar von ihr deswegen kritisiert. Dann aber klärt sich alles und gemeinsam wollen sie jetzt an die Seite der bedrängten Schweizer treten.
- Szene 3: Hier kommt es zum Showdown zwischen Tell und dem Vogt, weil der Hüt nicht gegrüßt wurde. Um einer Strafe zu entgehen, muss Tell einen Apfel vom Kopf seines Sohnes schießen. Das gelingt, aber er wird trotzdem verhaftet, weil er dem Vogt auf seine Frage wahrheitsgemäß sagt, dass er ihn im Falle eines Fehlschusses mit einem zweiten Pfeil getötet hätte.
- Tell hat schon in der ersten Szene seinen Mut bewiesen und einen Flüchtling vor österreichischer Verfolgung gerettet.
- Er will aber nicht an den Aufstandsvorbereitungen teilnehmen, ist aber bereit zum Mitmachen, wenn er für eine Tat gebraucht wird.
- Rudenz hat sich in einem Streitgespräch mit seinem Onkel ganz eindeutig für Österreich entschieden, um Berta zu gewinnen.
- Berta wiederum hat nach einem Unglücksfall beim Bau einer Zwingburg ein Herz für die Unterdrückten bewiesen, ist vom Volk aber zurückgewiesen worden, weil sie als Vertreterin Österreichs gilt.
Überblick mit Infos und Schlüsselzitaten – Szene 1
Dazu erklärt Tell 1486ff:
Zum Hirten hat Natur mich nicht gebildet,
Rastlos muss ich ein flüchtig Ziel verfolgen,
Dann erst genieß ich meines Lebens recht,
Die sich indessen, deiner wartend, härmt,
Denn mich erfüllts mit Grausen, was die Knechte
Von euren Wagefahrten sich erzählen.
Bei jedem Abschied zittert mir das Herz,
Dass du mir nimmer werdest wiederkehren.
Auf Gott vertraut und die gelenke Kraft,
Der ringt sich leicht aus jeder Fahr und Not,
Den schreckt der Berg nicht, der darauf geboren.
2.) Info: Tell will nach Altdorf, seine Frau fürchtet, dass es da zum Zusammenstoß mit dem Vogt kommt.
TELL.
Ich war nicht mit dabei – doch werd ich mich
Dem Lande nicht entziehen, wenn es ruft.
HEDWIG.
Sie werden dich hinstellen, wo Gefahr ist,
Das Schwerste wird dein Anteil sein, wie immer.
TELL.
Ein jeder wird besteuert nach Vermögen.
3.) Info:
Was den Vogt angeht, so hat Tell vor ihm keine Angst, weil er ihn im Gebirge mal verschont hat. Hedwig sieht gerade darin eine Gefahr:
1571ff: HEDWIG.
Er hat vor dir gezittert – Wehe dir!
Dass du ihn schwach gesehn, vergibt er nie.
TELL.
Überblick mit Infos und Schlüsselzitaten – Szene 2
Info: Rudenz und Bertha lernen sich endlich wirklich kennen und möchten eine gemeinsame Zukunft
BERTHA ernst und streng.
Dürft Ihr von Liebe reden und von Treue,
Der treulos wird an seinen nächsten Pflichten?
Rudenz tritt zurück.
Der Sklave Österreichs, der sich dem Fremdling
Verkauft, dem Unterdrücker seines Volks?
RUDENZ.
Nach meinem Erbe strecken sie die Hand,
Das will man mit dem großen Erb vereinen.
Dieselbe Ländergier, die Eure Freiheit
Verschlingen will, sie drohet auch der meinen!
– O Freund, zum Opfer bin ich ausersehn,
Vielleicht um einen Günstling zu belohnen –
Dort wo die Falschheit und die Ränke wohnen,
Hin an den Kaiserhof will man mich ziehn,
Dort harren mein verhaßter Ehe Ketten,
Die Liebe nur – die Eure kann mich retten!
Die ich mir töricht selbst ums Haupt gelegt?
BERTA.
Zerreiße sie mit männlichem Entschluß!
Was auch draus werde – Steh zu deinem Volk,
Es ist dein angeborner Platz.
[…] Kämpfe
Fürs Vaterland, du kämpfst für deine Liebe!
Es ist ein Feind, vor dem wir alle zittern,
Und eine Freiheit macht uns alle frei!
Überblick mit Infos und Schlüsselzitaten – Szene 3
Ei, Vater, sieh den Hut dort auf der Stange.
TELL.
Was kümmert uns der Hut? Komm, lass uns gehen.
GESSLER nach einer Pause.
Verachtest du so deinen Kaiser, Tell,
Und mich, der hier an seiner Statt gebietet,
Dass du die Ehr versagst dem Hut, den ich
Zur Prüfung des Gehorsams aufgehangen?
Dein böses Trachten hast du mir verraten.
TELL.
Verzeiht mir, lieber Herr! Aus Unbedacht,
Nicht aus Verachtung Eurer ists geschehn,
Wär ich besonnen, hieß ich nicht der Tell,
Nun, Tell! weil du den Apfel triffst vom Baume
Auf hundert Schritte, so wirst du deine Kunst
Vor mir bewähren müssen – Nimm die Armbrust –[979]
Du hast sie gleich zur Hand – und mach dich fertig,
Einen Apfel von des Knaben Kopf zu schießen –
Doch will ich raten, ziele gut, daß du
Den Apfel treffest auf den ersten Schuß,
Denn fehlst du ihn, so ist dein Kopf verloren.
Alle geben Zeichen des Schreckens.
TELL.
Herr – Welches Ungeheure sinnet Ihr
Mir an – Ich soll vom Haupte meines Kindes –
– Nein, nein doch, lieber Herr, das kömmt Euch nicht
Zu Sinn – Verhüts der gnädge Gott – das könnt Ihr
Im Ernst von einem Vater nicht begehren!
GESSLER.
Du wirst den Apfel schießen von dem Kopf
Des Knaben – Ich begehrs und wills.
TELL.
Ich soll
Mit meiner Armbrust auf das liebe Haupt
Des eignen Kindes zielen – Eher sterb ich!
GESSLER.
Du schießest oder stirbst mit deinem Knaben.
Herr, das ist also bräuchlich bei den Schützen.
GESSLER.
Nein, Tell, die Antwort lass ich dir nicht gelten,
Es wird was anders wohl bedeutet haben.
Sag mir die Wahrheit frisch und fröhlich, Tell,
Was es auch sei, dein Leben sichr ich dir.
Wozu der zweite Pfeil?
TELL.
Wohlan, o Herr,
Weil Ihr mich meines Lebens habt gesichert,
So will ich Euch die Wahrheit gründlich sagen.
Er zieht den Pfeil aus dem Goller und sieht den Landvogt mit einem furchtbaren Blick an.
Mit diesem zweiten Pfeil durchschoss ich – Euch,
Wenn ich mein liebes Kind getroffen hätte,
Und Eurer – wahrlich! hätt ich nicht gefehlt.
GESSLER.
Wohl, Tell! Des Lebens hab ich dich gesichert,
Ich gab mein Ritterwort, das will ich halten –
Doch weil ich deinen bösen Sinn erkannt,
Will ich dich führen lassen und verwahren,
Wo weder Mond noch Sonne dich bescheint,
Damit ich sicher sei vor deinen Pfeilen.
Ergreift ihn, Knechte! Bindet ihn!
—
O nun ist alles, alles hin! Mit Euch
Sind wir gefesselt alle und gebunden!
LANDLEUTE umringen den Tell.
Mit Euch geht unser letzter Trost dahin!“
Dramatische Situation am Ende des III. Aktes
- Wilhelm Tell ist mal wieder richtig unbedacht und bringt sich und seinen Sohn Walther in eine lebensgefährliche Situation, als er gegen den Rat seiner Frau nach Altdorf geht und dort den Hut des Vogtes nicht grüßt.
- Das führt allerdings zum Höhe- und Wendepunkt des Dramas, weil der Vertreter des Kaisers sich zu einer abscheulichen Forderung hinreißen lässt, die Tell zwar erfüllt, die ihn aber jetzt erstmals dazu bringt, einen Plan, nämlich die Ermordung des Vogtes, zu entwickeln.
- Ein zweiter Höhe- und Wendepunkt ist mit Rudenz verbunden, der endlich erfährt, wie Bertha wirklich denkt. Dies führt dazu, dass er zu den Schweizern übergeht und ihren Freiheitskampf unterstützt.
Unser Video: Konflikt-Entwicklung im III. Akt
https://youtu.be/lcCGx2Fa1wE
Video-Dokumentation
Mat1561VidBegl-Beispiel-dramatische-Analyse-Wilhelm-Tell-Akt-III