Was wir mit „hören-lesen-verstehen“ anbieten
III,1: Die Ängste einer Frau um ihren Mann
- Die Szene beginnt damit, dass Tells Frau Probleme damit hat, dass ihre Söhne sehr früh schon das Schießen lernen.
Die Knaben fangen zeitig an zu schießen.
TELL
Früh übt sich, was ein Meister werden will.
HEDWIG
Ach wollte Gott, sie lerntens nie!
TELL
Sie sollen alles lernen. Wer durchs Leben
Sich frisch will schlagen, muss zu Schutz und Trutz
Gerüstet sein.
HEDWIG.
Ach, es wird keiner seine Ruh
Zu Hause finden.
- Tell präsentiert seine Leidenschaft
TELL
Mutter, ich kanns auch nicht,
Zum Hirten hat Natur mich nicht gebildet,
Rastlos muß ich ein flüchtig Ziel verfolgen,
Dann erst genieß ich meines Lebens recht,
- Hedwig erzählt ihm ihre Angst-Vorstellungen
HEDWIG.
Und an die Angst der Hausfrau denkst du nicht,
Die sich indessen, deiner wartend, härmt,
Denn mich erfüllts mit Grausen, was die Knechte
Von euren Wagefahrten sich erzählen.
Bei jedem Abschied zittert mir das Herz,
Daß du mir nimmer werdest wiederkehren.
Ich sehe dich im wilden Eisgebirg,
Verirrt, von einer Klippe zu der andern
Den Fehlsprung tun, seh, wie die Gemse dich
Rückspringend mit sich in den Abgrund reißt,
Wie eine Windlawine dich verschüttet,
Wie unter dir der trügerische Firn
Einbricht und du hinabsinkst, ein lebendig
Begrabner, in die schauerliche Gruft
Ach, den verwegnen Alpenjäger hascht
Der Tod in hundert wechselnden Gestalten,
Das ist ein unglückseliges Gewerb,
Das halsgefährlich führt am Abgrund hin!
- Tell bleibt bei seiner Haltung, vertraut auf Gott und seine Fähigkeiten
TELL
1510:
Wer frisch umherspäht mit gesunden Sinnen,
Auf Gott vertraut und die gelenke Kraft,
Der ringt sich leicht aus jeder Fahr und Not,
Den schreckt der Berg nicht, der darauf geboren.
1514: Streitgespräch um Tells gefährliche Aktionen
- Tells Frau Hedwig fragt, wohin Tell gehen will. Die Antwort ist: Zum Vater nach Altdorf, also genau dorthin, wo der Hut aufgestellt werden soll.
- Die Frau hat Angst, dass er in gefährliche Situationen kommen wird, gerade weil er ja den Aufständischen Hilfe im richtigen Augenblick (nach dem Rütli-Treffen, wovon sie weiß) bieten will.
- Auch erinnert sie ihn an sein See-Abenteuer in der 1. Szene.
- Für sie heißt das, Gott versuchen, also sein Schicksal herauszufordern.
- Am Ende fragt sie ihn, warum er die Armbrust mitnehmen will. Tell antwortet: „Mir fehlt der Arm, wenn mir die Waffe fehlt.“ (1537)
1538ff: Soll Tell den Sohn mitnehmen?
- Die beiden Söhne kommen zurück.
- Tell fragt Walther, ob er mit nach Altdorf wolle.
- Der will, aber die Mutter hat Bedenken, weil der Landvogt gerade dort ist:
„Gemahn ihn nicht an dich, du weißt, er grollt uns.“ (1543) - Tell = sehr selbstbewusst:
„Mir soll sein böser Wille nicht viel schaden,
Ich tue recht und scheue keinen Feind.“ (1543/44) - Auf den Einwand seiner Frau:
„Die recht tun, eben die haßt er am meisten.“
antwortet Tell voller Selbstbewusstsein:
„Weil er nicht an sie kommen kann – Mich wird
Der Ritter wohl in Frieden lassen, mein ich.“ - Dann erzählt er von einer Begegnung, bei der der Landvogt richtig Angst vor ihm gehabt hat.
Wichtig der Grund, er hatte nämlich vorher Tell schlecht behandelt:
„Und mich erkannte, den er kurz zuvor
Um kleiner Ursach willen schwer gebüßt,“
Tell hat ihn dann gehen lassen und glaubt jetzt an Dankbarkeit. - Seite Frau hat viel mehr Menschenkenntnis:
„Er hat vor dir gezittert – Wehe dir!
Dass du ihn schwach gesehn, vergibt er nie.“ (1571/2). - Tell erkennt das an, vertraut aber darauf, dass sie sich beide aus dem Weg gehen können und werden.
- Hedwig erreicht nichts, weil ihr Mann sein Versprechen zu kommen halten will und der Sohn Walther mitgehen will. Ihr bleibt nur der jüngere Sohn Wilhelm.
Die Hör-Datei zum Herunterladen
Wilhelm Tell 3-1-HLV.mp3