Schiller, Wilhelm Tell, III. Akt, Szene 2 Inhalt-Zitate-mp3 (Mat8009)

Was wir mit „hören-lesen-verstehen“ anbieten

Wir stellen hier im Folgenden die 2. Szene des III. Aktes von Schillers Drama „Wilhelm Tell“ vor.
Dabei geht es uns darum,
  • dass jeder schnell versteht, worum es geht,
  • die wichtigsten Textstellen kennt – und möglichst auch in der eigenen Ausgabe anstreichen kann,
  • was dadurch unterstützt wird, dass wir eine begleitende mp3-Datei bereitstellen, die man sich „auf die Ohren legen“ kann. Dann hat man die Augen und die Hände frei für den eigenen Text,
  • man sich klar darüber wird, welche Bedeutung diese Szene hat
  • und manchmal auch, was man mit dieser Szene machen könnte.

Übersicht über die Szene III,2: Rudenz und Bertha kommen zueinander

Thema der Szene:
Wie einer Frau gelingt, ihren Verehrer völlig umzustimmen: Aus einem Anhänger der Österreicher wird ein Unterstützer des Schweizer Widerstands
Voraussetzungen der Szene:
  1. Rudenz hat sich II,1 noch gegen seinen Onkel und auf die Seite Österreichs gestellt, weil er so glaubt, seine Liebe zu der Adligen Bertha verwirklichen zu können.
  2. Diese wiederum hat in der Szene bei der Zwingburg gezeigt, dass sie Mitleid mit dem abgestürzten Dachdecker hat und ihn unterstützten will. Das wird zu dem Zeitpunkt noch zurückgewiesen, weil man sie als Österreicherin für all die Unterdrückung mit verantwortlich macht.

Übersicht über die Abschnitte der Szene

  1. 1585ff:
    Sowohl Bertha als auch Rudenz freuen sich, im Rahmen einer Jagd kurzzeitig für sich zu sein, so dass man sich endlich über die gegenseitigen Gefühle austauschen kann.
    Allerdings muss Rudenz erkennen, dass Bertha mit ihm ein Problem hat, als er ihr seine Treue und Liebe erklärt.
  2. Ab 1602
    macht Bertha ihm klar, dass sie ihn für treulos hält, weil er seine Heimat an Österreich verkaufen will. Sie selbst macht deutlich, dass sie ihn so nicht heiraten kann.
  3. Ab 1613
    wird Berthas Einstellung dann noch deutlicher, die besteht aus Liebe zu dem einfachen, aber starken Volk der Schweizer und Kritik an jemandem, der sein Volk verrät.
    Am Ende macht sie aber deutlich:
    „… ich muss / mein Herz bezwingen, dass ich euch nicht hasse.“
    D.h. eigentlich liebt sie Rudenz, nur seine Haltung ist ein Hindernis.
  4. Ab 1629
    versuchte Rudenz, Bertha seine Haltung zu erklären.
    Wie gegenüber Attinghausen meint er, dass die Schweizer unter österreichischer Herrschaft besser aufgehoben sind.
    Da hat Bertha eine völlig andere Meinung. Sie unterstützt eher Attinghausen und die einfachen Schweizer, die ihrer Meinung nach besser wissen, was für sie gut ist.
    Sie hält Rudenz für verführt, macht aber deutlich, dass sie nur seine Haltung ablehnt, nicht aber ihn als Person.
  5. Ab 1640
    zeigt Rudenz sich dann ganz begeistert, da ist für ihn einmal „das höchste Himmelsglück“, aber eben auch die Kritik.
    Bertha beruhigt ihn, indem sie feststellt: „das Edle ist nicht ganz erstickt / In Euch! Es schlummert nur, ich will es wecken.“
    Sie versteht Rudenz  so, dass er sich nur gezwungenermaßen auf die Seite Österreichs stellt und dass eigentlich ein guter Schweizer Kern in ihm ist. Das macht Rudenz  glücklich.
  6. Ab 1654
    beklagt Rudenz, dass damit seine Chancen schwinden, Bertha zu erreichen, weil die sicherlich mehr oder weniger zwangsverheiratet wird.
    Diese Sorge kann Bertha ihm nehmen, weil ihre Güter in der Schweiz liegen und sie damit mit den Schweizern zusammen auch frei werden kann.
    Darüber hinaus macht sie ihm sogar deutlich, so wie Assinghausen es ihm auch schon gesagt hat, dass Rudenz  eigentlich nur ein Instrument in der Hand der Österreicher ist, die letztlich ihre Güter mit anderen vereinigen wollen.
    Das bedeutet letztlich, dass sie doch einen Österreicher heiraten muss und Rudenz‘  Hoffnungen damit betrogen werden.
  7. Rudenz fragt dann ab 1673 noch einmal vorsichtig nach, ob Berta denn nun wirklich auch mit ihm zusammen in der kleinen Welt der Schweiz leben könnte.
    Als ihm das klar wird, bricht auch bei ihm seine ganze Begeisterung für die Schweizer Welt durch.
    Bertha wiederum freut sich, dass ihre Einschätzung von Rudenz sich jetzt bestätigt.
  8. Ab 1700
    macht Berta dann noch mal deutlich, dass sie alle ihre Hoffnungen auf ein Leben in der Schweiz ausrichtet. Rudenz  stellt sie sich genau so vor, wie Assinghausen ihn beschrieben hat, nämlich als zwar kleinen Herrn, aber einen, der eben frei ist und unter Menschen lebt, die mit ihm zusammen frei sind.
    Rudenz entwickelt dann ab 1710 das typische schillersche Frauenprogramm, die dem Mann dann ein schönes Zuhause bereitet.
    Bertha übernimmt dieses Bild auch, so dass beide auf diese Art und Weise glücklich werden können.
  9. Ab 1723
    geht es um die ganz praktische Frage, wie Rudenz denn aus seinen Verpflichtungen, die er übernommen hat, wieder heraus kommt.
    Bertha sagt ihm einfach nur, er solle diese Schlinge zerreißen, die er sich selbst um den Kopf gelegt hat.
    Dann müssen sie ihr Gespräch beenden, weil die Jagdgesellschaft sich nähert. Auf jeden Fall mach Bertha Rudenz noch mal klar, dass Liebe und Vaterland für ihn an der gleichen Stelle zu finden sind.
  10. Dramatische Situation am Ende der Szene:
    Mit dieser Szene haben sich die Gewichte zugunsten der Schweizer verschoben. Denn es wird klar, dass Rudenz wohl für seinesgleichen steht, die eher der Heimat verbunden sind als den Österreichern.
    Zum anderen wird deutlich, dass es auch bei den Österreichern Leute gibt, die die Menschenrechte anderer genauso achten wie die eigenen.

Die Hör-Datei zum Herunterladen