Schiller, Wilhelm Tell, Akt IV, Szene 2 Inhalt-Zitate-mp3 (Mat8014)

Was wir mit „hören-lesen-verstehen“ anbieten

Wir stellen hier im Folgenden die 2. Szene des IV. Aktes von Schillers Drama „Wilhelm Tell“ vor.
Dabei geht es uns darum,
  • dass jeder schnell versteht, worum es geht,
  • die wichtigsten Textstellen kennt – und möglichst auch in der eigenen Ausgabe anstreichen kann,
  • was dadurch unterstützt wird, dass wir eine begleitende mp3-Datei bereitstellen, die man sich „auf die Ohren legen“ kann. Dann hat man die Augen und die Hände frei für den eigenen Text,
  • man sich klar darüber wird, welche Bedeutung diese Szene hat
  • und manchmal auch, was man mit dieser Szene machen könnte.

Übersicht über die Szene IV,2: Attinghausen stirbt – aber sein Wunsch hat sich erfüllt

Thema der Szene:

Attinghausens Sorgen und seine Erleichterung kurz vor dem Tod sowie der Umgang von Tells Frau mit dem Apfelschuss auf ihren Sohn

Voraussetzungen der Szene:
  1. Attinghausen steht kurz vor seinem Tod und weiß nocht nicht, dass Rudenz inzwischen auf die Seite der Schweizer gewechselt ist.
  2. Die Frau von Wilhelm Tell weiß inzwischen von dem Apfelschuss, glaubt aber noch, dass Wilhelm Tell in einen Kerker des Vogtes kommt.
  3. Die Schweizer haben vereinbart, dass noch etwas gewartet werden soll bis zum gemeinsamen Aufstand.

Übersicht über die Abschnitte der Szene

Vorläufige Übersicht, wir werden wichtige Zitate noch nachliefern.

  1. 2304ff:
    Leute umstehen Attinghausen , der zu sterben scheint
  2. 2309ff:
    Hedwig, Tells Frau kommt mit Walther, auf den Tell schießen musste. Sie klagt zunächst Tell an:

    2316:
    HEDWIG zu ihrem Sohn:
    Ists auch gewiss? Bist du mir unverletzt?
    Betrachtet ihn mit ängstlicher Sorgfalt.
    Und ist es möglich? Konnt er auf dich zielen?
    Wie konnt ers? O er hat kein Herz – Er konnte
    Den Pfeil abdrücken auf sein eignes Kind!
    WALTER FÜRST.
    Er tats mit Angst, mit schmerzzerrißner Seele,
    Gezwungen tat ers, denn es galt das Leben.
    HEDWIG.
    O hätt er eines Vaters Herz, eh ers
    Getan, er wäre tausendmal gestorben!

    Dann zeigt sie sich wieder in angstvoller Fantasie und lässt auch keine Entschuldigung gelten:

    2324 HEDWIG.
    Kann ich vergessen,
    Wies hätte kommen können – Gott des Himmels!
    Und lebt ich achtzig Jahr – Ich seh den Knaben ewig
    Gebunden stehn, den Vater auf ihn zielen,
    Und ewig fliegt der Pfeil mir in das Herz.
    MELCHTHAL.
    Frau, wüsstet Ihr, wie ihn der Vogt gereizt!
    HEDWIG.
    O rohes Herz der Männer! Wenn ihr Stolz
    Beleidigt wird, dann achten sie nichts mehr,
    Sie setzen in der blinden Wut des Spiels
    Das Haupt des Kindes und das Herz der Mutter!

    Dann klagt sie die anderen an, die dabeistanden und nichts getan haben:
    Angesprochen wird direkt Baumgarten, den Tell ja unter Lebensgefahr gerettet hat:
    Erst als ihr Vater Walther Fürst darauf hinweist, dass sie gar nichts machen konnten, ohne Waffen, fängt sie an umzudenken und wendet sich wieder den aktuellen Problemen zu:

    2351:
    HEDWIG wirft sich an seine Brust.
    O Vater! Und auch du hast ihn verloren!
    Das Land, wir alle haben ihn verloren!
    Uns allen fehlt er, ach! wir fehlen ihm!
    Gott rette seine Seele vor Verzweiflung.
    Zu ihm hinab ins öde Burgverlies
    Dringt keines Freundes Trost – Wenn er erkrankte!
    Ach, in des Kerkers feuchter Finsternis
    Muß er erkranken – Wie die Alpenrose
    Bleicht und verkümmert in der Sumpfesluft,
    So ist für ihn kein Leben als im Licht
    Der Sonne, in dem Balsamstrom der Lüfte.
    Gefangen! Er! Sein Atem ist die Freiheit,
    Er kann nicht leben in dem Hauch der Grüfte.

    Daraufhin versucht man sie zu beruhigen, man werde Tell ja durch den Aufstand befreien. Aber Hedwig glaubt nicht, dass sie es ohne Tell schaffen werden.
  3. 2371ff:
    Attinghausen wacht noch einmal auf, fragt nach seinem Neffen Rudenz und man kann ihm vor seinem Tod zumindest noch sagen, dass er sich heldenhaft vom Vogt getrennt und auf ihre Seite übergewechselt ist.
    Außerdem klären sie ihn über den Rütli-Schwur-Bund auf.
    Attinghausen ist ganz positiv überrascht, dass die einfachen Leute das ohne ihre Adligen gemacht haben und fühlt sich getröstet.
    Er segnet dann Tells Sohn und entwickelt kurz vor seinem Tod noch eine sehr positive Zukunftsvision (ab 2431)
    An deren Ende stehen eine Erwartung und eine Aufforderung, bevor er in Ruhe sterben kann:

    Es hebt die Freiheit siegend ihre Fahne.
    Walter Fürsts und Stauffachers Hände fassend.
    Drum haltet fest zusammen – fest und ewig –
    Kein Ort der Freiheit sei dem andern fremd –
    Hochwachten stellet aus auf euren Bergen,
    Dass sich der Bund zum Bunde rasch versammle –
    Seid einig – einig – einig –
  4. 2452ff: Rudenz kommt zwar zu spät, erfährt aber noch, dass sein Onkel zufrieden sterben konnte.
    Er tut dann alles, um den Leuten klar zu machen, dass er jetzt nicht nur ihr neuer Herr ist, sondern auch an ihrer Seite kämpfen will.
    Er braucht ihre Hilfe auch, denn inzwischen hat der Vogt seine Freundin Bertha in den Kerker geworfen, weil er an ihre Ländereien will.
    Vor diesem Hintergrund beschleunigen sich die Aufstandsvorbereitungen:

    2547: Melchthal:
    MELCHTHAL.
    Kommt, führt uns an. Wir folgen Euch. Warum
    Bis morgen sparen, was wir heut vermögen?
    Frei war der Tell, als wir im Rütli schwuren,
    Das Ungeheure war noch nicht geschehen.
    Es bringt die Zeit ein anderes Gesetz,
    Wer ist so feig, der jetzt noch könnte zagen!

    Und das will keiner und dementsprechend bricht man in dieser Absicht auf. Attinghausen soll erst nach der Befreiung von den Österreichern beerdigt werden.

Die dramatische Situation am Ende der Szene:

  1. Der Tod Attinghausens ist genauso ein Verlust wie die Gefangennahme Tells.
  2. Aber dessen Befreiung rückt näher (man weiß ja noch nicht, dass er schon frei ist) wie auch die Beendigung der Herrschaft der Österreicher.
  3. Eine entscheidende Rolle spielt dabei Rudenz, der an die Stelle Attinghausens tritt und jetzt alles tut, um den Aufstand zu beschleunigen.

Die Hör-Datei zum Herunterladen

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