Schiller, Wilhelm Tell, Akt IV, Szene 3 Inhalt-Zitate-mp3 (Mat8015)

Was wir mit „hören-lesen-verstehen“ anbieten

Wir stellen hier im Folgenden die 3. Szene des IV. Aktes von Schillers Drama „Wilhelm Tell“ vor.
Dabei geht es uns darum,
  • dass jeder schnell versteht, worum es geht,
  • die wichtigsten Textstellen kennt – und möglichst auch in der eigenen Ausgabe anstreichen kann,
  • was dadurch unterstützt wird, dass wir eine begleitende mp3-Datei bereitstellen, die man sich „auf die Ohren legen“ kann. Dann hat man die Augen und die Hände frei für den eigenen Text,
  • man sich klar darüber wird, welche Bedeutung diese Szene hat
  • und manchmal auch, was man mit dieser Szene machen könnte.

Übersicht über die Szene IV,3: Der Tod des Landvogts – Gründe und Folgen

Thema der Szene:

Wie kommt es zum Attentat auf den Landvogt und welche unmittelbaren Folgen hat es?

Voraussetzungen der Szene:
  1. Tell ist aufs äußerste erzürnt worden und hat einen Schwur getan, den Landvogt zu bestrafen.
  2. Dieser ist auf dem Weg nach Küssnacht
  3. Eine allgemeine Rolle spielt die Gewaltherrschaft der Vögte des neuen Königs

Übersicht über die Abschnitte der Szene

  1. 2561ff
    Monolog Wilhelm Tells, in dem er deutlich macht, was ihn dazu gebracht hat, einen Anschlag auf den Landvogt vorzubereiten

    TELL tritt auf mit der Armbrust.
    Durch diese hohle Gasse muss er kommen,
    Es führt kein andrer Weg nach Küßnacht – Hier
    Vollend ichs – Die Gelegenheit ist günstig.
    (…)
    Mach deine Rechnung mit dem Himmel, Vogt,
    Fort musst du, deine Uhr ist abgelaufen.
    Ich lebte still und harmlos – Das Geschoss
    War auf des Waldes Tiere nur gerichtet,
    Meine Gedanken waren rein von Mord –
    Du hast aus meinem Frieden mich heraus
    Geschreckt, in gärend Drachengift hast du
    Die Milch der frommen Denkart mir verwandelt,
    Zum Ungeheuren hast du mich gewöhnt –
    Wer sich des Kindes Haupt zum Ziele setzte,
    Der kann auch treffen in das Herz des Feinds.

    2630ff
    Am wilden Weg sitzt er mit Mordgedanken,
    Des Feindes Leben ists, worauf er lauert.
    – Und doch an euch nur denkt er, lieben Kinder,
    Auch jetzt – euch zu verteidgen, eure holde Unschuld
    Zu schützen vor der Rache des Tyrannen,
    Will er zum Morde jetzt den Bogen spannen!“

    Und etwas später kommt noch ein Satz, der zum Sprichwort geworden ist:
    „Es kann der Frömmste nicht in Frieden bleiben,
    Wenn es dem bösen Nachbar nicht gefällt.“
  2. 2652ff
    Ein Hochzeitszug kommt, der spielt später eine Rolle, um die Soldaten des Landvogts von ihm fernzuhalten.
  3. 2664ff
    Kurzes Gespräch über die allgemeine Unruhe in der Welt, die sich sogar auf die Natur auswirkt.
  4. 2691ff
    Armgard, die Frau eines Mannes, der seit sechs Monaten im Gefängnis sitzt und für den sie eine Begnadigung erreichen will, kommt hinzu und spielt nachher eine wichtige Rolle im direkten Umfeld des Attentats.
  5. 2698
    Kurzes Gespräch mit einem Soldaten des Vogts, wie sie durch das Unwetter gekommen sind
  6. 2708
    Gespräch zwischen dem Vogt und einem seiner Leute. Es geht um die Politik gegenüber den Schweizern: Der Vogt lehnt jede Mäßigung oder Milderung ab und verweist auf die großen Pläne des Königs beziehungsweise Kaisers. Auch wird noch einmal von ihm deutlich gemacht, welche Rolle der Hut in seinen Augen gespielt hat.

    GESSLER.
    Sagt, was Ihr wollt, ich bin des Kaisers Diener
    Und muss drauf denken, wie ich ihm gefalle.
    Er hat mich nicht ins Land geschickt, dem Volk
    Zu schmeicheln und ihm sanft zu tun – Gehorsam
    Erwartet er, der Streit ist, ob der Bauer
    Soll Herr sein in dem Lande oder der Kaiser.

    Und hier ein wichtiger Zwischenschritt, der den Gegensatz deutlich macht zwischen der Politik und dem Leiden der Leute.

    ARMGARD.
    Jetzt ist der Augenblick! Jetzt bring ichs an!
    Nähert sich furchtsam.

    GESSLER.
    Ich hab den Hut nicht aufgesteckt zu Altorf
    Des Scherzes wegen, oder um die Herzen
    Des Volks zu prüfen, diese kenn ich längst.
    Ich hab ihn aufgesteckt, dass sie den Nacken
    Mir lernen beugen, den sie aufrecht tragen –
    Das Unbequeme hab ich hingepflanzt
    Auf ihren Weg, wo sie vorbeigehn müssen,
    Dass sie drauf stoßen mit dem Aug, und sich
    Erinnern ihres Herrn, den sie vergessen.
    RUDOLF DER HARRAS.
    Das Volk hat aber doch gewisse Rechte –
    GESSLER.
    Die abzuwägen, ist jetzt keine Zeit!
    – Weitschichtge Dinge sind im Werk und Werden,
    Das Kaiserhaus will wachsen, was der Vater
    Glorreich begonnen, will der Sohn vollenden.
    Dies kleine Volk ist uns ein Stein im Weg –
    So oder so – es muss sich unterwerfen.
  7. 2731
    Armgart hält den Vogt auf und versucht etwas für ihren Mann zu erreichen. Der Vogt reagiert aber äußerst ärgerlich und droht schließlich sogar, die Frau und ihre Kinder zu niederzureiten.
  8. 2767
    Der kritische Ton der Frau steigert sich immer mehr, was wiederum den Vogt zu einer Steigerung seiner Gewaltpolitik anstachelt.
  9. 2778
    Mitten in der Ankündigung eines noch strengeren Gesetzes trifft den Vogt der Pfeil und Tell bekennt sich zu seiner Tat.
  10. 2808ff
    Reaktion auf den Tod des Vogts:
    2809: „Die ganze Hochzeitgesellschaft umsteht den Sterbenden mit einem fühllosen Grausen.“
    2812: Armgart sagt ihren Kindern: „Seht, Kinder, wie ein Wüterich verscheidet!“
    Als der Begleiter des Vogts darauf hin das Schwert ziehen will, wird ihm klargemacht, dass seine Zeit jetzt vorbei ist. Er bricht mit den Knechten des Vogts auf, um wenigstens die Festung des Kaisers zu retten.
  11. 2830ff
    Es kommen einige barmherzige Brüder und kümmern sich um den Toten und singen ein religiösesLied, das die Bedeutung des Todes im Hinblick auf ein anschließendes Gottesgericht aus christlicher Sicht deutlich macht.

Die dramatische Situation am Ende der Szene:

  1. Tell hat den schlimmsten Feind der Schweizer ausgeschaltet.
  2. Jetzt geht es für die andere Seite nur noch darum, soviel zu retten, wie irgend möglich ist.

Die Hör-Datei zum Herunterladen