Schiller, Wilhelm Tell, Akt V, Szene 2 Inhalt-Zitate-mp3 (Mat8017)

Was wir mit „hören-lesen-verstehen“ anbieten

Wir stellen hier im Folgenden die 2. Szene des V. Aktes von Schillers Drama „Wilhelm Tell“ vor.
Dabei geht es uns darum,
  • dass jeder schnell versteht, worum es geht,
  • die wichtigsten Textstellen kennt – und möglichst auch in der eigenen Ausgabe anstreichen kann,
  • was dadurch unterstützt wird, dass wir eine begleitende mp3-Datei bereitstellen, die man sich „auf die Ohren legen“ kann. Dann hat man die Augen und die Hände frei für den eigenen Text,
  • man sich klar darüber wird, welche Bedeutung diese Szene hat
  • und manchmal auch, was man mit dieser Szene machen könnte.

Übersicht über die Szene V,2: Tells Heimkehr und der Kaisermörder

Thema der Szene:

Was rechtfertigt einen Mord und was nicht?

Voraussetzungen der Szene:
  1. Die Schweizer haben den Aufstand erfolgreich durchgeführt, nachdem Tell den Landvogt erschossen hat.
  2. Inzwischen ist Tells Sohn wieder bei der Mutter und sie warten auf den Vater.
  3. Außerdem hat man inzwischen erfahren, dass der Kaiser von seinem Neffen ermordet worden ist.

Übersicht über die Abschnitte der Szene

  1. 3088ff: Zunächst wird die Lage der Familie von Wilhelm Zell deutlich. Die Mutter sagt zu ihrem Sohn: 3095
    „Zweimal hab ich dich geboren! / Zweimal litt ich den Mutterschmerz um dich! / Es ist vorbei – Ich hab euch beide, beide! /
    Und heute kommt der liebe Vater wieder!
  2. Ab 3099 erscheint dann ein Mönch bei dem Haus, „mit zerstörten Zügen“, wie es in 3104 heißt. Und die Mutter stellt schnell fest in 3111:
    „Ihr seht nicht aus als ob ihr Gutes brächtet“.
  3. Tells Frau wird dann zunehmend unwohler, in 3119:
    „Mann, was sinnet Ihr? Zurück / Von meinen Kindern! – Ihr seid kein Mönch! Ihr seid / Es nicht! Der Friede wohnt in diesem Kleide, / In Euren Zügen wohnt der Friede nicht.“
  4. Mönch sagt dann
    „Ich bin der Unglückseligste der Menschen“
    Hedwig:
    „Das Unglück spricht gewaltig zu dem Herzen, doch euer Blick schnürt mir das Innere zu.“
  5. Ab 3126 erscheint dann Tell und die Familie begrüßt sich erst mal.
  6. Ab 3134 wird der Münch langsam auf Tell aufmerksam, während dieser noch freudig feststellt:
    „Da bin ich wieder! Das ist meine Hütte! / Ich stehe wieder auf dem Meinigen!
    WILHELM:
    Wo aber hast du deine Armbrust, Vater? / Ich seh sie nicht.
    TELL:
    Du wirst sie nie mehr sehn. / An heilger Stätte ist sie aufbewahrt, / Sie wird hinfort zu keiner Jagd mehr dienen.“
  7. Ab 3142 muss Tell auch erst mal seine Frau beruhigen, denn sie denkt natürlich an den Tod des Landvogts. Sie fragt:
    „Diese Hand – / Darf ich sie fassen? – Diese Hand – O Gott!
    TELL herzlich und mutig:
    Hat euch verteidigt und das Land gerettet,
    Ich darf sie frei hinauf zum Himmel heben.“
  8. Ab 3146 geht es dann um den Mönch, die Mutter macht deutlich  (3147):
    „Sprich du mit ihm, mir graut in seiner Nähe.“
  9. Tell stellt dann in 3152 auch schnell fest:
    „Ihr seid kein Mönch! Wer seid Ihr?
    MÖNCH:
    Ihr erschlugt / Den Landvogt, der Euch Böses tat – Auch ich / Hab einen Feind erschlagen, der mir Recht / Versagte – Er war Euer Feind wie meiner – / Ich hab das Land von ihm befreit.“
    Tell reagiert darauf entsetzt und sorgt erst mal dafür, dass seine Frau und die Kinder nichts weiter von ihrem Gespräch mitbekommen.
    Dann sagt er dem Mönch auf den Kopf zu (3163)
    „Ihr seid der Herzog / Von Österreich – Ihr seids! Ihr habt den Kaiser / Erschlagen, Euern Ohm und Herrn.
    JOHANNES PARRICIDA:
    Er war / Der Räuber meines Erbes.
    TELL:
    Euern Ohm / Erschlagen, Euern Kaiser! Und Euch trägt / Die Erde noch! Euch leuchtet noch die Sonne!“
  10. Ab 3175 geht es dann um den Unterschied der beiden Tötungsakte:
    PARRICIDA.
    Bei Euch hofft ich Barmherzigkeit zu finden, / Auch Ihr nahmt Rach an Euerm Feind.
    TELL.
    Unglücklicher! / Darfst du der Ehrsucht blutge Schuld vermengen / Mit der gerechten Notwehr eines Vaters? /
    Hast du der Kinder liebes Haupt verteidigt? / Des Herdes Heiligtum beschützt? das Schrecklichste, / Das Letzte von den Deinen abgewehrt? / – Zum Himmel heb ich meine reinen Hände, / Verfluche dich und deine Tat – Gerächt / Hab ich die heilige Natur, die du / Geschändet – Nichts teil ich mit dir – Gemordet / Hast du, ich hab mein Teuerstes verteidigt.“
    Ab 3191 zeigt Tell dann doch Erbarmen, er hört sich dann die Geschichte des Kaisermörders an, sieht aber darin nichts, was die Tat entschuldigt.
    Ab 3224 ändert Tell dann doch seine bis dahin völlig ablehnende Haltung:
    „Doch stehet auf – Was Ihr auch Gräßliches / Verübt – Ihr seid ein Mensch – Ich bin es auch – / Vom Tell soll keiner ungetröstet scheiden – / Was ich vermag, das will ich tun.“
  11. Tell empfiehlt dem Kaisermörder in 3234 nach „Sankt Peter Stadt“ zu gehen zum Papst, der dann über ihn entscheiden wird.
  12. Ab 3239 geht es dann um die Frage, wie der Mörder in das ihm unbekannte Land Italien kommt. Wilhelm Tell beschreibt ihm dann den Weg und verweist bei jeder passenden Gelegenheit darauf, dass er zwischendurch Buße tun soll.
  13. Ab 3270 hört man von weitem dann die Leute kommen, die jetzt mit Tell feiern wollen. Tell sagt seiner Frau dann in 3276, sie soll den Mann erfrischen, aber nicht fragen, wer das ist und wohin er geht.
    Letztlich muss der Kaisermörder ohne Abschied gehen.

Die dramatische Situation am Ende der Szene:

  1. Tells Famile ist wieder vereinigt, von der Mutter kommen keine Vorwürfe mehr wegen des Apfelschusses.
  2. Am Beispiel des Mönchs wird dann der Unterschied deutlich zwischen  den beiden Tötungsakten.
  3. Das hat wohl die Funktion, noch einmal deutlich zu machen, dass Tell kein Mörder ist.
  4. Er zeigt sich am Ende wieder mal spontan und beweglich: erst die totale Ablehnung des Mörders, dann ein menschlicher Rat.

Die Hör-Datei zum Herunterladen

Mat1574-Wilhelm_20Tell_20V-2-HLV.mp3

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