Schiller, Wilhelm Tell, II. Akt, Szene 1, Inhalt-Zitate-mp3 (Mat8005)

Was wir mit „hören-lesen-verstehen“ anbieten

Wir stellen hier im Folgenden die 1. Szene des II. Aktes von Schillers Drama „Wilhelm Tell“ vor.
Dabei geht es uns darum,
  • dass jeder schnell versteht, worum es geht,
  • die wichtigsten Textstellen kennt – und möglichst auch in der eigenen Ausgabe anstreichen kann,
  • was dadurch unterstützt wird, dass wir eine begleitende mp3-Datei bereitstellen, die man sich „auf die Ohren legen“ kann. Dann hat man die Augen und die Hände frei für den eigenen Text,
  • man sich klar darüber wird, welche Bedeutung diese Szene hat
  • und manchmal auch, was man mit dieser Szene machen könnte.

Übersicht über die Szene II,1: Streit im Adel um Haltung zu Österreich

Thema der Szene:
Wie weit soll man die Unterdrückung noch gehen lassen und was kann man tun
Voraussetzungen der Szene:
  1. Im I. Akt, der Exposition, ist an verschiedenen Beispielen die Unterdrückung der Schweizer durch die Beamten der Habsburger gezeigt worden.
  2. Deutlich geworden ist auch die große Gefahr, die von einer Zwingburg auf Dauer ausgeht.
  3. Es ist dann eine besonders scheußliche Gräueltat, die drei Männer dazu bringt, einen Aufstand vorzubereiten.
  4. Während beim einfachen Volk Unterstützung erwartet werden kann, ist die große Frage, wie der einheimische Adel sich dazu stellen wird.

Das Schaubild zeigt die Entwicklung des dramatischen Konflikts in der Szene:
  • Links unten beginnt es mit Attinghausen, der nach dem „Hausgebrauch“ mit seinen Knechten zusammen feiert.
  • Dagegen „gegürtet und gerüstet“, aber auch in „Seide“ und mit „Purpur“ auf dem Weg zur „Herrenburg“ der Neffe.
  • Der gibt zu, dass ihm die Heimat zur „Fremde“ geworden ist – A. stimmt zu, betont aber die „Verachtung“ für den Landsmann, die damit verbunden ist.
  • Den Rest stellen wir auch noch vor – er erschließt sich aber auch, wenn man die angegebenen Verszeilen hinzuzieht.

Übersicht über die Szene

  • Wie schon erwartet, steigt der zweite Akt wirklich mit einem Vertreter des Adels ein, den schon erwähnten Attinghausen.
  • Deutlich wird zunächst dessen persönliche Schwäche mit inzwischen 85 Jahren, anderseits aber auch seine enge Verbundenheit mit seinen Leuten.
  • Die wird aber nicht geteilt von seinem Neffen, woraus sich ein langer und konfliktreicher Dialog entwickelt
  • Es geht zunächst um die Frage, ob der junge Adlige seinen Gang nach Altdorf nicht zugunsten eines längeren Besuchs bei seinem Onkel auf schieben könnte.
  • Der macht ihm klar, wie nah er sich dem Ende seines Lebens fühlt und wie wenig von ihm möglicherweise übrig bleibt.
  • Es zeigt sich dann, dass der Neffe als Erbe des alten Mannes, ganz andere Vorstellungen hat. Er will sich nämlich dem König, dem Herrscher von Österreich andienen, weil er das Reich und den Kaiser für schwach hält.
  • Es wird auch deutlich, dass der junge Mann Ruhm und Ehre möchte und glaubt, sie eher in der großen Welt eines großen Herrschers zu finden.
  • Der Konflikt zwischen den beiden wird dann immer größer und endet schließlich damit, dass der junge Mann seinen Weg geht und der alte resigniert zurückbleibt.
  • Für die dramatische Entwicklung bedeutet das, dass es nicht gut aussieht mit der Unterstützung des einfachen Volkes durch den Adel, weil dort ein Generationswechsel ansteht, der auch eine Veränderung der Orientierung mit sich bringt.
  • Übrigens kann man das sehr gut mit heute vergleichen, wo die junge Generation eine ziemliche Distanz zur vorigen entwickelt. Ähnlich wie in Schillers Drama spielen Tradition und regionaler Zusammenhalt eine geringere Rolle als Weltoffenheit und Globalisierung.
  • Interessant ist in diesem Zusammenhang die Unterscheidung zwischen den sogenannten Somewheres, die sich einer Heimat verbunden fühlen, und den Anywheres, die meinen, überall in gleicher Weise zu Hause sein zu können.
    Siehe dazu den Wikipedia-Artikel über David Goodhart
    https://de.wikipedia.org/wiki/David_Goodhart

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