Schiller, Wilhelm Tell, II. Akt, Szene 2, Inhalt-Zitate-mp3 (Mat8006)

Was wir mit „hören-lesen-verstehen“ anbieten

Wir stellen hier im Folgenden die 2. Szene des II. Aktes von Schillers Drama „Wilhelm Tell“ vor.
Dabei geht es uns darum,
  • dass jeder schnell versteht, worum es geht,
  • die wichtigsten Textstellen kennt – und möglichst auch in der eigenen Ausgabe anstreichen kann,
  • was dadurch unterstützt wird, dass wir eine begleitende mp3-Datei bereitstellen, die man sich „auf die Ohren legen“ kann. Dann hat man die Augen und die Hände frei für den eigenen Text,
  • man sich klar darüber wird, welche Bedeutung diese Szene hat
  • und manchmal auch, was man mit dieser Szene machen könnte.

Übersicht über die Szene II,2: Der Weg zum Rütli-Schwur

Thema der Szene:
Was vereinbaren die Kantone Schwyz, Uri und Unterwalten auf dem Rütli?
Voraussetzungen der Szene:
  1. Im ersten Akt ging es vor allem um die Unterdrückung und die ersten Ansätze des Wiederstandes.
  2. Und die münden dann in der Idee, dass die 3 Ur-Kantone Schwyz, Uri und Unterwalden sich auf der Rütli-Wiese treffen sollten, um den Widerstand gemeinsam zu organisieren.
  3. Anlass zu diesem wichtigen Schritt war das furchtbare Verbrechen, das an dem Vater des Jungen Melchthal begangen wurde. Das war gewissermaßen der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.

Abschnitt 1: Ankunft der drei Gruppen und erster Austausch

  • 959: Und dieser Melchthal ist es dann auch mit seiner Gruppe aus Unterwalden, die als erste an der Rütli-Wiese ankommen. Das wird recht ausführlich beschrieben, wichtig ist eigentlich nur erst mal der Mond, der einen Regenbogen produziert, was sie als gutes Zeichen interpretieren.
  • 981: Als Nächstes sehen sie denn den Stauffacher mit einem Boot von Schwyz, das östlich am Vierwaldstädter See liegt, herüber kommen
  • 987ff: Die nächste wichtige Episode ist dann ein Gespräch zwischen Melchthal und Stauffacher. Der junge Mann erzählt, wie er sich in die Burg des Mannes geschlichen hat, der für die Untat gegenüber seinem Vater verantwortlich ist. Er habe auf Rache verzichtet, um das ganze Unternehmen nicht zu gefährden. Stauffacher weist demgegenüber darauf, dass es nicht um Rache gehe, sondern um die Verhinderung künftiger Gewalttaten. Das passt natürlich auch zu Tells Verhalten später gegenüber Gessler. Hier wäre noch genauer zu prüfen, ob Tell wirklich nur nach vorne blickt und nicht auch noch zurück. Das wäre ein schöner Vergleich.
  • 1010ff: Wichtig ist und in dem Zusammenhang noch, wie die Bevölkerung auf die Untat und den Flüchtling reagiert, nämlich verständnisvoll und unterstützend. Hier wird auch ein Zusammenhang hergestellt mit der alten Sitte gegen „verwegene Neuerung“.
  • 1060: Bericht, wie Melchthal ganz in der Nähe seines Todfeindes war, aber dessen Bestrafung verschob.
  • 1079ff: Die Vorstellung der Neuankömmlinge wird dann von Schiller genutzt, um deutlich zu machen, dass jetzt hier gemeinsame Gesetze gelten und keine Unterschiede gemacht werden, die sonst gelten. Da geht es zum einen um hörige Leute, die also eigentlich unfrei sind, jetzt aber wie Freie behandelt werden. Dann geht es ab 1086 um einen Gegner in einem Prozess, den man jetzt zurückgestellt, weil man zusammen kämpfen will.
  • 1091: Mit der nächsten Gruppe aus Uri kommt dann auch noch ein Pfarrer, der später noch eine wichtige Rolle spielen  wird.
  • 1097: Interessant ist die Feststellung, dass Tell nicht dabei ist, das wird aber nicht weiter kommentiert. Als Zuschauer bzw. Leser weiß man natürlich, welche Haltung er in  I,3 gegenüber Stauffacher eingenommen hat.

Abschnitt 2: Grundsätzliche Regelungen

  • 1098ff: Der nächste Punkt ist dann, dass man sich mit der Legitimität ihrer Versammlung beschäftigt. Dazu geben drei Männer Antworten, die jeweils in die gleiche Richtung gehen:
    • STAUFFACHER:
      Wohl, lasst uns tagen nach der alten Sitte,
      Ist es gleich Nacht, so leuchtet unser Recht.
      MELCHTHAL:
      Ist gleich die Zahl nicht voll, das Herz ist hier
      Des ganzen Volks, die Besten sind zugegen.
      KONRAD HUNN.
      Sind auch die alten Bücher nicht zur Hand,
      Sie sind in unsre Herzen eingeschrieben.
  • 1126ff: Anschließend geht es um die Frage, wer welche Rolle beim Kampf spielen soll. Auch das wird sehr einvernehmlich und freundschaftlich geregelt.
  • 1141: Dabei zeigt sich dann allerdings, dass doch jemand, der nicht frei ist, die Führung nicht übernehmen soll.
  • 1155ff: Dann wendet sich dem gemeinsamen Vorhaben zu: Stauffacher vertritt die Meinung, dass kein neuer Bund geschlossen wird, der alte gewissermaßen erneuert oder zu neubelebt wird.
  • 1166: Erzählt wird die Gründungslegende von Schwytz, wo wegen einer Hungersnot aus nördlichen Gebieten jeder zehnte Mann mit seiner Familie gehen musste und dann hier sich in Schwyz angesiedelt hat. Später hat sich das dann ausgedehnt. Auch Altdorf wurde dann gegründet. Das ganze endet in der Feststellung dass sie ein Volk sind,  gemeinsam handeln wollen und vor allem alles tun wollen, um nicht genauso unterdrückt zu werden wie die umliegenden Gegenden.
  • Ab 1214 geht es in das Verhältnis der Schweizer zum Reich. Deutlich wird, dass sie sichg freiwillig untergeordnet habe, aber auch nur zu edlen Dingen wie Waffendienst. Dafür erwarten sie andererseits eben auch den Schutz des Kaisers für sich. Alles was an Pflichten darüber hinausgeht, erscheint Ihnen als Knechtschaft. Und das wollen sie nicht.
  • Ab 1244 wird das verdeutlicht an einem Fall, in dem sie sich gegen eine kaiserliche Entscheidung gewehrt haben.
  • Ab 1275 wird das dann verallgemeinert:
    Nein, eine Grenze hat Tyrannenmacht,
    Wenn der Gedrückte nirgends Recht kann finden,
    Wenn unerträglich wird die Last – greift er
    Hinauf getrosten Mutes in den Himmel
    Und holt herunter seine ewgen Rechte,
    Die droben hangen unveräußerlich
    Und unzerbrechlich wie die Sterne selbst –
    Der alte Urstand der Natur kehrt wieder,
    Wo Mensch dem Menschen gegenübersteht –
    Zum letzten Mittel, wenn kein andres mehr
    Verfangen will, ist ihm das Schwert gegeben –
    Der Güter höchstes dürfen wir verteidgen
    Gegen Gewalt – Wir stehn vor unser Land,
    Wir stehn vor unsre Weiber, unsre Kinder!“
  • Ab 1289 passiert etwas Erstaunliches, denn der Pfarrer Hosselmann spricht genauso wie Rudenz und empfiehlt den Leuten, sich friedlich mit den Österreichern zu einigen, dann würden die ihnen sogar schmeicheln. Eine wohl völlige Verkennung der Tatsachen, wenn man an das denkt, was Attinghausen über Luzern gesagt hat. Dementsprechend fällt man über den Pfarrer auch fast her. Aber es gibt auch diese wichtige Stimme in der Massenpsychologie, die zur Vernunft mahnt. Daraufhin ergibt sich wieder eine erstaunliche Wendung, denn es wird ein Gesetz gemacht gegen alle Verräter und es wird deutlich, dass der Pfarrer seine Landsleute wohl nur provozieren wollte und mit dem Ergebnis auch sehr zufrieden ist.
  • Ab 1314 weist Reding daraufhin, dass man vor der Anwendung von Gewalt alle friedlichen Möglichkeiten der Verständigung genutzt haben sollte. Daraufhin zeigt Konrad Hunn ab 1324, wie am Königshof mit den Rechten der Schweizer umgegangen wird – nämliche ohne Bereitschaft zur Verständigung. In dem Zusammenhang ist auch wohl bereits von dem Mann die Rede, der vom König um sein Erbe betrogen worden ist und deshalb später zum „Parricida“, zum Mörder an einem Verwandten wird.
  • Ab 1353 wird dann die Konsequenz daraus gezogen: Dem König/Kaiser soll gegeben werden, was ihm zusteht, mehr nicht. Auch bei der Frage des Aufstands wird ab 1366 eine Grenze gezogen: Auch hier soll nur soviel getan werden, wie nötig ist.

Abschnitt 3: Abmachungen  zur Durchführung des Aufstands

  • Ab 1376 geht es dann um die Frage, wie der Aufstand durchgeführt werden soll.
    Es kommt die Idee auf, eine bestimmte Situation zu nutzen, um heimlich bewaffnet in die Burg zu kommen.
    Melchthal hat dann eine Idee, wie er die andere Burg mit Hilfe einer Geliebten und einer Leiter bezwingen kann.
    Das führt dazu, dass alle sich auf eine Verschiebung des Angriffs bis zu diesem günstigen Doppelzeitpunkt einigen.
    Man plant dann auch schon, wie man nach der Erstürmung der Bogen weiter vorgehen will. Die Vögte sollen das Angebot des freien Abzugs bekommen, was sie nach Meinung der Aufständischen freudig annehmen werden.
  • 1427ff: Dann ist ja noch die Frage, wie man mit Gessler umgehen soll, der wohl besonders gut gesichert und bewaffnet in seiner Burg liegt. Baumgarten bietet sich an, als Dankesschuld gegenüber Tell will er sein Leben in die Schanze schlagen. Man erklärt dann, dass man vieles auch spontan entscheiden könne.
  • Dann droht der Morgen und man will aufbrechen. Es ist dann der Pfarrer, der alle zum Schwur vereinigt und die entsprechenden Worte auch spricht. Am Ende umarmen sich alle.
    Es ist Stauffacher, der am Ende die feierliche Mahnung ausspricht, bis zum Tag der Entscheidung Geduld zu haben und nicht das gemeinsame Unternehmen durch voreilige Taten zu gefährden.
    Schiller lässt dann in einer Regiebemerkung am Ende das Orchester ertönen und die Sonne aufgehen, was die Bedeutung dieser Szene unterstreicht.

Die Hör-Datei zum Herunterladen

Die Hördatei wird noch erstellt.
Hier schon mal der Link zu der Seite, von der man die mp3-Dateien herunterladen kann.