Worum es hier geht:
August Stramm ist bekannt für seine knappe, den normalen Satzbau fast komplett zerstörende Gedicht-Sprache. Auf dieser Seite präsentieren wir sein Gedicht „Schwermut“ und zeigen, wie man es ganz einfach verstehen kann.
Zunächst der Text des Gedichtes
August Stramm
Schwermut
01: Schreiten Streben
02: Leben sehnt
03: Schauern Stehen
04: Blicke suchen
05: Sterben wächst
06: Das Kommen
07: Schreit!
08: Tief
09: Stummen
10: Wir.
Schaubild der Bearbeitung
Erläuterung des Inhalts
- Der Titel deutet eine schon fast krankhafte Art von Traurigkeit an – bei der man zunächst nicht weiß, woher sie kommt und worauf sie sich bezieht.
- Das Gedicht beginnt relativ positiv (deshalb grün) mit einer ruhigen und einer schon stärker zielgerichteten Bewegung.
- Letztere wird in der zweiten Zeile verallgemeinert und verstärkt („sehnt“).
- In Zeile 3 kommt dann etwas Unangenehmes herein, das Angst auslösen kann, dies führt zu einem Ende der Vorwärtsbewegung.
- Zeile 4 präsentiert dann ein Minimum an Aktivitäten, die Unsicherheit zeigen, aber auch den Wunsch, doch noch weiterzukommen.
- Zeile 5 ist dann eine niederschmetternde Erkenntnis, dass jetzt nur noch falsche oder ungünstig-schlimme Bewegung vorhanden ist.
- In diesem Kontext ist auch Zeile 6 eher negativ.
- Zeile 7 zeigt dann eine stark emotionale Reaktion auf die negative Entwicklung.
- In der nächsten Zeile wird nur angedeutet, dass es hier um eine ernste oder eben auch schlimme Situation geht.
- Zeile 9 ist das Gegenstück zu Zeile 7 und drückt möglicherweise Resignation aus.
- Die letzte Zeile zeigt zwar Gemeinschaft, aber eben in einem traurig-schlimmen Umfeld.
- Man kann bei den letzten Zeilen auf die Assoziation (den Einfall) kommen, dass hier eine Hospiz-Situation vorliegt, in der Menschen auf das Sterben vorbereitet werden. Allerdings sollte man auch den Titel im Auge behalten, der die Einschätzungen und Gefühle krankhaft erscheinen lässt. Vielleicht löst aber auch die Erkenntnis Schwermut aus, dass es real nicht mehr so einfach weitergeht und man sich auf ein Ende vorbereiten muss.
- Was die künstlerische Eigenart angeht, so merkt man deutlich, wie verkürzt, reduziert das Gedicht angelegt ist.
Beeindruckend ist der Ablauf angelegt – dieses Gedicht zeigt eine große innere Konsequenz. Vesonders inis Auge fällt die Veränderung der normalen menschlichen Vorwärtsbewegung in eine, in der die Verhältnisse immer mehr über den Menschen herfallen und ihn bestimmen („Sterben wächst“)
In den ersten beiden Zeilen wird dann eine besondere Sicht auf das Leben präsentiert als etwas grundsätzlich Menschliches. - Die nächsten drei Verszeilen unterbrechen das positive Nach-vorne-Streben, präsentieren eine wachsende negative Gefühlskulisse. Wie im ersten Falle folgt eine Verallgemeinerung, diesmal eine negative Sicht des Lebens.
- Am Ende hat man eine negative Sicht auf die Zukunft, danach die Reaktion der Menschen, die nur verstummen können.