Vorstellung der verschiedenen Typen von Argumenten (Mat7190)

Worum es hier geht:

Bei der Argumentation gibt es verschiedene Arten von Argumenten.

In der Schule ist es seit langem üblich, bei der Analyse argumentativer Texte auf die folgenden Typen von Argumenten zurückzugreifen:

  1. Das einfachste Argument stützt sich auf Fakten:
    • Wer zum Beispielk vorschlägt, am Abend den Film x im benachbarten Kino y zu sehen, muss das Argument akzeptieren:
      „Der läuft in dem Kino doch gar nicht.“
      Wenn man das ausreichend überprüft hat, ist es ein Dea-dend-Argument – also ein Argument, bei dem es nicht mehr weitergeht.
    • Natürlich kann man darauf hinweisen, dass um 1100 die Menschen in Europa es für ein Faktum gehalten haben, dass die Sonne sich um die Erde
      Man sieht daran, dass auch Fakten ihren Wert verlieren können.
      Und die Vorstellung, dass es nur weiße Schwäne gibt, war in dem Moment erledigt, als ein schwarzer Schwan entdeckt wurde.
      Seitdem ist „schwarzer Schwan“ die Bezeichnung für ein Phänomen, das man sich vorher nicht hat vorstellen können.
  2. Dann kann man sich auf Autoritäten
    • Zum Beispiel: Die Weltgesundheitsorganisation hat festgestellt.
      Wenn man davon ausgeht, dass dabei die neusten und besten wissenschaftlichen Erkenntnisse berücksichtigt worden sind, dann ist das ein starkes Argument.
    • Andererseits können sich auch führende Wissenschaftlicher irren – oder es gibt sowieso mehrere Meinungen. Dann bringt ein Autoritätsargument nicht viel. Es ist eigentlich im Unterschied zu Fakten nur eine Abkürzung – auf keiner 100prozentigen Grundlage.
  3. Eine große Rolle spielen „normative“ Argumente.
    Gemeint ist damit, dass etwas als „Norm“ gilt, also als doch ziemlich verbindlicher Normalfall. Wer dagegen verstößt, hat ein Problem.

    • Allerdings Vorsicht:
      Beim Fahren wird der rechte Fahrstreifen benutzt, weiß, dass das eine Norm ist, die zum Beispiel in Großbritannien nicht gilt – die Schweden mussten sich sogar 1967 von Links- auf Rechtsverkehr umstellen.
    • Auch bei der Ausgestaltung der Menschenrechte gibt es im Detail unterschiedliche Vorstellunge in verschiedenen Kulturen.
    • Man denke auch an den Wertewandel.
  4. Vergleichsargumente:
    Bis zu einem bestimmten Punkt sind Vergleichsargumente nützlich:
    Im Beruf muss man bestimmte Leistungen erbringen.
    Das wird auf die Schule übertragen.
    Aber gilt es auch für jede Familie? Und was heißt Leistung dort?
  5. „Indirektes“ Argument:
    Dabei spielt man gewissermaßen „über Bande“:
    Das heißt: Man schwächt die Gegenseite, um die eigene Seite zu stärken.

    • Man wirbt für das Lesen, indem man darauf hinweist, dass IT-Geräte vom Strom abhängig sind und ausfallen können. Ein Buch kann höchstens runterfallen 😉
  6. Angst-Argument
    In relativ harmloser Weise findet man das in Online-Angeboten. Dort steht häufig: Nur noch 5 auf Lager, Nachbestellung läuft.
    Das kann auch wahr sein, ist aber auch ein schöner Trick, um bei einem potenziellen Käufer Panik zu erzeugen, der nicht auf die Nachbestellung warten will.
  7. Mitleidsargument
    Das nutzt jeder Bettler, der den Weg zum Sozialamt scheut und stattdessen lieber eine aktuelle Notlage angibt und in gewisser Weise auch vortäuscht. Denn zur Zeit ist es ja wohl noch so, dass in Deutschland niemand hungern muss.
    Man kann nur hoffen, dass es hier so bleibt.
    Und allen Menschen in echter Not wünschen, dass sie auch Hilfe erhalten.
  8. Übertreibung:
    Auch das ist eine Argumentschiene, die häufig verwendet wird.
    Weiter unten lassen wir einen Vater seinem lernunwilligen Sohn eine Zukunft ausmalen, die ihn hoffentlich abschreckt. Erreicht wird das leichter durch Übertreibung.
  9. Das gefährlichste Argument ist die „Verschleierung“ – die sieht man nämlich gar nicht.
    Man spricht nur die Vorteile eines Hauses an – und weiß, dass im Frühjahr der Fluss über die Ufer dringt und die meisten Häuser am Ufer unter Wasser setzt.
  10. Zirkelschluss
    Dabei „beweists“ man etwas mit sich selbst.
    Auf der Seite
    https://de.wikipedia.org/wiki/Typen_von_Argumenten
    haben wir folgende Argumentation gefunden:
    „Der Verkäufer hat mich betrogen, darum sollte das Gericht zur Überzeugung gelangen, dass ich vom Verkäufer betrogen worden bin.“
  11. Auf der gleichen Seite wird auch aufmerksam gemacht auf das Phänomen der
    Frage mit eingebauter Unterstellung:
    Besonders Politiker sind da sehr aufmerksam:
    Frage: „Nachdem Ihr Parteikollege jetzt ja offensichtlich in die Parteikasse gegriffen hat, wie werden sie sich zu ihm stellen? Gilt für Sie auch hier menschliches Verständnis oder parteiliche Solidarität?“
    Am Anfang wird eine Behauptung aufgestellt – wenn der Politiker es nicht merkt und sich dagegen verwahrt, kann er sich viele Gedanken über den weiteren Umgang mit dem Parteikollegen machen. Er hat der Anfangsthese nichtd widersprochen.
    Leicht kann man hier reinfallen, wenn alle Zeitungen das schon glauben, obwohl es juristisch noch nicht geklärt worden ist.
  12. Einen Zusammenhang zwischen zwei Ereignissen herstellen und dabei eine Norm unterstellen.
    Auch das haben wir aus dem Wikipedia-Artikel, s.o.
    Die Argumentation läuft so:

    • „Wahre Freundschaft geht durch dick und dünn.“
    • „Aber X hat nicht für seinen Freund gebürgt und ihm damit in seiner Notlage nicht geholfen.“
    • „Dann war es keine wahre Freundschaft.“

      Nicht jeder ist der Meinung, dass zu wahrer Freundschaft gehört, auch sein eigenes Geld zu riskieren, um einem Freund zu helfen, dessen Firma in Schwierigkeiten geraten ist.

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