Worum es hier geht:
Eine etwas triviale Geschichte eines Mädchens, das in der Werkstatt des Vaters in träumerische Wünsche gerät – angesichts des Schmucks, den ein Ritter herstellen lässt. Dann – sehr überraschend – ist sie selbst die Auserwählte. Für den Unterricht geeignet als Beispiel für Literatur, die sich eine schönere Wirklichkeit zurechtträumt – was ja nicht nur negativ sein muss.
Anmerkungen zu Strophe 1
- Ein Goldschmied in der Bude stand
- Bei Perl und Edelstein:
- »Das beste Kleinod, das ich fand,
- Das bist doch du, Helene,
- Mein teures Töchterlein!«
Zusammenfassung des Inhalts:
Ein Goldschmied ist von seiner Tochter Helene so begeistert, dass er sie als ein kostbarstes Schmuckstück bezeichnet.
Anmerkungen zu Strophe 2
- Ein schmucker Ritter trat herein:
- »Willkommen, Mägdlein traut!
- Willkommen, lieber Goldschmied mein!
- Mach mir ein köstlich Kränzchen
- Für meine süße Braut!«
Zusammenfassung des Inhalts:
Es kommt ein Ritter in den Laden und möchte für seine Braut ein schönes Kränzchen.
Anmerkungen zu Strophe 3
- Und als das Kränzlein war bereit
- Und spielt‘ in reichem Glanz,
- Da hängt‘ Helen in Traurigkeit,
- Wohl als sie war alleine,
- An ihren Arm den Kranz.
Zusammenfassung des Inhalts:
Als das Kränzlein fertig ist, ist Helene traurig und hängt sich selbst das Kränzlein mal um. Es ist anzunehmen, dass sie gerne die Braut des Ritters wäre..
Anmerkungen zu Strophe 4
- »Ach! wunderselig ist die Braut,
- Die’s Krönlein tragen soll.
- Ach! schenkte mir der Ritter traut
- Ein Kränzlein nur von Rosen,
- Wie wär ich freudenvoll!«
Zusammenfassung des Inhalts:
Genau das bestätigt sich in dieser Strophe.
Anmerkungen zu Strophe 5
- Nicht lang, der Ritter trat herein,
- Das Kränzlein wohl beschaut‘:
- »O fasse, lieber Goldschmied mein!
- Ein Ringlein mit Demanten
- Für meine süße Braut!«
Zusammenfassung des Inhalts:
Als der Ritter wiederkommt, möchte er ein weiteres Schmuckstück für seine Braut, einen Ring mit Diamanten.
Anmerkungen zu Strophe 6
- Und als das Ringlein war bereit
- Mit teurem Demantstein,
- Da steckt‘ Helen in Traurigkeit,
- Wohl als sie war alleine,
- Es halb ans Fingerlein.
Zusammenfassung des Inhalts:
Die gute Helene zeigt wieder auf die gleiche Weise, dass sie gerne die Braut des Ritters wäre.
Anmerkungen zu Strophe 7
- »Ach! wunderselig ist die Braut,
- Die’s Ringlein tragen soll.
- Ach! schenkte mir der Ritter traut
- Nur seines Haars ein Löcklein,
- Wie wär ich freudenvoll!«
Zusammenfassung des Inhalts:
Ihre Sehnsucht wird hier noch einmal deutlich gemacht, wenn auch in sehr reduzierter Form.
Die Frage ist allerdings, ob diese Reduzierung funktionieren würde. Denn meistens verstärkt so etwas Erwartungen.
Anmerkungen zu Strophe 8
- Nicht lang, der Ritter trat herein,
- Das Ringlein wohl beschaut‘:
- »Du hast, o lieber Goldschmied mein!
- Gar fein gemacht die Gaben
- Für meine süße Braut.
Zusammenfassung des Inhalts:
Als der Ritter wiederkommt, ist er sehr zufrieden.
Anmerkungen zu Strophe 9
- Doch dass ich wisse, wie ihr’s steh,
- Tritt, schöne Maid, herzu,
- Dass ich an dir zur Probe seh
- Den Brautschmuck meiner Liebsten,
- Sie ist so schön wie du.«
Zusammenfassung des Inhalts:
Jetzt passiert das, was Helene sich erträumt hat. Sie soll zumindest stellvertretend für die vom Ritter genannte Braut den Schmuck tragen – mit der schönen Begründung, sie gleiche ihr an Schönheit.
Anmerkungen zu Strophe 10
- Es war an einem Sonntag früh,
- Drum hatt die feine Maid
- Heut angetan mit sondrer Müh,
- Zur Kirche hinzugehen,
- Ihr allerbestes Kleid.
Zusammenfassung des Inhalts:
Helene hat sich zufällig festlich gekleidet, weil der Kirchgang am Sonntag anstand.
Anmerkungen zu Strophe 11
- Von holder Scham erglühend ganz
- Sie vor dem Ritter stand.
- Er setzt‘ ihr auf den goldnen Kranz,
- Er steckt‘ ihr an das Ringlein,
- Dann fasst‘ er ihre Hand.
Zusammenfassung des Inhalts:
Als sie den Schmuck trägt, fasst der Ritter auch noch ihre Hand und als Leser ist man sehr gespannt, wie das jetzt weitergeht.
Anmerkungen zu Strophe 12
- »Helene süß, Helene traut!
- Der Scherz ein Ende nimmt.
- Du bist die allerschönste Braut,
- Für die ich’s goldne Kränzlein,
- Für die den Ring bestimmt.
Zusammenfassung des Inhalts:
Jetzt wird es ein bisschen unhistorisch – denn der Ritter erklärt, er habe den Schmuck von vornherein für Helene bestimmt.
Kritische Anmerkung: So etwas Unstandesgemäßes hat es zur Zeit Uhlands nur sehr selten gegeben. Aber selbst dann würde hier die ganze Vorgeschichte fehlen – Helene erträumt sich ja nur eine Liebe und kennt den Ritter überhaupt nicht näher. Die Gefahr ist jedenfalls sehr groß, dass in der Realität aus dieser Beziehung nicht viel wird.
Anmerkungen zu Strophe 13
- Bei Gold und Perl und Edelstein
- Bist du erwachsen hier,
- Das sollte dir ein Zeichen sein,
- Dass du zu hohen Ehren
- Eingehen wirst mit mir.«
Zusammenfassung des Inhalts
Der Ritter begründet seinen Antrag damit, dass Helene ja schon mitten im Schmuck aufgewachsen sei und deshalb fast schon einen Anspruch auch auf eine entsprechende Ehe hat.
Kritische Anmerkung:
Wer sich auch nur ein bisschen im Bereich der Trivialliteratur auskennt, der entdeckt in dieser Ballade viele Ähnlichkeiten.
Man fragt sich wirklich, ob irgend Mensch zur Zeit Uhlands dem Inhalt auch nur ansatzweise folgen wollte.
Von daher gibt es eigentlich nur zwei Möglichkeiten:
Eine positive, bei der dieser überraschenden Entwicklung eine Stufe vorgeschaltet wird, in der zwischen dem Ritter und Helene wirkliche Liebe entsteht – und nur ihr Vater überrascht ist.
Oder eine negative, bei der sich bald zeigt, dass Helene in der Welt des Ritters überhaupt nicht klarkommt, auch nicht anerkannt wird und schließlich nach einer gescheiterten Ehe wieder reumütig zu ihrem Vater zurückkommen muss.
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