Worum es hier geht:
Wir stellen eine Fabel von Gellert vor, die auch noch heute von Bedeutung ist.
Zu finden ist sie z.B. hier:
Strophe 1 mit Anmerkungen
- Ein Füllen, das die schwere Bürde
- Des stolzen Reiters nie gefühlt,
- Den blanken Zaum für eine Würde
- Der zugerittnen Pferde hielt;
- Dies Füllen lief nach allen Pferden,
- Worauf es einen Mann erblickt,
- Und wünschte, bald ein Ross zu werden,
- Das Sattel, Zaum und Reiter schmückt.
- Die Strophe beschreibt den Wunsch eines Fohlens, auch einen Reiter tragen zu dürfen.
- Betont wird die Ahnungslosigkeit des jungen Tieres, das sich die „Bürde“ nicht kennt, die mit dem Tragen eines Reiters auch verbunden ist.
Strophe 2 mit Anmerkungen
- Wie selten kennt die Ehrbegierde
- Das Glück, das sie zu wünschen pflegt!
- Das Reitzeug, die gewünschte Zierde,
- Wird diesem Füllen aufgelegt.
- Man führt es streichelnd hin und wieder,
- Dass es den Zwang gewohnen soll;
- Stolz geht das Füllen auf und nieder,
- Und stolz gefällt sich’s selber wohl.
- Zunächst Kommentar des „Erzähler“, Vorwegnahme der Moral
- Dann die freundliche Eingewöhnungsphase
- Und das entsprechende Wohlgefühl des jungen Tieres bis hin zu Stolz
- Scheinbare Erfüllung des großen Wunsches
Strophe 3 mit Anmerkungen
- Es kam mit prächtigen Gebärden
- Zurück in den verlassnen Stand
- Und machte wiehernd allen Pferden
- Sein neu erhaltnes Glück bekannt.
- »Ach!« sprach es zu dem nächsten Gaule,
- »Mich lobten alle, die mich sahn;
- Ein roter Zaum lief aus dem Maule
- Die schwarzen Mähnen stolz hinan.«
- Stolzer Bericht an die anderen Pferde
- Es fehlt die Reaktion der anderen Tiere, die schon mehr Erfahrung haben:
- Möglich wäre etwa der Hinweis: Mal schauen, wie es dir morgen geht
- Offensichtlich will Gellert nicht die Moral noch mehr vorwegnehmen.
Strophe 4 mit Anmerkungen
- Allein wie ging’s am andern Tage?
- Das Füllen kam betrübt zurück,
- Und schwitzend sprach es: »Welche Plage
- Ist nicht mein eingebildet Glück!
- Zwar dient der Zaum, mich auszuputzen;
- Doch darum ward er nicht gemacht.
- Er ist zu meines Reiters Nutzen
- Und meiner Sklaverei erdacht.«
- Am nächsten Tag dann die Realität
- Erweiterung der Perspektive in Richtung reale Situation
- Mit deutlicher Hinweis sogar auf „Sklaverei“
- Die Frage ist hier, ob Gellert tatsächlich auch an das Leiden der Tiere gedacht hat
- oder nur an die Übertragung auf den Menschen.
Strophe 5 mit Anmerkungen
- Was wünscht man sich bei jungen Tagen?
- Ein Glück, das in die Augen fällt;
- Das Glück, ein prächtig Amt zu tragen,
- Das keiner doch zu spät erhält.
- Man eilt vergnügt, es zu erreichen;
- Und, seiner Freiheit ungetreu,
- Eilt man nach stolzen Ehrenzeichen
- Und desto tiefrer Sklaverei.
- Hier nun die Übertragung auf die Situation des Menschen.
- Letztlich wird deutlich gemacht, dass die Karriere auch mit „Sklaverei“ verbunden sein kann.
- Darüber kann man gut diskutieren. Es geht ja um Lebensziele junger Menschen.
Weitere Infos, Tipps und Materialien
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