Fabel „Das Füllen“ von von Christian Fürchtegott Gellert (Mat5367)

Worum es hier geht:

Wir stellen eine Fabel von Gellert vor, die auch noch heute von Bedeutung ist.

Zu finden ist sie z.B. hier:

Strophe 1 mit Anmerkungen

  1. Ein Füllen, das die schwere Bürde
  2. Des stolzen Reiters nie gefühlt,
  3. Den blanken Zaum für eine Würde
  4. Der zugerittnen Pferde hielt;
  5. Dies Füllen lief nach allen Pferden,
  6. Worauf es einen Mann erblickt,
  7. Und wünschte, bald ein Ross zu werden,
  8. Das Sattel, Zaum und Reiter schmückt.
  • Die Strophe beschreibt den Wunsch eines Fohlens, auch einen Reiter tragen zu dürfen.
  • Betont wird die Ahnungslosigkeit des jungen Tieres, das sich die „Bürde“ nicht kennt, die mit dem Tragen eines Reiters auch verbunden ist.

Strophe 2 mit Anmerkungen

  1. Wie selten kennt die Ehrbegierde
  2. Das Glück, das sie zu wünschen pflegt!
  3. Das Reitzeug, die gewünschte Zierde,
  4. Wird diesem Füllen aufgelegt.
  5. Man führt es streichelnd hin und wieder,
  6. Dass es den Zwang gewohnen soll;
  7. Stolz geht das Füllen auf und nieder,
  8. Und stolz gefällt sich’s selber wohl.
  • Zunächst Kommentar des „Erzähler“, Vorwegnahme der Moral
  • Dann die freundliche Eingewöhnungsphase
  • Und das entsprechende Wohlgefühl des jungen Tieres bis hin zu Stolz
  • Scheinbare Erfüllung des großen Wunsches

Strophe 3 mit Anmerkungen

  1. Es kam mit prächtigen Gebärden
  2. Zurück in den verlassnen Stand
  3. Und machte wiehernd allen Pferden
  4. Sein neu erhaltnes Glück bekannt.
  5. »Ach!« sprach es zu dem nächsten Gaule,
  6. »Mich lobten alle, die mich sahn;
  7. Ein roter Zaum lief aus dem Maule
  8. Die schwarzen Mähnen stolz hinan.«
  • Stolzer Bericht an die anderen Pferde
  • Es fehlt die Reaktion der anderen Tiere, die schon mehr Erfahrung haben:
    • Möglich wäre etwa der Hinweis: Mal schauen, wie es dir morgen geht
  • Offensichtlich will Gellert nicht die Moral noch mehr vorwegnehmen.

Strophe 4 mit Anmerkungen

  1. Allein wie ging’s am andern Tage?
  2. Das Füllen kam betrübt zurück,
  3. Und schwitzend sprach es: »Welche Plage
  4. Ist nicht mein eingebildet Glück!
  5. Zwar dient der Zaum, mich auszuputzen;
  6. Doch darum ward er nicht gemacht.
  7. Er ist zu meines Reiters Nutzen
  8. Und meiner Sklaverei erdacht.«
  • Am nächsten Tag dann die Realität
  • Erweiterung der Perspektive in Richtung reale Situation
  • Mit deutlicher Hinweis sogar auf „Sklaverei“
    • Die Frage ist hier, ob Gellert tatsächlich auch an das Leiden der Tiere gedacht hat
    • oder nur an die Übertragung auf den Menschen.

 

Strophe 5 mit Anmerkungen

  1. Was wünscht man sich bei jungen Tagen?
  2. Ein Glück, das in die Augen fällt;
  3. Das Glück, ein prächtig Amt zu tragen,
  4. Das keiner doch zu spät erhält.
  5. Man eilt vergnügt, es zu erreichen;
  6. Und, seiner Freiheit ungetreu,
  7. Eilt man nach stolzen Ehrenzeichen
  8. Und desto tiefrer Sklaverei.
  • Hier nun die Übertragung auf die Situation des Menschen.
  • Letztlich wird deutlich gemacht, dass die Karriere auch mit „Sklaverei“ verbunden sein kann.
  • Darüber kann man gut diskutieren. Es geht ja um Lebensziele junger Menschen.

 

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