Schnell durchblicken beim Gedicht „Punkt“ von Alfred Lichtenstein (Mat341)

Worum geht es?

Es geht um ein Gedicht von Lichtenstein mit dem Titel „Punkt“, in dem dargestellt wird, wie im Expressionismus Welt und Individuum zusammengehören und zusammen untergehen.

Zunächst das Gedicht

Alfred Lichtenstein

Punkt

Die wüsten Straßen fließen lichterloh
Durch den erloschnen Kopf. Und tun mir weh.
Ich fühle deutlich, daß ich bald vergeh –
Dornrosen meines Fleisches, stecht nicht so.

Die Nacht verschimmelt, Giftlaternenschein
Hat, kriechend, sie mit grünem Dreck beschmiert.
Das Herz ist wie ein Sack. Das Blut erfriert.
Die Welt fällt um. Die Augen stürzen ein.

Tipps zur Interpretation

  1. Ein sehr unklarer Titel
  2. dann Wirkung wohl einer Großstadt auf den Sprecher
  3. Schmerz, Vergänglichkeit, körperliche Existenz wird als schmerzhaft empfunden
  4. Es folgen weitere Aspekte der Großstadt, sehr negativ
  5. Wiederaufnahme des Vergänglichkeitsmotivs
  6. Wieder Wirkung auf das lyrische Ich, dann auf die Welt, bevor das Ich sich ihrem Untergang anschließt.
  7. Insgesamt eins der negativsten Gedichte, die es aus der Zeit des Expressionismus gibt. Besonders der Schluss-Satz ist von fürchterlicher Eindringlichkeit, macht er doch deutlich, dass genau das Organ des Menschen regelrecht zusammenbricht, das nicht zuletzt nach Goethes Meinung das Zentrum unseres Weltverständnisses ist. So heißt es in seiner Autobiografie „Dichtung und Wahrheit“:
    „Das Auge war vor allen anderen das Organ, womit ich die Welt fasste.“ (Hier)
    Näheres zu Goethes Einstellung zur Bedeutung der Augen findet sich hier:
    https://www.jstor.org/stable/24655958.
  8. Umso sinnvoller kann eine kreative Aufgabe sein, in dem man diesem Gedicht von Lichtenstein eigene Gedanken entgegenstellt:
  9. Hilfreich kann auch sein, sich eine Passage aus Schillers „Wilhelm Tell“ anzuschauen, die beschreibt, was es bedeutet, das Augenlicht (übrigens eine sehr interessante Alltagsmetapher) zu verlieren:

Schiller, Wilhelm Tell, I. Akt, Szene 4

Der Schweizer Melchtal beklagt das Schicksal seines Vaters, der das Verhalten seines abwesenden Sohnes mit seinem Augenlicht bezahlen musste:

O eine edle Himmelsgabe ist
Das Licht des Auges – Alle Wesen leben
Vom Lichte, jedes glückliche Geschöpf –
Die Pflanze selbst kehrt freudig sich zum Lichte.
Und er muss sitzen, fühlend, in der Nacht,
Im ewig Finstern – ihn erquickt nicht mehr
Der Matten warmes Grün, der Blumen Schmelz,
Die roten Firnen kann er nicht mehr schauen –
Sterben ist nichts – doch leben und nicht sehen,
Das ist ein Unglück – Warum seht ihr mich
So jammernd an? Ich hab zwei frische Augen,
Und kann dem blinden Vater keines geben,
Nicht einen Schimmer von dem Meer des Lichts,
Das glanzvoll, blendend, mir ins Auge dringt.

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