Worum es hier geht:
Wir gehen im Folgenden das Gedicht Frühlingszuruf“ von Barthold Heinrich Brockes, „einfach mal durch und zeigen, wie man es erläutern kann.
Uns geht es um einen ersten Zugriff, das Üben von Verständnis, nicht um eine komplette Interpretation.
Das Gedicht findet man zum Beispiel hier.
Barthold Heinrich Brockes
Frühlingszuruf.
- Beim Titel ist nicht ganz klar, ob der Frühling uns etwas zuruft oder ob einer (der Sprecher bzw. das Lyrische Ich) dem anderen (dem Leser) etwas über den Frühling zuruft.
Nun sich die Knospen aus den Zweigen drängen,
blühende Kräfte morsche Bande sprengen,
wohin du siehst, wacht alles fröhlich auf -:
- Beim beginnenden Frühling werden vor allen Dingen die neue Lebenskraft und die damit verbundene Fröhlichkeit hervorgehoben.
Nun sei in deiner Seele rein und heiter,
Erzengel rechts und links dir als Begleiter,
nimm in den Morgen fröhlich deinen Lauf!
Die Schwingen streifen dich an beiden Seiten,
um dich der Engel Atem im Geleiten,
wie muss dein Schritt jetzt frei und kräftig sein!
- Diese Kraft des Frühlings soll der Mensch jetzt auf sein Inneres übertragen, dabei wird er von wohlwollenden Schutzengeln Gottes begleitet.
Schreit‘ aus und glaube: Dir erklang das Werde!
Schick‘ deine Blicke aus: Die ganze Erde
blüht dir ans Herz: Was schön ist, das ist dein!
Denn der ist König über alle Dinge,
und den berührt der Engel goldene Schwinge,
der seine Blicke so aussenden kann,
dass sie wie Adler Beute heimwärts tragen,
und dem die Morgenstunde leuchtend sagen:
Du Mensch mit hellen Augen, nimm uns an!
- Hier wird den Menschen Mut gemacht, diesen Lebensaufbruch auch selbst zu verwirklichen.
- Typisch für die Aufklärung ist der Optimismus und der insgesamt sehr rationale Ablauf in dem Gedicht.
- Auch das Mahnende in diesem Gedicht passt zur Aufklärung.
- Dieses Gedicht könnte auch schön in einem Kalender stehen, wie sie zu der Zeit verbreitet wurden.