Schnell durchblicken: Georg Trakl, „Grodek“ (Mat4586)

Worum es hier geht:

Es geht um das Gedicht : Georg Trakl, Grodek

Was wir hier bieten:

In diesem Projekt bieten wir nicht einfach fertige Interpretationen an.

Die helfen Schülern nämlich nicht weiter, wenn sie selbst lernen wollen, mit Gedichten umzugehen.

Stattdessen zeigen wir die einzelnen Schritte, mit denen man sich schnell und sicher dem Verständnis eines Gedichtes nähert.

Einfach nachvollziehen – und dann beim nächsten Gedicht selbst mal probieren.

Viel Erfolg!

Das Gedicht

Georg Trakl

Grodek

Am Abend tönen die herbstlichen Wälder
Von tödlichen Waffen, die goldnen Ebenen
Und blauen Seen, darüber die Sonne
Düstrer hinrollt; umfängt die Nacht
(05) Sterbende Krieger, die wilde Klage
Ihrer zerbrochenen Münder.
Doch stille sammelt im Weidengrund
Rotes Gewölk, darin ein zürnender Gott wohnt
Das vergoßne Blut sich, mondne Kühle;
(10) Alle Straßen münden in schwarze Verwesung.
Unter goldnem Gezweig der Nacht und Sternen
Es schwankt der Schwester Schatten durch den schweigenden Hain,
Zu grüßen die Geister der Helden, die blutenden Häupter;
Und leise tönen im Rohr die dunklen Flöten des Herbstes.
(15) O stolzere Trauer! ihr ehernen Altäre
Die heiße Flamme des Geistes nährt heute ein gewaltiger Schmerz,
Die ungebornen Enkel.

Beispiel für eine „grafische Interpretation“

Es ist immer wieder hilfreich, wenn man sich gleich mit einem Stift und Markierfarben an so ein Gedicht heranmacht.

Dabei bildet sich nämlich zunehmend ein immer sichereres Verständnis heraus.

In unserem Falle sah unsere erste „Annäherung“ so aus.

So könnte man an dieses Gedicht rangehen:
  1. Das Gedicht beginnt ziemlich idyllisch.
  2. Dann der Gegensatz zwischen den „tödlichen Waffen“ und den „goldenen Ebenen“.
  3. Zeile 5 und 6 geht es dann über zum menschlichen Leiden und Sterben.
  4. Ab Zeile 7 wird dann ein Gegensatz aufgebaut: Es geht um das Blut, das mit einem „zürnenden Gott“ verbunden wird. Daraus entsteht aber nichts weiter als „mondne Kühle“, also das, was man mit Nacht verbindet.
  5. Zeile 10 und 11 bringt noch mal den Gegensatz vom Anfang des Gedichtes.
  6. Zeile 12 und 13 kling dann so etwas wie Heldenverehrung an.
  7. Der Schluss verbindet dann allerdings diese scheinbare Heldenverehrung mit der „Trauer“ um die „ungeborenen Enkel“. Damit wird deutlich, dass hier der Lebensfaden der Generationen abgeschnitten wird – der Weg der Weitergabe des Lebens endet gewissermaßen in einer Sackgasse.

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