Worum es hier geht:
In dieser Ballade geht es um einen ungewöhnlichen Fall von Liebe. Der Mann ist bereit, dafür lächelnd in den Tod zu gehen – der Frau bleibt nur die Trauer.
Die Ballade ist u.a. hier zu finden:
Anmerkungen zu Strophe 1
1
- Vor dem Dome stehn zwei Männer,
- Tragen beide rote Röcke,
- Und der eine ist der König,
- Und der Henker ist der andre.
- Die erste Strophe beginnt gleich mit einer außergewöhnlichen Situation, nämlich der Vorbereitung einer Hinrichtung.
- Interessant ist die Gleichfarbigkeit der Kleidung von Henker und König. Offensichtlich soll dadurch der ordnungsgemäße Charakter dieser Hinrichtung deutlich gemacht werden – vor dem Hintergrund einer entsprechenden Gesellschaftsordnung.
Anmerkungen zu Strophe 2
- Und zum Henker spricht der König:
- »Am Gesang der Pfaffen merk ich,
- Dass vollendet schon die Trauung –
- Halt bereit dein gutes Richtbeil.«
- In der 2. Strophe wendet der König sich an den Henker und verweist seltsamerweise auf eine Trauung/Hochzeit, deren Beendigung anscheinend etwas mit dieser Hinrichtung zu tun hat
Anmerkungen zu Strophe 3
- Glockenklang und Orgelrauschen,
- Und das Volk strömt aus der Kirche;
- Bunter Festzug, in der Mitte
- Die geschmückten Neuvermählten.
- Diese Strophe beschreibt dann die Hochzeitssituation etwas genauer.
Anmerkungen zu Strophe 4
- Leichenblass und bang und traurig
- Schaut die schöne Königstochter;
- Keck und heiter schaut Herr Olaf;
- Und sein roter Mund, der lächelt.
- Diese Strophe präsentiert den Gegensatz zwischen den Gefühlen der Königstochter und des im Titel genannten Herrn Olaf.
- Hier wird eine enorme Spannung aufgebaut, weil man nicht weiß, wer damit gemeint ist und welche Rolle der Betreffende spielt.
Anmerkungen zu Strophe 5
- Und mit lächelnd rotem Munde
- Spricht er zu dem finstern König:
- »Guten Morgen, Schwiegervater,
- Heut ist dir mein Haupt verfallen.
- Das Rätsel wird in dieser Strophe aufgeklärt.
- Denn dieser Mann ist offensichtlich zum Tode verurteilt
- und er akzeptiert seine Situation an, scheint sogar mit ihr einverstanden zu sein.
Anmerkungen zu Strophe 6
- Sterben soll ich heut – O, lass mich
- Nur bis Mitternacht noch leben,
- Dass ich meine Hochzeit feire
- Mit Bankett und Fackeltänzen.
- Es folgt der Wunsch des Verurteilten noch bis Mitternacht Zeit zu bekommen, um seine Hochzeit zu feiern.
Anmerkungen zu Strophe 7
- Lass mich leben, lass mich leben,
- Bis geleert der letzte Becher,
- Bis der letzte Tanz getanzt ist –
- Lass bis Mitternacht mich leben!«
- In dieser Strophe wird der Wunsch noch einmal auf eine etwas andere Weise wiederholt, wohl um seine Wichtigkeit zu betonen.
- Auffallend ist die mehrfache Wiederholung der Bitte „Lass“.
Anmerkungen zu Strophe 8
- Und zum Henker spricht der König:
- »Unserm Eidam sei gefristet
- Bis um Mitternacht sein Leben –
- Halt bereit dein gutes Richtbeil.«
- Der König geht auf diesen Wunsch ein, macht aber im gleichen Atemzug deutlich, dass das nichts an dem Todesurteil und seiner Vollstreckung ändert.
Anmerkungen zu Strophe 9
2
- Herr Olaf sitzt beim Hochzeitschmaus,
- Er trinkt den letzten Becher aus.
- An seine Schulter lehnt
- Sein Weib und stöhnt –
- Diese Strophe präsentiert einen Moment des Festes und wendet sich noch einmal der inzwischen zur Ehefrau gewordenen Braut zu.
- Deren Kummer und vielleicht sogar Verzweiflung werden deutlich gemacht.
Anmerkungen zu Strophe 10
- Der Henker steht vor der Türe.
- Der Reigen beginnt, und Herr Olaf erfasst
- Sein junges Weib, und mit wilder Hast
- Sie tanzen, bei Fackelglanz,
- Während der Henker schon vor der Tür steht, um den Verurteilten abzuholen, tanzt dieser noch einmal intensiv mit seiner Frau.
Anmerkungen zu Strophe 11
- Den letzten Tanz –
- Der Henker steht vor der Türe.
- Die Geigen geben so lustigen Klang,
- Die Flöten seufzen so traurig und bang!
- Auch diese Situation wird durch eine Wiederholung noch einmal betont.
Anmerkungen zu Strophe 12
- Wer die beiden tanzen sieht,
- Dem erbebt das Gemüt –
- Der Henker steht vor der Türe.
- Und wie sie tanzen, im dröhnenden Saal,
- Das Gedicht nimmt jetzt eine Außenposition ein und fasst die Gefühle der anderen zusammen, die alle tief betroffen sind von diesem Geschehen.
Anmerkungen zu Strophe 13
- Herr Olaf flüstert zu seinem Gemahl:
- »Du weißt nicht, wie lieb ich dich hab –
- So kalt ist das Grab -«
- Der Henker steht vor der Türe.
- Hier werden kurz zwei Sätze eingefügt, die den Gegensatz zwischen heißer Liebe und kaltem Grab betonen und noch einmal auf den Henker verweisen.
Anmerkungen zu Strophe 14
3
- Herr Olaf, es ist Mitternacht,
- Dein Leben ist verflossen!
- Du hattest eines Fürstenkinds
- In freier Lust genossen.
- Hier wird das Rätsel dieser Verurteilung aufgelöst.
- Dieser Herr Olaf hat offensichtlich eine heimliche Beziehung zu den Königstochter gehabt.
Anmerkungen zu Strophe 15
- Die Mönche murmeln das Totengebet,
- Der Mann im roten Rocke,
- Er steht mit seinem blanken Beil
- Schon vor dem schwarzen Blocke.
- In dieser Strophe geht es um die Situation unmittelbar vor der Hinrichtung.
Anmerkungen zu Strophe 16
- Herr Olaf steigt in den Hof hinab,
- Da blinken viel Schwerter und Lichter.
- Es lächelt des Ritters roter Mund,
- Mit lächelndem Munde spricht er:
- Dann wird noch einmal betont, dass dieser Ritter offensichtlich bereit ist, mit einem Lächeln in den Tod zu gehen.
Anmerkungen zu Strophe 17
- »Ich segne die Sonne, ich segne den Mond,
- Und die Stern, die am Himmel schweifen.
- Ich segne auch die Vögelein,
- Die in den Lüften pfeifen.
- Es beginnt eine Präsentation letzter Worte, die die Schönheit der Natur preisen.
Anmerkungen zu Strophe 18
- Ich segne das Meer, ich segne das Land,
- Und die Blumen auf der Aue.
- Ich segne die Veilchen, sie sind so sanft
- Wie die Augen meiner Fraue.
- Der Ritter segnet alles und vergleicht Elemente der Natur am Beispiel der Veilchen mit seiner Frau, die er offensichtlich sehr verehrt.
Anmerkungen zu Strophe 18
- Ihr Veilchenaugen meiner Frau,
- Durch euch verlier ich mein Leben!
- Ich segne auch den Holunderbaum,
- Wo du dich mir ergeben.«
- Der Ritter verbindet hier die Schönheit seiner Frau, die ihm jetzt den Tod bringt, mit dem Ort, an dem sie ihre Liebe ausgelebt haben.
Insgesamt ein Gedicht,
- das der Liebe über Standesgrenzen hinweg einen ganz hohen Wert zu spricht.
- Vergessen werden sollte allerdings nicht, dass der Ritter nicht nur lächelnd in den Tod geht, sondern sein Schicksal auch nicht mehr lange dauern muss.
- Das sieht bei der Königstochter natürlich anders aus: Sie ist in kürzester Zeit von einer Prinzessin über eine Liebende zu einer Witwe geworden.
Anregung:
Ausgehend von der Ballade kann man sich überlegen, was sich heute einer Liebe , die offensichtlich von beiden gewollt wird, entgegenstellen können. Daraus ergibt sich dann die Frage, wie man damit umgeht.
Was auffällt, ist die relative Passivität der Königstochter. Das hängt sicherlich mit den gesellschaftlichen Verhältnissen der Entstehungszeit zusammen. Man könnte diese Ballade mal umschreiben im Sinne des Gedichtes von Schiller, „Die Kraniche des Ibykus„.
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