Schnell durchblicken: Joseph von Eichendorff, „Umkehr“ (Mat4957)

Das Gedicht ist u.a. hier zu finden.

Joseph von Eichendorff

Umkehr

 

  1. Leben kann man nicht von Tönen,
  2. Poesie geht ohne Schuh,
  3. Und so wandt ich denn der Schönen
  4. Endlich auch den Rücken zu.
  • Die erste Strophe vermittelt den Eindruck, dass das lyrische Ich sich von den Tönen, was wohl stellvertretend für Poesie steht, abwendet.
  • Grund dafür ist offensichtlich die Notwendigkeit, auch für seinen Lebensunterhalt zu sorgen.
  •  Dementsprechend wendet das lyrische Ich  nun der „Schönen“ (Poesie) den Rücken zu.
  • Das „endlich“ am Ende macht deutlich, dass hier ein Entwicklungsprozess durch gemacht wurde. Der hat am Ende gezeigt, dass es anders nicht geht.

 

(2)

  1. Lange durch die Welt getrieben
  2. Hat mich nun die irre Hast,
  3. Immer doch bin ich geblieben
  4. Nur ein ungeschickter Gast.
  • Die zweite Strophe betont dann, dass dieses lebensnotwendige Verhalten letztlich nur eine „irre Hast“ hervorgerufen hat, also Stress, der jenseits des Vernünftigen liegt.
  • Dazu kommt das Gefühl, dass man nirgendwo richtig beziehungsweise passend angekommen ist.
  • Am Ende bleibt offen, ob das als grundsätzliches Problem gesehen wird oder mit den persönlichen Gegebenheiten zu tun hat.

 

(3)

  1. Überall zu spät zum Schmause
  2. Kam ich, wenn die andern voll,
  3. Trank die Neigen vor dem Hause,
  4. Wusst nicht, wem ich’s trinken soll.
  • In dieser Strophe wird dann deutlich, dass es wohl eher um persönliche Probleme geht. Andere verhalten sich offensichtlich anders und kommen auch mehr auf ihre Kosten. Es wird auch angedeutet, dass dieses lyrische Ich offensichtlich niemanden hat, dem es zutrinken kann, dem es also auf diese Weise Glück wünschen kann. Es scheint sich um ein Problem von Einsamkeit zu handeln.

 

(4)

  1. Musst mich vor Fortuna bücken
  2. Ehrfurchtsvoll bis auf die Zeh’n,
  3. Vornehm wandt sie mir den Rücken,
  4. Ließ mich so gebogen stehn.
  • In dieser Strophe wird der Glücksmangel auf besonders eindrucksvolle Weise gezeigt
  • Das lyrische Ich bückt sich zwar vor der Glücksgöttin Fortuna, tut also alles, damit sie ihm gewogen ist.
  • Es erlebt aber nur eine Zurückweisung, die auch noch mit Herablassung verbunden ist. Dem lyrischen Ich bleibt nur eine sehr demütige Haltung zurückbleibt.

 

(5)

  1. Und als ich mich aufgerichtet
  2. Wieder frisch und frei und stolz,
  3. Sah ich Berg’ und Tal gelichtet,
  4. Blühen jedes dürre Holz.
  • In dieser Strophe wird dann die Situation danach geschildert. Dem lyrischen Ich ist es anscheinend gelungen, sich an seinen eigenen Haaren aus diesem Sumpf empor zu arbeiten.
  • Berg und Tal erscheinen ihm jetzt im Licht, und überall blüht es, wo es vorher dürr gewesen
  • Hier gibt es wohl eine deutliche Parallelität zwischen der Situation in der Natur und der eigenen Gefühlslage.

 

(6)

  1. Welt hat eine plumpe Pfote,
  2. Wandern kann man ohne Schuh
  3. Deck mit deinem Morgenrote
  4. Wieder nur den Wandrer zu!
  • Die letzte Strophe beschreibt dann noch einmal zusammenfassend die Außenwelt. Sie erscheint dem lyrischen Ich als plump und macht jeden zum demütigen Haustier.
  • Demgegenüber steht die Möglichkeit des Wanderns. Dass man dabei auf Schuhe verzichtet, ist wohl symbolisch gemeint und soll die Befreiung in die Natürlichkeit hinein zeigen.
  • Am Ende nimmt das lyrische Ich seine Zuflucht zur Natur und zwar zur Morgenröte. Dadurch soll deutlich werden, dass es sich am Beginn eines neuen Tages sieht.

 

Ein Gedicht, das über weite Passagen hinweg eine Art Outlaw oder Underdog beschreibt. Erstaunlich ist, dass der ohne nähere Angabe von Gründen sich daraus herausarbeiten kann und dann in der eigenen Welt der Natur neue und bessere  Lebensmöglichkeiten findet.

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