Worum es hier geht:
Es handelt sich hier um einen sehr interessanten Text, der viele Fragen aufwirft. Es könnte aber auch Spaß machen, sie kreativ zu füllen – mit Blick auf heutige Zeiten.
Die Ballade ist u.a. hier zu finden.
Anmerkungen zu Strophe 1
- Der treue Walther ritt vorbei
- An Unsrer Frau Kapelle.
- Da kniete gar in tiefer Reu
- Ein Mägdlein an der Schwelle.
- »Halt an, halt an, mein Walther traut!
- Kennst du nicht mehr der Stimme Laut,
- Die du so gerne hörtest?«
- Dieser Walther wird an einer Kapelle von einem Mädchen angehalten,
- das ihn an frühere Gemeinsamkeit erinnert.
Anmerkungen zu Strophe 2
- »Wen seh ich hier? Die falsche Maid,
- Ach! weiland, ach, die Meine!
- Wo ließest du dein seiden Kleid,
- Wo Gold und Edelsteine?« –
- »O dass ich von der Treue ließ!
- Verloren ist mein Paradies,
- Bei dir nur find ich’s wieder.«
- Walther reagiert sehr reserviert und bezeichnet das Mädchen als „falsche Maid“.
- Offensichtlich hat sie ihm in falscher Aufmachung etwas vorgespielt.
- Das Mädchen beklagt anscheinend sein Verhalten und möchte die Beziehung wohl erneuern.
Anmerkungen zu Strophe 3
- Er hub zu Ross das schöne Weib,
- Er trug ein sanft Erbarmen;
- Sie schlang sich fest um seinen Leib
- Mit weißen, weichen Armen.
- »Ach, Walther traut! mein liebend Herz,
- Es schlägt an kaltes, starres Erz,
- Es klopft nicht an dem deinen.«
- Die junge Frau wird zwar mitgenommen,
- stellt aber fest, dass das Herz ihres ehemaligen Liebhabers kalt ist.
Anmerkungen zu Strophe 4
- Sie ritten ein in Walthers Schloss,
- Das Schloss war öd und stille,
- Sie band den Helm dem Ritter los;
- Hin war der Schönheit Fülle.
- »Die Wangen bleich, die Augen trüb,
- Sie sind dein Schmuck, du treues Lieb!
- Du warst mir nie so lieblich.«
- Im Schloss des Ritters angekommen, sieht das Mädchen, dass Walther offensichtlich unglücklich ist.
- Der gibt dann auch zu, dass er sein Glück nur hätte bei seiner ehemaligen Liebe finden können.
Anmerkungen zu Strophe 5
- Die Rüstung löst die fromme Maid
- Dem Herrn, den sie betrübet:
- »Was seh ich? ach! ein schwarzes Kleid!
- Wer starb, den du geliebet?« –
- »Die Liebste mein betraur ich sehr,
- Die ich auf Erden nimmermehr
- Noch überm Grabe finde.«
- Das Mädchen löst dem Ritter die Rüstung – etwas ungewöhnlich für frühere Verhältnisse.
- Sie sieht dann schwarze Kleidung
- und fragt nach dem Grund.
- Der Ritter beklagt, dass er auf dieser Erde und in diesem Leben seine Liebste nicht mehr als solche wiederfinden könne.
Anmerkungen zu Strophe 6
- Sie sinkt zu seinen Füßen hin
- Mit ausgestreckten Armen:
- »Da lieg ich arme Büßerin,
- Dich fleh ich um Erbarmen.
- Erhebe mich zu neuer Lust!
- Lass mich an deiner treuen Brust
- Von allem Leid genesen!«
- Das Mädchen bittet um Erbarmen
- und will ein neues Liebesverhältnis mit Walther.
Anmerkungen zu Strophe 7
- »Steh auf, steh auf, du armes Kind!
- Ich kann dich nicht erheben;
- Die Arme mir verschlossen sind,
- Die Brust ist ohne Leben.
- Sei traurig stets, wie ich es bin!
- Die Lieb ist hin, die Lieb ist hin,
- Und kehret niemals wieder.«
- Der Ritter erklärt aber deutlich, dass eine Rückkehr zu den alten Verhältnissen nicht mehr möglich ist
- und ist jetzt der Meinung, dass das Mädchen das Verlorene genauso beklagen soll wie er.
Zusammenfassung:
- In der Ballade geht es offensichtlich um ein zurückliegendes Liebesverhältnis, bei dem ein Ritter von einem Mädchen verraten worden ist. Sie hat ihm anscheinend etwas vorgespielt und ihn dann verlassen.
- Dass hierauf nicht näher eingegangen wird, ist eine schwerwiegende Lücke, die der ganzen Ballade einen Teil der Dramatik nimmt.
Dementsprechend könnte es sinnvoll sein, hier etwas Passendes hinzudichten. - Interessanterweise nimmt der Ritter das Mädchen überhaupt mit – auch das ist schwer nachzuvollziehen. Vielleicht ist noch so viel Liebe in ihm, dass er ihr sein Leid noch einmal ganz deutlich zeigen will.
- Das geschieht dann auch.
- Am Ende hebt der Ritter ihr Verhältnis auf eine neue Stufe:
- Stufe 1: Die hat ihn betrogen.
- Stufe 2: Er ist seitdem unglücklich.
- Stufe 3: Er sorgt jetzt dafür, dass sie es auch wird – und zwar auf Dauer.
Auch hier wird nicht ganz klar, was das genau ist – zwischen Rache und Trauer.
Hier könnte man sehr schön eine Art inneren Monolog einschieben, der das deutlicher erklärt.
- Wenn man von der Überschrift ausgeht, kann man auch die These vertreten, dass dieser Ritter seiner damaligen Liebe die Treue gehalten hat – und die gibt es jetzt für ihn nicht mehr.
Tipps für kreative Arbeit an der Ballade
Das sollte nicht gleich in Gedichtform verlangt werden. Erst mal geht es nur um Ideen:
Variante 1: Die Erklärung der Ablehnung durch Walther
Letztlich geht es um eine Verlängerung der Schluss-Situation.
- »Steh auf, steh auf, du armes Kind!
- Ich kann dich nicht erheben;
- Die Arme mir verschlossen sind,
- Die Brust ist ohne Leben.
- Hier könnte das Mädchen einwenden: Aber das Leben steht doch jetzt vor dir.
- Warum willst du darauf verzichten?
- Daraufhin könnte Walther erklären, dass ihm nach ihrem Verrat damals nur die Erinnerung geblieben ist, die hat sich in ihm verfestigt und erklärt sein jetzt kaltes, hartes Herz – und von daher will er nicht noch einmal von vorne anfangen – schon gar nicht, nachdem er erkannt hat, dass die Liebe von der anderen Seite nicht genauso groß war.
- Wenn dann das Mädchen fragt, wie es jetzt weitergehen soll, könnten die letzten Zeilen kommen.
- Sei traurig stets, wie ich es bin!
- Die Lieb ist hin, die Lieb ist hin,
- Und kehret niemals wieder.«
Variante 2: Eine überraschende Wendung
Wenn man sich nicht damit abfinden will, dass alles so einseitig im Sinne des Ritters abläuft, könnte man der Frau einen kleinen Schluss-Triumph gönnen. Denn es ist schon seltsam, dass nicht auf die „Falschheit“ der Frau genauer eingegangen wird.
Sie könnte zum Beispiel von einem Angehörigen der Königsfamilie entführt worden sein. Um eine Verfolgung auszuschließen, hat man erklären lassen, dass die junge Frau halt die für sie angeblich bessere Lösung gewählt hat.
Sie hatte dann keine Chance, zu Walther zurückzukehren, bis der Entführer eine Schlacht verloren hat – sie wurde befreit – und der Sieger hat sie gehen lassen, nachdem sie ihm ihre Geschichte erzählt hatte.
Dann ist am Ende die Frage, wie Walther darauf reagiert und wie die Frau damit umgeht.
Wenn man die Überschrift ernst nimmt, müsste Walther eigentlich erkennen, dass er in seine Sicht der Dinge verliebt hat und sich zu wenig um die andere Seite gekümmert hat. Eigentlich müsste er jetzt auf die Knie fallen und um Verzeihung für seine Ich-Bezogenheit bitten.
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