Schnell durchblicken: Mascha Kaléko, „Kleine Auseinandersetzung“ (Mat4939 )

Worum es hier geht:

Mascha Kalékos Gedicht „Kleine Auseinandersetzung“  macht deutlich, welche Schwierigkeiten  es in Beziehungen geben kann, wenn  die eine Seite sich durch ein „kleines Wort“ verletzt fühlt.

Das Gedicht ist u.a. hier zu finden:

https://www.lyrikline.org/de/gedichte/kleine-auseinandersetzung-1583

Anmerkungen zum Titel

  • Der Titel weckt Interesse, weil man sich fragt, was es mit dem „Kleine“ auf sicht hat.

Anmerkungen zu Strophe 1

  • Die erste Strophe macht deutlich, was gemeint ist: Es gab anscheinend eine „kleine Auseinandersetzung“ – und da ist ein Wort gefallen, das am lyrischen Ich nagt – eine sehr schöne Alltagsmetapher.

Anmerkungen zu Strophe 2

  • Die zweite Strophe bietet dann weitere Überlegungen zum Verhältnis von Denken und Sprechen.
  • Entscheidend sind die Begriffe „fremd“ und „verwirrn“, weil sie auf Kommunikationsprobleme verweisen. Die hängen zusammen mit den unterschiedlichen Horizonten von Sprecher und Hörer.
  • Dabei spielen vor allem Konnotationen eine große Rolle.
  • Wenn man Frischs Roman „Homo faber“ zufällig kennt, dann gibt es da die Stelle, wo jemand, dem überraschend die Schwangerschaft von seiner Freundin angekündigt wird, die spontane Reaktion „entschlüpft“: „Was machen wir nun mit deinem Kind?“
  • Das ist dann das Ende der Beziehung.

Anmerkungen zu Strophe 3

  • Diese Strophe macht noch einmal deutlich, dass ein „dummes Wort“ auf der anderen Seite ein „Stechen“ auslösen kann.
  • In diesem Falle führt das dazu, dass das lyrische Ich einfach nur weg muss.

Anmerkungen zu Strophe 4

  • In dieser Strophe zeigt sich nun, dass das für das lyrische Ich große Folgen hat.
  • Weder „Schweigen“ noch „Beginnen“ (mit der Klärung) erscheint sinnvoll oder zielführend.
  • Deutlich wird dann, dass beim lyrischen Ich ein großes Bedürfnis nach Gemeinsamkeit besteht.
  • Das falsche Wort hat also die Liebe nicht zerstört, sondern nur „gestört“, was das Miteinander angeht, das man doch dringend braucht.

Anmerkungen zu Strophe 5

  • Am Ende malt sich das lyrische Ich aus, wie die Störung zu einer Zerstörung werden kann.
  • Am Ende bleibt die Feststellung der Kränkung und zugleich die Hoffnung, dass es nach diesem Wort noch weitere Worte im Sinne von Kommunikation und Gemeinsamkeit geben wird.

Insgesamt ein Gedicht,

  1. Das sehr gut deutlich macht, wie in der Kommunikation letztlich eine Kleinigkeit große negative Folgen auf der anderen Seite haben kann.
  2. Starke negative Gefühle des Verletztseins führen dann zu Entfernung und und damit auch Sprachlosigkeit.
  3. Von der Seitenlinie scheint die Lösung ganz einfach zu sein: Man beruhigt sich erst mal und spricht dann den Verursacher auf das an, was er – möglicherweise – unbeabsichtigt angerichtet hat.
  4. Was auffällt, ist, dass der Auslöser des Problems von sich aus nichts unternimmt.
    Hier könnte man möglicherweise eine weitere Strophe einschieben: Da würde dann etwa deutlich, dass der Partner nicht mit der Empfindlichkeit des lyrischen Ichs umgehen kann und von sich aus dann bockig ist.
  5. Vor diesem Hintergrund ist das Gedicht ein sehr gutes Beispiel für eine Störung, die erst mal nicht überwunden werden kann.