Schnell durchblicken: Mascha Kaleko, „Sozusagen ein Mailied“ (Mat7132)

Worum es hier geht:

Mascha Kalékos Gedicht „„Sozusagen ein Mailied““ macht deutlich, dass eine gelungene Flucht vor Verfolgung kein vollkommenes Glück garantiert. Man lebt gewissermaßen in einer doppelten Wirklichkeit: Der realen Schönheit in der freien Welt und den immer wieder durchbrechenden Erinnerungen, aber auch der Sehnsucht nach der alten Heimat.

Das Gedicht ist z.B. hier zu finden.

(1-1)

  • Zu Beginn der ersten Strophe beschreibt, das lyrische Ich etwas, was manchmal mit ihm passiert
  • Dabei sieht sie sich als Teil einer Gruppe. Wenn man den biografischen Kontext berücksichtigt, kann man davon ausgehen, dass es hier um die Gruppe der Exilanten geht. Also um Menschen, die Deutschland mehr oder weniger gezwungen verlassen mussten.
  • Es folgt eine nähere Beschreibung der Situation, nämlich Zeiten der Schlaflosigkeit.
  • Das wird ergänzt durch das Nachdenken über eine volkstümliche, sprachliche Wendung, die dem lyrischen Ich dabei in den Sinn gekommen ist. Man spricht ja auch vom Schlaf der Gerechten, der anscheinend als besonders ruhig und erholsam empfunden wird.
  • Das lyrische Ich reflektiert dann kurz diese sprachliche Wendung im Hinblick auf die eigene Situation: Die Exilanten sind ja im Heimatland als unerwünscht, wenn nicht gar als Verbrecher bezeichnen behandelt worden.

(1-2)

  • Nachdem die Situation geschildert worden ist, präsentiert das lyrische Ich den Inhalt seiner Gedanken in diesen Phasen der Schlaflosigkeit.
  • Es geht um die Erinnerung an verschiedene Flüsse mit schließlicher Konzentration auf Kalékos Heimatstadt Berlin
  • All diesen Erinnerungen gemeinsam ist, dass sie mit Schmerz verbunden sind.

(02-1)

  • Die zweite Strophe verändert dann die Situation. Das lyrische Ich befindet sich jetzt im bekanntesten Stadtteil von New York. Damit verbunden sind der Gedanke der Freiheit und die Jagd nach dem Glück. Es geht also um die beiden zentralen Bestandteile des American Dream.
  • Das Besondere ist nun, dass bestimmte Geräusche die Erinnerung an Gefängnisse hervorrufen. Die sind mit dem deutschen Kernland Preußen verbunden. Damit hat man einen maximalen Gegensatz zwischen der realen Situation in New York und dem inneren immer noch Gefesseltsein an die Gefahren der alten Heimat.

(02-2)

  • Es folgen wehmütige Fragen, ob eigene, schöne Erinnerungen an die erlebte Natur noch aktuell sind.
  • Das führt dann zu zwei originellen Personifizierungen: Das lyrische Ich fragt sich nämlich, wie die Havel bzw. der Grunewaldsee stellvertretend für die gesamte Natur, die aktuelle Unfreiheit ertragen.
  • Deutlich werden soll dadurch wohl die Unnatürlichkeit – und gemeint ist wohl auch Unmenschlichkeit – die Deutschland zur Zeit der Abfassung des Gedichtes prägt.

(03-1)

  • In der dritten  Strophe geht es dann um neue aktuelle Natur-Erfahrungen in den USA.
  • Die erscheinen dem lyrischen Ich deutlich schöner als das, was es in Deutschland vorgefunden hat.
  • Das Besondere ist dann der ausdrucksstarke Hinweis darauf, dass selbst die „magere Landschaft“ der Heimat wichtiger ist als die üppige Natur in der neuen Welt
  • Das verstärkt natürlich den Hinweis auf das Verlustgefühl der Immigranten.

(03-2)

  • Am Ende des Gedichtes wird noch einmal der Gedanke der Personifizierung der Natur aufgenommen. Zunächst einmal wird die Natürlichkeit der Natur der Unnatürlichkeit der aktuellen Rassenlehre in Deutschland und der damit verbundenen Medizin gegenübergestellt.
  • Am Ende bleibt dann nur noch Erinnerung. Sie wird mit der Frage verbunden wird, ob es an an einer bestimmten Stelle der Heimat noch eine Blüte gibt, wie man sie früher erlebt hat.

Zusammenfassung

  • Insgesamt macht das Gedicht auf recht originelle Weise deutlich, wie sehr man unter dem Verlust der Heimat leiden kann.
  • Hervorzuheben ist das besondere literarische Mittel der Kontrastierung von Natürlichkeit und rassistischer Widernatürlichkeit.
  • Auch den Titel des Gedichtes kann man als künstlerisches Mittel nehmen:
    Es geht um den Monat Mai und die Lust, diesen Wonnemonat zu besingen. Aber man lebt in einer Art „Sozusagen“ – man ist nah dran, erlebt aber kein komplettes Glück, wie es früher in der alten Heimat möglich war. „Alt“ bezieht sich dabei nicht nur auf die Zeit, sondern auch um eine bestimmte Qualität, nämlich die der Natürlichkeit und Menschlichkeit.

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