Schnell durchblicken: Max Hermann-Neiße, Der Zauberkünstler (Mat4699)

Worum es hier geht:

Die Dichter des Expressionismus haben sich nicht nur mit der Welt beschäftigt, sondern durchaus auch mit ihrer eigenen Existenz als Künstler.

Ein sehr schönes Beispiel ist das Gedicht „Der Zauberkünstler“ von Max Herrmann-Neiße.

Wir zeigen, wie man schnell Zugriff auf die zentralen Aussagen und ihre künstlerische Vermittlung bekommt.

Max Herrman-Neiße

Der Zauberkünstler

Er ist sehr traurig. Alle Dinge laufen
nach seinem Wink und Willen – und dies ist
doch nur ein sinnlos Spiel und eitel List
und heißt, sein Kind – und Dichter-Sein verkaufen!

  • Das Gedicht setzt direkt ein und formuliert gleich einen Gegensatz, nämlich den Widerspruch zwischen äußerem Eindruck und der wirklichen Bedeutung.
  • Man bekommt eine Art Vorwurf präsentiert, dass man etwas verkauft, was eng zu einem gehört und wofür man Verantwortung trägt.

Es kann ihn nie ein Seltsam überraschen,
denn alles hält er stets in seiner Hand:
er reiht die Sterne auf ein buntes Band
und holt sich Sonn und Mond aus seinen Taschen.

 

  • Hier wird ein Kernproblem der Kunst und des Künstlers formuliert:
  • Was den anderen wie ein Wunder vorkommt, sie überrascht,
  • erscheint ihm selbst als etwas, was er berechnet hat, gewissermaßen in seiner Wirkung wohl kalkultiert.

Und bleibt sehr traurig: denn vor ihm steht ja
das Sein enthüllt und reizlos ungeschminkt,
und für ihn ist nie mehr ein Wunder da.

 

  • Hier wird das Ausgangsgefühl noch einmal aufgenommen.
  • Ansonsten wird das, was in der vorigen Strophe konkret angesprochen wurde, hier in einer allgemeinen Weise noch einmal wiederholt.
  • Der Künstler sieht das „Wunder“ „ungeschminkt“.

Er weiß, wie alles lügenhaft sich baut
und nichts bleibt, wenn zuletzt der Vorhang sinkt,
als ein Gehirn, dem vor sich selber graut.

  • Am Ende wird eine sehr negative Sicht präsentiert, die „alles“ betrifft, dem dann ein „nichts“ folgt.
  • Aber es kommt noch schlimmer:
  • Wenn das künstlerische Spiel aus ist, ist da nur noch ein „Gehirn“, also ein Gedankenapparat, „dem vor sich selber graut“.
  • Das Lyrische Ich macht deutlich, dass der totalen Ent-larv-ung des Schönen („Larve“ als Maske) das Entsetzen über sich selbst und das eigene Tun folgt.

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