Worum es hier geht:
Wir wollen hier zeigen, wie man schnell ein Gedicht der Barockzeit verstehen kann.
Es geht um das Gedicht “ Ach Liebste, lass uns eilen“ von Martin Opitz.
Zu finden ist es z.B. hier:
Anmerkungen zu Strophe 1
Ach Liebste, lass uns eilen,
Wir haben Zeit:
Es schadet das Verweilen
Uns beiderseit.
- Das Gedicht beginnt mit einem scheinbaren Widerspruch.
- Aber gemeint ist, dass man jetzt Zeit hat, um etwas Wichtiges zu tun.
- Man möchte nämlich nicht mehr verweilen, sondern gemeinsam aufbrechen.
Anmerkungen zu Strophe 2
Der edlen Schönheit Gaben
Fliehn Fuß für Fuß,
Dass alles, was wir haben,
Verschwinden muss.
- Hier wird deutlich, warum man aufbrechen muss: Weil nämlich alles in Gefahr ist, wenn man einfach stehenbleibt.
Anmerkungen zu Strophe 3
Der Wangen Zier verbleichet
Das Haar wird greis,
Der Äuglein Feuer weichet,
Die Brunst wird Eis.
- In vier Zeilen wird der Verfall des Körpers beschrieben.
Anmerkungen zu Strophe 4
Das Mündlein von Korallen
Wird ungestalt,
Die Händ als Schnee verfallen,
Und du wirst alt.
- Eine scheinbare Wiederholung,
- die in Wirklichkeit aber die Funktion hat, den zusammenfassenden letzten Satz hervorzuheben.
Anmerkungen zu Strophe 5
Drum lass uns jetzt genießen
Der Jugend Frucht,
Eh denn wir folgen müssen
Der Jahre Flucht.
- Jetzt kommt nach dem Problem die Lösung:
- Es gilt die Jugend zu genießen, bevor sie vorbei ist.
Anmerkungen zu Strophe 6
Wo du dich selber liebest,
So liebe mich,
Gib mir, dass, wann du gibest
Verlier auch ich.
- Am Ende kommt das Gedicht zur eigentlichen Sache, nämlich zu ihrer Beziehung.
- Das lyrische Ich empfiehlt dem Gegenüber, die Liebe zu sich selbst auf den Partner zu übertragen.
- Der Schluss klingt zunächst etwas rätselhaft: Aber gemeint ist wohl, dass wenn die Geliebte Liebe gibt, bekommt sie auch etwas – was aus der Sicht des liebenden Ichs ein Verlust ist, aber einer, der gerne in Kauf genommen ist. Denn insgesamt gibt es einen Ausgleich.
- Man kann das aber auch als Aufforderung zur körperlichen Liebe verstehen: „So liebe mich“.
- Die letzten beiden Zeilen würden dann bedeuten: Wenn du dich hingibst, verliere ich auch alle Hemmungen und wir werden eins.
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