Schnell durchblicken: Patrick Suskind, „Das Parfum“ (Mat5360)

Worum es hier geht:

Der Roman „Das Parfum“ ist sicher eine der spannendsten Lektüren, die es im Deutschunterricht so gibt.

Wir wollen diese Behauptung jetzt mal mit Leben füllen und die einzelnen Kapitel auf ihren Spannungsgrad prüfen.

K

  • Kapitel 1: S. 5: Gestank, Geburt, Todesstrafe, Klosterglück
    • Zunächst geht es um den vielfältigen Gestank, der einem in Paris im 18. Jhdt. begegnen konnte.
    • Dann geht es um eine junge Frau, die auf dem Markt unter einem Fisch-Verkaufsstand ihr 5. Kind zur Welt bringt und dabei ohnmächtig zusammenbricht.
    • Dieses Kind überlebt. Dummerweise gibt die Frau zu, dass sie die halbtoten anderen vier umgebracht hat und so wird sie als Kindsmörderin hingerichtet.
    • Das Kind wird von der Polizei verschiedenen „Ammen“, Frauen, die Säuglinge ernähren können, übergeben. Er gönnt sich aber zu viel Milch, wird deshalb wieder zurückgebracht und
    • hat erneut Glück, denn er kommt in ein Kloster, wird dort auf den Namen Jean-Baptiste getauft und wieder einer Amme übergeben.
  • Kapitel 2: S. 11:  Erneute Probleme – erneutes Glück – Kind kann im Kloster bleiben
    • Diese Amme bringt das Kind aber auch bald zurück, beklagt sich auch über seinen Durst.
    • Außerdem glaubt sie, das Kind sei vom Teufel besessen, weil man es nicht riechen kann.
    • Der zuständige Pater hält das eher für ein Zeichen von Gesundheit und belässt das Kind im Kloster.
  • Kapitel 3 (S. 18ff): Pater fühlt sich unwohl und gibt das Kind an Madame Gaillard

    • Der Pater stellt bei dem Kind die Geruchslosigkeit fest und fühlt sich auch unwohl dabei.
    • Als es auch noch anfängt zu schreien, wird es zu Madame Gaillard gebracht.
  • Kapitel 4: S. 25:

    • Vorstellung von Madame Gaillard: Sie riecht nichts
    • Schilderung, wie G. aufwächst, fast umgebracht wird von den anderen, weil sie ihn fürchten.
  • Kapitel 5: S. 31

    • G. Erlernen der Sprache, er interessiert sich nur für Dinge, die auch riechen.
    • Auch MG kommt der Junge unheimlich vor, vor allem weil er scheinbar auch durch Wände hindurch sehen kann.
    • Verdacht des „Zweiten Gesichts“ – in Wirklichkeit läuft das auch über den Geruchssinn.
    • Die Frau bringt ihn, als das Kloster die Zahlungen einstellt, zum Gerber Grimal.
    • Der nimmt am liebsten ungelernte Leute, weil die Lebensgefahr in seinem Betrieb sehr hoch ist.
  • Kapitel 6: S. 40ff

    • Grenouille passt sich an die Gewalttätigkeit des Gerbers an wie eine Zecke, die nur überleben will, um dann bei passender Gelegenheit wieder etwas zu erbeuten.
    • Der Meister lässt ihm darauf hin mehr Freiheiten.
  • Kapitel 7: S. 43ff

    • G. nutzt die neuen Freiheiten, um in der Stadt herumzustreifen.
    • Dabei interessiert er sich vor allem für Gerüche.
  • Kapitel 8: S. 49ff

    • Bei einem Feuerwerk entdeckt G. einen faszinierenden Geruch, den er bisher nicht für möglich gehalten hat.
    • Er folgt ihm über eine große Entfernung
    • und sieht schließlich die Quelle, ein Mädchen.
    • G. erwürgt das Mädchen und versucht, möglichst viel von ihrem Geruch aufzunehmen.
    • Daraus entsteht sein Wunsch, die Welt der Düfte zu erforschen.
    • Am Ende will er der beste Parfumeur der Welt sein.
  • Kapitel 9: (S. 59ff)
    • Perspektivenwechsel, typisch für einen Roman: Anderer Schauplatz, andere Personen, eine neue Erzählebene wird eingeführt.
    • Es geht um den berühmten Parfumeur Baldini, der darunter leidet, dass er keine Einfälle für neue Parfums mehr hat.
    • Ganz nebenbei erfährt der Leser dann, dass dieser Mann nie wirklich kreativ war, schon gar nicht genial, sondern sich irgendwie mit Kauf von Ideen oder Nachahmung trotzdem ein Image aufgebaut hat.
    • Inzwischen hat der Mann Probleme, weil kaum noch Kunden erscheinen – sie werden abgeschreckt durch ein Übermaß an Düften, die aus einer riesigen Sammlung von Materialien her stammen.
  • Kapitel 10 S. 62ff

    • Der Parfumeur Baldini hat Probleme, neue Düfte zu erfinden.
    • Dementsprechend schlecht geht es ihm und seinem Geschäft.
  • Kapitel 11: 66ff
    • Baldini versucht, ein zur Zeit berühmtes Parfum wenigstens zu kopieren.
    • S. 70 ermüdend lange Aufzählung dessen, was zur Parfumherstellung nötig ist
    • Ausführlich beschäftigt er sich mit der allgemeinen Lage seiner Zeit.
    • S. 72: „die hektische Neuerungssucht“
    • S. 73: „Das Unglück des Menschen … still in seinem Zimmer bleiben will“
    • S. 75 „der Geist der neuen Zeit, und böse würde alles enden“
  • Kapitel 12: S. 78ff
    • Baldini untersucht das Parfum eines Konkurrenten.
    • Das erscheint ihm gut gemacht, was ihn ärgert.
  • Kapitel 13: S. 82ff
    • Baldini hat keinen Erfolg beim Kopieren.
    • Will sein Geschäft schon aufgeben.
    • Da erscheint Grenouille, um ihm Leder von seinem Meister zu bringen.
  • Kapitel 14: S. 88ff
    • Grenouille sieht seine Chance, bei Baldini einzusteigen.
    • Der lehnt ab.
    • G. behauptet, er könne Baldinis Problem lösen.
    • Der lässt ihn das schließlich probieren.
    • S. 103: schönes Beispiel für das sprachliche Mittel der Steigerung: „mit spöttischer Distanz, dann mit Verwirrung und schließlich nur noch mit hilflosem Erstaunen“
  • Kapitel 15: S. 104ff
    • G. hat Erfolg.
    • Baldini ist beeindruckt,
    • schickt G. aber erst mal wieder weg.
    • Baldini ist hinterher immer mehr begeistert von dem neuen Duft.
    • S. 106: G erscheint dem Baldini „als ganz neues Exempar der Gattung, wie es nur in dieser maroden, verlotterten Welt entstehen konnte.“
  • Kapitel 16: S. 112ff
    • Baldini wirbt G. bei seinem Meister für viel Geld ab.
    • Der besäuft sich und ertrinkt im Fluss.
  • Kapitel 17: S. 114ff
    • Dank der Hilfe von G. läuft Baldinis Geschäft gut.
    • G. lernt viel von seinem Meister.

Wir setzen das hier noch fort.

Sammlung von besonders interessanten Stellen

  • Wieso empfindet Grenouille die normale Sprache als arm?
    S. 34: weil er im Unterschied zu anderen den „Reichtum der geruchlich wahrgenommenen Welt“ empfindet.
    Hier könnte man mal überlegen, welche anderen Menschen über einen größeren Reichtum an sprachlichen Bezeichnungen haben als die „normalen“ Menschen
    Es gibt ja die These von den vielen Bezeichnungen für Eis, die antgeblich die Eskimos haben – könnte man überprüfen.
  • Womit wird Grenouilles Begabung beim Umgang mit Gerüchen verglichen?
    S. 35 mit der eines „musikalischen Wunderkindes“
  • Wieso ist die Lebensgefahr beim Gerber Grimal besonders groß?
    S. 37:  Wegen der gefährlichen Dämpfe
  • Was fällt beim Erzähler auf, als Madame Gaillard im weiteren Lebenslauf des Jungen keine Rolle mehr spielt?
    S. 38/39 Er berichtet über das weitere Schicksal der Frau – typisch für einen auktorialen Erzähler
  • Warum kann Madame Gaillard  nicht den angenehmen Lebensabend verbringen, den sie sich erarbeitet hat?
    S. 39: Die Französische Revolution führt über das Papiergeld zu Inflation
  • Warum wird der Junge mehrmals mit einer Zecke verglichen?
    S. 41: Nur so kann er bei dem Gerber überleben.
  • Wie wird die Ermordung des ersten Mädchens beschrieben?
    S. 54: Alle bisherigen Gerüche kommen G. sinnlos vor.
    S. 55: Ohne den „Besitz“ dieses Duftes hat das Leben für G. „keinen Sinn“ mehr.
  • S. 56: Erstaunlich ist nicht die Kaltblütigkeit, mit der G. das Mädchen mordet und dann geruchsmäßig aussaugt. Erstaunlich ist die Kaltblütigkeit des Erzählers.
    Man fragt sich – wie bei vergleichbaren Stellen in dem Roman, was einen Schriftsteller eigentlich dazu treibt, sich so etwas auszudenken. Darüber sollte man mal diskutieren – unabhängig von der nicht in Abrede zu stellenden Schreib-Kunst des Autors. Der Roman erscheint aus einem Guss – aber macht es ihn dann schon zu einem Gewinn für die Menschheit?
  • Kapitel 9: Was ist das Besondere an dem Parfumeur Baldini?
    • Er ist nicht so genial wie sein Image.
    • Deshalb die spannende Frage: Wie weit kann man im Leben ein Image künstlich aufbauen und erhalten?
  • S. 69: Welches Mittel verwendet der Erzähler, um das Innenleben, die Gedankenwelt von Baldini vor dem Leser auszubreiten?
    • Erlebte Rede, in der die Gedanken Baldinis über einen Konkurrenten deutlich werden:
      „Dieser Mensch war auf jeden Fall in seiner zügellosen Kreativität eine Gefahr für das ganze Gewerbe. Man wünschte sich die Rigidität des alten Zunftrechts zurück. Man wünschte sich die drakonischsten Maßnahmen gegen diesen Ausder- reihetanzer, gegen diesen Dufdnflationär.“
    • Am deutlichsten dann hier, wo die ganzen Emotionen vom Erzähler – allerdings in seinem Erzähltempus – deutlich werden:
      „Das Patent gehörte ihm entzogen, ein saftiges Berufsverbot auferlegt…, und überhaupt sollte der Kerl erst einmal eine Lehre machen! Denn ein gelernter Parfumeur- und Handschuhmachermeister war er nicht, dieser Pelissier.“
  • S. 72: „die hektische Neuerungssucht“
    fast eine Beschreibung unserer Zeit 😉
  • S. 73: „Das Unglück des Menschen … still in seinem Zimmer bleiben will“
  • S. 103: schönes Beispiel für das sprachliche Mittel der Steigerung: „mit spöttischer Distanz, dann mit Verwirrung und schließlich nur noch mit hilflosem Erstaunen“
  • S. 106: G erscheint dem Baldini „als ganz neues Exempar der Gattung, wie es nur in dieser maroden, verlotterten Welt entstehen konnte.“
    • Darüber könnte man mal diskutieren.

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