Schnell durchblicken: Rilke, „Die Fensterrose“ (Mat4828)

Worum es hier geht:

Rilkes Gedicht „Die Fensterrose“ zeigt am Beispiel des Blicks in ein Katzenauge, wie die bunten Fensterrosen in mittelalterlichen Kathedralen auf die Menschen wirkten.

Hier ggf. einfach mal bei Wikipedia beim Artikel „Fensterrose“ nachschauen.

 

Rainer Maria Rilke

Die Fensterrose

 

Da drin: das träge Treten ihrer Tatzen

macht eine Stille, die dich fast verwirrt;

und wie dann plötzlich eine von den Katzen

den Blick an ihr, der hin und wieder irrt,

 

  • Das Gedicht beginnt mit einer Ortsbestimmung, wobei nichts Näheres gesagt wird. Am besten denkt man wohl an einen Raum, in dem sich Katzen befinden.
  • Diese bewegen sich zunächst sehr langsam, auf jeden Fall still.
  • Dann ändert sich plötzlich der Blick des Sprechers, der auf eine von ihnen gerichtet ist

gewaltsam in ihr großes Auge nimmt, –

den Blick, der, wie von eines Wirbels Kreis

ergriffen, eine kleine Weile schwimmt

und dann versinkt und nichts mehr von sich weiß

 

  • Er wird regelrecht in das Auge der Katze hineingezogen.
  • Der Vergleich mit dem Wasserwirbel soll verdeutlichen, wie man selbst gewissermaßen in diesem Katzenauge versinkt und sich selbst vergisst.

wenn dieses Auge, welches scheinbar ruht,

sich auftut und zusammenschlägt mit Tosen

und ihn hineinreißt bis ins rote Blut -:

  • Dann geht es um eine Veränderung im Auge der Katze – was man sich am besten von einem Katzenliebhaber erklären lässt. Katzenaugen verändern sich auf jeden Fall – je nach Situation.
  • Hier geht es darum, dass plötzlich etwas durchaus Gewalttätiges erfahren wird – das bis ins Zentrum hineingeht – hier durch das „Blut“ ausgedrückt.
  • Die Katze erscheint hier eher schon fast wie ein Tiger – und man weiß nicht mehr so genau, ob es noch das Auge ist oder schon die Tatze.

So griffen einstmals aus dem Dunkelsein

der Kathedralen große Fensterrosen

ein Herz und rissen es in Gott hinein.

  • Am Ende kommt der Vergleich mit einer Kathedrale: Der Anfangsblick gegenüber der Katze entspricht dem Eintreten in die dunkle Kirche – die Veränderung dann dem zweiten Blick der Katze.
  • Gemeinsam ist beiden Fällen das Hineingerissenwerden, wobei im zweiten Falle nicht mehr davon gesprochen wird, dass man sich selbst vergisst. Das wird wohl bei Gott vorausgesetzt.

Zusammenfassung

  • Letztlich zeigt dieses Gedicht die fast schon unheimliche Anziehungskraft von etwas Größerem – in diesem Falle im Sinne des christlichen Glaubens in eine bestimmte Gottesvorstellung hinein – sogar in eine Gemeinsamkeit mit ihm. Das deutet zumindest die letzte Zeile an.
  • Für nicht mehr ganz so gläubige Menschen ergibt sich die Frage, welche ähnliche Situationen sich für den modernen Menschen ergeben können, die nicht unbedingt mehr etwas mit dem christlichen Glauben zu tun haben müssen.
  • Man muss einfach nur an Situationen, aus denen man blickmäßig nicht mehr herauskommt. Jeder, der sich schon mal spontan verliebt hat, wird so etwas kennen.

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