Schnell durchblicken: Novelle „Romeo und Julia auf dem Dorfe“ (Mat5393)

Worum es hier geht:

  • Es ist natürlich überaus edel und pflichtbewusst, eine Lektüre von etwa 80 Seiten Seiten von vorne bis hinten durchzulesen.
  • In der Realität gibt es aber immer wieder Situationen, in denen man das nicht geschafft.
  • Wir wollen dabei helfen,
    • jetzt nicht nur eine Inhaltsangabe zu lesen,
    • sondern wirklich Kontakt aufzunehmen zu dem
      • Text
      • seinem Thema
      • seiner Aussage
      • und seiner möglichen Bedeutung.

Eine Lektüre wie eine fremde Stadt erkunden

  • Wir machen das so, wie man eine bisher fremde Stadt erkundet.
  • Dann sucht man sich erste feste Punkte – von denen aus kann man dann immer mehr von der Stadt kennenlernen.
  • Die festen Punkte sind bei uns fünf Kernstellen – und das Kennenlernen läuft über inhaltliche Verbindungen der festen Ausgangspunkte.
  • So hat man am Ende einen ersten groben Überblick.
  • Wenn es gut läuft, kann man durch ständige Ausweitung der bekannten Bereiche die ganze Stadt bzw. die ganze Lektüre kennenlernen.

Textstelle 1 – die Ausgangssituation: Harmonie mit ersten Rissen

  • Es geht um zwei Bauern, ihre „prächtigen Äcker“ und ihr harmonisches Zusammenleben.
  • Zu dieser Harmonie gehören auch zwei Kinder, die sich gut verstehen und zusammen spielen.
  • Aber es gibt auch ein Problem – und das ist der Acker zwischen den beiden anderen. Der wird nicht beackert, sieht wüst aus, gehört einem inzwischen verstorbenen Trompeter und dessen Sohn, ein fahrender Geiger, hat keine Beweise für seine Erbansprüche.
  • Typisch für die beiden Bauern: Am Ende dieses Arbeitstages ziehen sie jeweils schon eine Furche in den mittleren Acker, fangen an, ihn sich zumindest teilweise anzueignen.

Textstelle 2: Der Streit um eine Kleinigkeit eskaliert

  • Im Laufe der nächsten Monate bedienen sich beide Bauern weiter an dem mittleren Acker.
  • Dann wird dieser versteigert – und der Bauer Manz bekommt ihn.
  • Zum Problem wird, dass Bauer Marti kurz vorher noch ein schräges Stück reingepflügt hat.
  • Jetzt geht es um die Frage, zu wessen Lasten das begradigt werden soll.
    • Zitat: Zum Schluss sagt Manz,
      „es wird wohl grad gemacht, und zwar auf deiner Seite, darauf kannst du Gift nehmen!“
    • Die Reaktion des Nachbarn:
      ‚„Das werden wir ja sehen und erleben!““ sagte Marti, und beide Männer gingen auseinander, ohne sich weiter anzublicken.“
  • Die Formulierung mit dem Gift ist schon sehr interessant, weil das zukünftige Verhältnis damit deutlich wird – und auch körpersprachlich wird anschließend unterstrichen, dass ab jetzt tiefe Feindschaft zwischen den beiden Bauern herrscht.

Textstelle 3: Der Niedergang der beiden Familien

  • Der Käufer Manz lässt den mittleren Acker säubern – für die Kinder ergibt sich daraus zunächst das „letzte Freudenfest auf dem Unglücksfelde“, das von den beiden Vätern dann aber ziemlich brutal beendet wird – mit dem Ergebnis, dass beide Kinder „in großer Traurigkeit und weinend nach Hause“ gehen.
  • Manz packt außerdem alle Steine von seinem Acker auf das umstrittene Dreieck, woraus ein dauernder Rechtsstreit entsteht.
  • Das führt zu großen finanziellen Belastungen, weil ein „Anhang von Unterhändlern, Zuträgern und Ratgebern“ bezahlt werden muss. Dazu kommt die Beteiligung an Glücksspielen, um an Geld zu kommen. So geht es „gewaltig rückwärts mit ihnen“ und nach 10 Jahren stecken beide Familien tief in Schulden.
  • Martis Frau stirbt schließlich sogar vor Schmerz, die Frau von Manz dagegen nutzt die Situation hemmungslos für sich aus.
  • Auch die Kinder leiden sehr unter der Entwicklung: Vor allem Vreni kann ihre „feurige Lebenslust“ jetzt aus Geldmangel nicht mehr ausleben.
  • Sali genießt zwar die „Schmeichelei“ seiner Mutter, ist aber auch nicht glücklich.
  • Der Hass seines Vaters auf die andere Familie wird bei Sali zumindest zu einer Art Distanzierung von Vreni, die leidet darunter und geht ihrerseits dem früheren Freund aus dem Weg.
  • Manz muss als erster seinen Bauernhof aufgeben und übernimmt in der Stadt eine elende Kneipe. Während er auch hier versagt, lässt seine Frau schließlich doch „einige weibliche Tugenden“ bei sich aufkommen, aber zu spät.

Textstelle 4: Der Höhe- und Wendepunkt des Streits

  • Vater Manz und Sohn gehen fischen und treffen dabei auf die Gegenpartei. Es kommt zu einer regelrechten Prügelei, die von den Kindern beendet wird.
  • Für die ergibt sich dabei eine Art „Wolkenriss“, eine Rückverwandlung der früheren Wahrnehmung.
  • Vor allem Sali denkt nur noch an Vreni, während die jeden neuen Streit zwischen den Familien fürchtet.

Textstelle 5: Letztes Glück und gemeinsamer Tod der Liebenden

  • Sali trifft sich schließlich mit Vreni und sie sprechen sich aus.
  • Ihr Glück wird beeinträchtigt durch das Erscheinen des schwarzen Geigers. Der hätte eigentlich den Zwischenacker erben soll, hat seine Ansprüche aber nicht beweisen können.
  • Seinen Groll überträgt er auf die Kinder und wünscht ihnen sogar einen frühen Tod.
  • Dazu kommt es tatsächlich, nachdem es aber noch mal zu einem Eklat gekommen ist. Vrenis Vater überrascht die beiden Liebenden und wird gewalttätig. Sali verteidigt seine Freundin und trifft dabei mit einem Stein ihren Vater, der dadurch zum Pflegefall wird.
  • Sali und Vreni sehen für sich keine gemeinsame Zukunft – so gönnen sie sich eine letzte festliche Gemeinsamkeit und gehen dann gemeinsam ins Wasser.

Was zeigt die Novelle?

Die Novelle zeigt, wie ein kleiner Streit, sich zu einer absoluten Katastrophe für alle Beteiligten auswachsen kann

Was hat die Aussage der Novelle mit uns heute noch zu tun?

Von Bedeutung ist die Novelle noch heute:

  • Man sollte zum einen darauf achten, nicht selbst in eine solche Situation zu geraten.
  • Interessant ist dann auch noch vor allem der Punkt, an dem man aus der Eskalationsspirale noch aussteigen kann.

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