Schnell durchblicken: Schiller, Kabale und Liebe, I. Akt, 1. Szene I,1 mit Schaubild (Mat5569)

Hier zeigen wir demnächst, wie man am einfachsten in Schillers Drama „Kabale und Liebe“ einsteigt.

Wir beginnen hier mit einem Schaubild:

Was zeigt das Schaubild?

  1. Die Handlung spielt im 18. Jahrhundert.
    • In Deutschland hatten noch fast überall Fürsten das Sagen.
    • Unterstützt wurden sie vom Adel
    • Und auch von der Kirche.
    • Inzwischen gab es auch schon ein recht starkes Bürgertum, die z.B. als Kaufleute recht viel Geld hatten. Sie hatten aber nichts zu sagen.
    • Dagegen gab es immer mehr Auflehnung. Vor allem die Gedanken der sog. Aufklärung sprachen von allgemeinen Menschenrechten und waren für Mitbestimmung größerer Kreise des Volkes.
  2. Die direkt an der Szene beteiligten Personen sind
    • Der Geiger Miller = ein Musiker, der bei Veranstaltungen am Fürstenhof und mit Hilfe von Einzelunterricht sein Geld verdient.
      Er gehört zu den einfachen Bürgersleuten, die schon ein bisschen von den Gedanken der Aufklärung angesteckt sind und entsprechendes Selbstbewusstsein zeigen.
    • Miller hat mitbekommen, dass seine Tochter Luise in einer Beziehung ist zu Ferdinand, dem adligen Sohn des Präsidenten. Das ist so eine Art rechte Hand des Fürsten. Der Mann hat also viel Macht – und es ist eher unwahrscheinlich, dass er begeistert ist, wenn sein Sohn sich mit einer Frau aus einfachen Bürgerkreisen einlässt.
  3. Das ahnt Miller auch – und deshalb
    • hat er Angst vor „Geschrei“, d.h. dass die Leute anfangen zu reden und die Mächtigen vielleicht Gegenmaßnahmen ergreifen.
    • Dann hat er auch Angst davor, dass es so läuft wie häufig: Der Adlige „macht seiner Freundin ein Kind“ – so nannte man das damals. Damit würde diese Luise ihre Ehre verlieren. Denn niemand kann sich vorstellen, dass sie ihren Ferdinand auch heiraten kann und dann in dessen Kreise aufsteigt.
  4. Millers Frau ist ganz anders drauf:
    • Sie sieht diese Chancen und freut sich, dass der Adlige ihrer Tochter schöne, gefühlvolle Briefe schreibt.
    • Man sieht hier, dass die jungen Leute anders drauf sind als die älteren, die ganz in den alten Verhältnissen stecken. Das bedeutete in Beziehungsfragen, dass dort Interessen eine größere Rolle spielten als Liebe.
  5. Miller ist stinksauer
    • über seine Frau.Er hält sie für dumm und kurzsichtig.
    • Aber auch über die Bücher, die moderne Gedanken in das Volk hineintragen und vor allem bei den vielen Frauen Wirkung zeigen, die da eine Möglichkeit eines besseren Lebens für sie sehen.
    • Am Ende will er zum Präsidenten gehen und dem sagen,
      • Dass seine Tochter nicht zu seinem adligen Sohn passen würde,
      • Dass sie für ihn aber auch zu schade wäre, um dem einfach nur zum Vergnügen zu dienen.

Auswertung

Die Szene zeigt

  1. Den Gegensatz zwischen Liebessehnsucht und Standesgrenzen in der Zeit des Absolutismus
  2. Die konservative, aber recht realistische Sicht des Bürgers
  3. Die andere, modernere, wenn auch wahrscheinlich unrealistische Sicht der Ehefrau.
  4. Die Bedeutung moderner Gedanken, die vor allem über die neuen Lektüremöglichkeiten verbreitet werden
  5. Und im Gegensatz stehen zu älteren Vorstellungen von Ehe und Familienglück.

Gespannt ist man jetzt:

Ob Miller etwas beim Präsidenten erreicht

Und wie die Tochter sich dazu stellt.

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