Schnell durchblicken: Friedrich Leopold Graf zu Stolberg, Die Freiheit (Mat4955)

Worum es hier geht:

Wir stellen im Folgenden ein Gedicht des Sturm und Drang vor, das die Bedeutung der Freiheit hervorhebt.

Anmerkungen zu Strophe 1

  1. Freiheit! Der Höfling kennt den Gedanken nicht,
  2. Sklave! Die Kette rasselt ihm Silberton!
  3. Gebeugt das Knie, gebeugt die Seele,
  4. Reicht er dem Joche den feigen Nacken.
  • Das Gedicht beginnt mit dem Wort, das schon die Überschrift prägt.
  • Das wird dann verbunden mit einer Abfolge von Negativbeschreibungen von Menschen, für die ihre Freiheit kein hohes Gut ist.
  • Das wird konzentriert auf die Figur des Höflings, also eines Menschen, der sich ganz in den Dienst eines Fürsten stellt und von dem auch abhängig ist.
  • Dann geht das Gedicht sogar noch einen Schritt weiter, dieser Höfling wird sogar als Sklave betrachtet, der an eine Kette gefesselt ist, die aber im „Silberton“ rasselt. Gemeint ist damit, dass die Unfreiheit dieser Höflinge zumindest gut bezahlt wird.
  • Die letzten beiden Zeilen beschreiben dann zusammenfassend die Situation und das Verhalten eines solchen Höflings-Sklaven.

Anmerkungen zu Strophe 2

  1. Mir ein erhabener, schauergebärender
  2. Wonne-Gedanke! Freiheit! ich fühle dich!
  3. Das ganze Herz, von dir erfüllet,
  4. Strömet in voller Empfindung über!
  • In der zweiten Strophe macht das lyrische Ich deutlich, was das Wort Freiheit ihm bedeutet.
  • Dabei greift es zu der sehr extremen Vorstellung, dass das Wort Freiheit bei ihm sogar einen Schauer auslöst, aber im positiven Sinne.
  • Im nächsten Schritt wird dann deutlich gemacht, dass dieses Wort das ganze Innere erfüllt.

Anmerkungen zu Strophe 3

  1. Nektar der Seele! Helden entflammtest du,
  2. Welchen die Nachwelt jedes Erstaunen weiht,
  3. Du stärktest sie! in Sklaven-Händen
  4. Rostet der Stahl, wird entnervt der Bogen.
  • Die dritte Strophe bezeichnet dann die Freiheit als eine Art Götterspeise für die Seele.
  • Dann wird darauf verwiesen, dass dieses Wort Helden entflammt hat. D.h. das Beste aus diesen Menschen wurde aktiviert und sie verdienten sich dadurch die Bewunderung späterer Generationen.
  •  Am Ende der Strophe wird dann darauf hingewiesen, dass die Freiheit stärkt, während selbst Waffen in der Hand von Sklaven ihre Funktion verlieren.

Anmerkungen zu Strophe 4

  1. Wer für die Freiheit, wer für das Vaterland
  2. Mutig den Arm hebt, leuchtet im Blute, wie
  3. Der Blitz des Nachtsturms; der Gefahren
  4. Trübt ihm nicht eine die heitre Stirne.
  • In dieser Strophe wird die Freiheit mit dem Vaterland verbunden.
  • Nicht ganz klar ist die nächste Zeile: Blut deutet an, dass der Freiheitskampf auch Opfer verlangen kann. Das wird gesehen wie ein nächtlicher Blitz.
  • Der Schluss macht dann deutlich, dass solche Freiheitshelden keine Gefahr scheuen.
  • Interessant ist der Hinweis auf die „heitre Stirne“ – das soll wohl eine Haltung der Überlegenheit andeuten.

Anmerkungen zu Strophe 5

  1. Namen, mir festlich, wie ein Triumphgesang,
  2. Brutus! Tell! Hermann! Cato! Timoleon!
  3. Im Herzen deß, dem freie Seele
  4. Gott gab, mit Flammenschrift eingegraben.
  • Die letzte Strophe führt historische Beispiele auf für solche Helden.
    • Dazu gehört für das lyrische Ich Brutus, der für die Ermordung Cäsars steht.
    • Tell als Kämpfer für die Freiheit, der Schweiz,
    • Hermann der Cherusker als Verteidiger der Germanen gegen die Übergriffe der Römer
    • und dann noch Cato, der die Römer ständig zum Kampf gegen Karthago aufforderte.
    • Dann noch ein weniger bekannter Freiheitshelfer, der die Griechen in Süditalien gegen die Karthager unterstützte.
      https://de.wikipedia.org/wiki/Timoleon
  • Also diese Namen sind für das lyrische Ich in die Herzen derer eingegraben, die für die Freiheit kämpfen.
  • Kritische Anmerkung:
    • Die Reihenfolge der Namen der Helden ist nicht ganz klar. Man hat den Eindruck, sie ist eher zufällig.
    • Zumindest bei Cato sorgt schon ein bisschen Geschichtskenntnis dafür, dass man die Dinge auch anders sehen kann. Dann wäre nämlich Hannibal der Held, der nach großen Siegen von seiner Heimat im Stich gelassen wurde, was den Römern die völlige Vernichtung seines Volkes ermöglichte.

Zusammenfassung

Insgesamt ein Gedicht, das stark von extremen Gegensätzen lebt, auch bei den aufgeführten Helden nicht sonderlich differenziert und begründet. Es lebt vor allem von seinem Enthusiasmus, mit dem der Gedanke der Freiheit unten wird.

Typisch für den Sturm und Drang sind der Gefühlsreichtum beziehungsweise die Gefühlsintensität und das klare Freund-Feind-Denken.

Alle Fürsten und die an ihren Höfen tätigen Beamten sind einfach nur Sklaven.

Hier könnte man schön überprüfen, wie dieser Stolberg zu Goethe stand, der ja eine hohe Position am Weimarer Fürstenhof hatte.

Weitere Infos, Tipps und Materialien 

https://textaussage.de/weitere-infos