Schnell durchblicken: Symmetrische und komplementäre Kommunikation (Mat4743)

Worum es hier geht:

Wir zeigen hier, wann und wodurch eine Kommunikationssituation eher symmetrisch ist und wann sie komplementär wird. Natürlich mit Beispielen!

Was ist eine komplementäre Situation?

Man unterscheidet zwei Arten von Kommunikationssituationen. Bei der komplementären Situation sind die beiden Beteiligten nicht auf Augenhöhe. Das kann bedeuten, dass der eine mehr zu sagen hat als der andere.

Beispiel 1: Eine Frage der Macht
Das ist zum einen gegeben, wenn ein Lehrer und ein Schüler über dessen Noten sprechen. Es ist klar, dass der Lehrer hier zunächst einmal das letzte Wort hat.

Beispiel 2: Eine Frage der Kompetenz
Ebenso ist es aber auch möglich, dass der eine mehr Kompetenz hat als der andere. Das wäre zum Beispiel gegeben, wenn der Lehrer im Computerraum ein Problem hat und froh ist, dass einer seiner Schüler sich in bestimmten Bereichen besser auskennt als er selbst.

Worauf es ankommt:
Wichtig ist, dass beide Seiten sich jeweils ihrer besonderen Rolle in der Kommunikation bewusst sind. Ein guter Lehrer wird sich zum Beispiel Mühe geben, einem Schüler eine unangenehme Notennachricht möglichst schonend und mit einem Hinweis auf Verbesserungsmöglichkeiten zu geben.

Der Schüler im Computerraum wiederum tut gut daran, das, was er macht, dem Lehrer so zu erklären, dass der es auch versteht.

 

Noch eine kritische Anmerkung zu diesem Begriff, der von dem Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick geprägt wurde.
Wenn man von „komplementär“ spricht, dann meint man damit, dass sich etwas ergänzt. Nehmen wir nun ein ganz brutales Beispiel: Ein Mafiaboss, der mit einem Untergebenen spricht, der schon mehrfach versagt hat und zu einer Gefahr für ihn geworden ist, befindet sich nach Watzlawick auch in einer komplementären Situation. Die Ergänzung ist hier aber nur etwas für Sprachwissenschaftler, der Untergebene, der einem ungewissen Schicksal entgegensieht, wird das kaum so sehen. Von daher wäre es eigentlich besser von „asymmetrisch“ zu sprechen. Das sagt zwar nicht viel inhaltlich aus, trifft aber auch solche Situationen sehr viel besser.

 

Ergänzung: Öffentlichkeit der komplementären Situation

In der Kurzgeschichte „Das Brot“ von Wolfgang Borchert ertappt eine Frau in der Notsituation des Krieges oder kurz danach ihren Mann, wie er heimlich in der Küche Brot ist. Damit ist sie in einer komplementären Situation, denn sie könnte ihn jetzt zur Rede stellen. Sie tut aber so, als hätte sie nichts bemerkt und würde den Schein-Erklärungen des Mannes glauben. Hier wird deutlich, dass solche Begriffe nicht exakt einfach eingesetzt werden können. Sie sind gewissermaßen Leitbegriffe, die einem helfen, eine Situation besser zu verstehen und zu beschreiben.

Symmetrische Kommunikation

Symmetrische Kommunikation: Die Beteiligten sind „auf Augenhöhe“
Eine symmetrische Kommunikationssituation liegt vor, wenn die Beteiligten sich auf Augenhöhe begegnen. Dies ist zum Beispiel gegeben, wenn zwei Schüler sich untereinander unterhalten. Dann können sie sich zum Beispiel einfach duzen und auch einigermaßen offen über Probleme im Unterricht sprechen. Das würde dann auch noch erleichtert, wenn sie beide auch etwas von sich preisgeben. Dann muss keiner befürchten, dass der andere ihn einfach so in die Pfanne hauen kann.

Vergleich mit einer „komplementären“ Situation
In diesem Falle hätten sie den gleichen Status, anders als bei einer komplementären Situation, wenn sie etwa mit dem Lehrer sprechen. Hier werden Schüler in der Regel mit Kritik und besonders mit Selbstkritik sehr zurückhaltend umgehen.

Die Kombination von symmetrischer und komplementärer Kommunikationssituation
Symmetrisch ist eine Kommunikationssituation auch, wenn zwei Schüler, die beide keine Ahnung haben, in die Vorbereitung eines Referats einsteigen. Anders sieht es aus, wenn der eine sich in bestimmten Bereichen schon auskennt, dann wird die Kommunikation zwischen beiden automatisch anders sein, nämlich zumindest teilweise komplementär. Das passt in diesem Falle auch besonders, weil sie im Normalfall auf Ergänzung aus sind und nicht auf Machtausübung.

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