Das Gedicht „Verfall“ von Trakt ist insofern besonders interessant, weil es anders als im Gedicht „Dämmerung“ nicht nur einseitig das Negative hervorhebt.
Vielmehr markiert es genau den Bruch zwischen noch vorhandenem Frieden und dem Verfall als Vorstufe des Todes.
Kurzvorstellung des Gedichts:
Dieses Gedicht macht besonders gut den Umschwung deutlich zwischen Verfalls-Ahnung und Verfalls-Einsichts-Schock. Dabei wird schon fast idealtypisch die Sonett-Form genutzt, indem die beiden Quartette noch die Vorstufen des Verfalls präsentieren, die Terzette dann den plötzlichen Todeshauch, der das lyrische Ich erzittern lässt.
Klausurbedeutung: @@@@@
(Die Anzahl der @-Zeichen macht unsere Einschätzung der Klausurbedeutung sichtbar – wie die Sternchen bei Hotel-Bewertungen!)
Sehr hoch, weil hier zum einen ein zentrales Moment des Expressionismus, nämlich „Verfall“ inhaltlich sehr gut herauskommt und zum anderen auch den Vorzug der Sonett-Form deutlich werden lässt.
Tipp zum Einsatz im Unterricht:
Das Gedicht ist insofern auch reizvoll, weil es die Frage aufwirft, ob es in dem Gedicht primär um den Herbst und damit den Wechsel der Jahreszeiten mit der Option auf einen neuen Frühling geht (grün markierte Verszeilen) – oder aber geht es um das Ende des Lebens.
An dieser Stelle muss ganz deutlich gesagt werden, dass das plötzlich einschießende „Da macht ein Hauch mich von Verfall erzittern“ ganz eindeutig einen Wechsel markiert. Dazu kommen die deutlichen Hinweise auf Vergänglichkeit bzw. Tod („Todesreigen“, „verwittern“, „fröstelnd“).
Man kann aber auch, wenn man die beiden „Weltende“-Gedichte von van Hoddis und Lasker-Schüler vorher behandelt hat, darauf verweisen, dass der Herbst als Jahreszeit eher ein epochentypisches Element der Romantik ist, während „Todesreigen“ und „Weltende“ eher zum Grundgefühl des Expressionismus gehören.
Auf jeden Fall ist es sicher interessant, auf dieses Gedicht noch einmal zurückzukommen, wenn man zunächst den Expressionismus und dann die Romantik behandelt.
04: Entschwinden in den herbstlich klaren Weiten.
06: Träum ich nach ihren helleren Geschicken
08: So folg ich über Wolken ihren Fahrten.
09: Da macht ein Hauch mich von Verfall erzittern.
10: Die Amsel klagt in den entlaubten Zweigen.
11: Es schwankt der rote Wein an rostigen Gittern,
12: Indes wie blasser Kinder Todesreigen
13: Um dunkle Brunnenränder, die verwittern,
14: Im Wind sich fröstelnd blaue Astern neigen.
Anregungen:
1. Natürlich kann man auch mal versuchen, den Moment der einbrechenden Erkenntnis eines „Verfalls“ sprachlich umzusetzen. Wer sich für Fußball interessiert, kann das ja auch in dem Bereich mal umsetzen, wenn nach kleineren Negativ-Botschaften plötzlich die SMS hereinkommt, dass der wichtigste Spieler zu einem größeren Verein geht. Wem das hier zu abseitig vorkommt, der sei daran erinnert, dass gute Literatur immer von so etwas lebt 😉
2. Man kann das Gedicht natürlich auch in Richtung Parodie verändern, indem man jemanden vorstellt, der immer sehr stark von sich eingenommen war und dann plötzlich mit dem „Verfall“ dieses übertriebenen Selbstbewusstseins konfrontiert wird.