Schnell durchblicken: Wie klärt man die „Vorgeschichte“ einer Quelle? (Übung: Reichsgründung 1871) Mat4758)

Worum es hier geht:

Zu einer Quelleninterpretation gehört immer auch die Frage ihrer „Vorgeschichte“. Natürlich geht es nicht um alles, was vorher passiert ist, sondern um das, was zum Verständnis der Quelle wichtig ist. Wir zeigen, wie so was geht.

Beispiel: Wie klärt man die Vorgeschichte der Reichsgründung von 1871?

Auf die Frage kann man natürlich viele Antworten geben. Zum Beispiel gab es viele Weihnachtsfeiern vor 1871. Aber dies nur, um zu zeigen, wie sehr man bei einer solchen Frage an das denken muss, was eigentlich gemeint ist, nämlich an das Thema, die Problemstellung.

in diesem Falle geht es um den historischen Prozess der Einigung der deutschen Länder zu einem Nationalstaat.

Hier ist es sinnvoll, mit dem Jahr 1806 anzufangen, da war mit dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation auch die letzte Klammer um deutschsprachigen Länder zu Ende gegangen.

Die Befreiungskriege gegen Napoleon haben dann bei vielen Deutschen Hoffnungen geweckt, die 1815 auf dem Wiener Kongress enttäuscht worden. Hier muss man natürlich kurz sagen, warum der „Deutsche Bund“ nicht die Erfüllung des Traums war.

Der nächste Versuch wurde dann im Rahmen der Revolution von 1848 gestartet, da hat man einiges erreicht, aber nur theoretisch und nicht praktisch.

Es war dann Bismarck, der die Sache der deutschen Einigung in das Zentrum seiner Politik gestellt hat und in drei Kriegen gegen Dänemark, Österreich und Frankreich ermöglicht hat.

Das Folgende gehört nicht mehr zur Problemstellung, macht sie aber noch deutlicher:

Das Ganze hatte nur den Schönheitsfehler, dass man so hart gegen Frankreich vorging, es auch durch den Ort der Reichsgründung tief beleidigt, dass daraus das Bedürfnis nach Revanche und schließlich der Erste Weltkrieg entstand.

Damit ging das Bismarck Reich zumindest teilweise wieder zu Grunde.

Auswertung des Beispiels:

Wichtig ist also, wie man hier sieht, dass man die Klärung von Voraussetzungen wirklich unter eine Fragestellung stellt und sich dann auch konsequent an sie hält. Als erstes muss man immer klären: Wo ist überhaupt das Problem? Wo ist das Thema? Worum geht es genau?

Und dann klärt man, was alles wichtig ist und zu diesem Thema hinführt.

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