Vorbereitung schriftliches Abitur: Checkliste für die Analyse erzählender (epischer) Texte (Kurzgeschichte, Romanauszug) (Mat4653)

Endlich Durchblick: Analyse erzählender Texte (Kurzgeschichte, Romanauszug)

Analyse von Epik-Episoden bzw. Kurzgeschichten

  1. Wenn ein unbekannter Text(ausschnitt) präsentiert wird, geht es zunächst um das Was und dann auch das Wie dessen, was man vorfindet. Dabei helfen ggf. begleitende Informationen. Bei einem bekannten Text spielt die Position im Gesamtwerk eine wichtige Rolle.
  2. In einem ersten genaueren Lese-Schritt sollte man sich den Inhalt klarmachen, vor allem auch die Intention (die Absicht, d.h. die Richtung, in die der Text geht). Zugleich geht es auch um die Art und Weise, wie dieses Ziel mit sprachlichen Mitteln im weitesten Sinne verfolgt wird.
  3. Über den Text hinaus sollte man Kenntnisse des Hintergrunds, des Autors und ggf. auch der Thematik einbeziehen – ggf. durchaus kritisch vergleichend.
  4. Wenn man sich ausreichend mit dem Text beschäftigt hat, kann man schon einmal einen Einleitungssatz formulieren, in dem man den Text kurz vorstellt und dabei vor allem sein Thema benennt. Damit hat man zugleich schon eine These, die man im weiteren Verlauf der Untersuchung genauer begründet bzw. ausführt.
  5. Untersuchungsaspekt Inhalt: Zunächst gibt man einen Überblick über den Inhalt, wobei man durch Hinweise auf eine mögliche Rahmenhandlung, die Unterscheidung von Haupt- und Nebenhandlung, die Klärung der Dominanz einer inneren oder äußeren Handlung die Frage des Anteils von beschreibenden und handlungstragenden Passagen, Überlegungen zum Spannungsverlauf und zur Offenheit des Erzählten sowie zu den Motiven mehr bieten kann als eine traditionelle Inhaltsangabe.
  6. Bei der Handlung fragt man sich, ob sie linear fortschreitet oder ob einzelne Teile eher lose miteinander verbunden sind. Eine andere Frage ist die, wie viel Dramatik enthalten ist. Zu unterscheiden ist darüber hinaus zwischen innerer und äußerer Handlung.
  7. Das Geschehen ist in der Regel eingebettet in Zustände, die sich auswirken, auf die reagiert und die vielleicht verändert werden.
  8. Bei der Erzähltechnik sind zu unterscheiden die Erzählperspektive (auktorial, personal, Ich-Erzählung, ggf. auch neutral) die Erzählhaltung (distanziert, engagiert, neutral, ggf. auch ironisch) und die Verteilung verschiedener Darbietungsformen (Erzählbausteine): Erzählerbericht, Szenische Darstellung, Innerer Monolog, Erlebte Rede u.ä.)
  9. Beim Untersuchungsaspekt Figurenkonstellation geht es um die Unterscheidung von Haupt- und Nebenfiguren, ihre Charakteristik, ist diese individuell/originell oder werden eher Typen gezeichnet. Erfolgt die Charakterisierung direkt oder indirekt? Wie ist das Verhältnis der Figuren zueinander?
  10. Was den Untersuchungsaspekt Zeit angeht, geht es einmal um die Zeit, in der die Handlung spielt, dann um das Verhältnis von Erzählzeit und erzählter Zeit (zeitraffend, zeitdeckend, zeitdehnend) sowie die Frage, ob die Zeit nicht für mehr steht, zum Beispiel symbolisch.
  11. Was den Untersuchungsaspekt Ort angehet, gibt es zunächst einmal den Ort, an dem das Geschehen sich abspielt, darüber hinaus kann der Ort aber auch Träger einer Stimmung sein oder – ähnlich wie die Zeit – symbolische Bedeutung haben.
  12. Bei den sprachlichen Besonderheiten geht es vor allem um die sogenannten rhetorischen Figuren, z.B. Metaphern, Vergleiche. Aber auch die Häufung von Wortarten kann wichtig sein. Ist der Text eher para- oder hypotaktisch (viele Nebensätze oder eher mehr oder weniger komplizierte Kombinationen aus Haupt- und Nebensätzen), enthält er eher Standardsprache oder auch Dialektelemente?
  13. Deutung bedeutet immer, dass man dem Text einen Sinn gibt, das heißt ihn in einen Verwendungszusammenhang stellt. Zunächst einmal geht es um die textimmante Deutung und damit zum Beispiel die Frage, welche Themen dominieren. Am Ende kann damit ein epischer Text in besonderer Weise die Problematik der Liebe verdeutlichen oder Gewalt kritisieren.
  14. Darüber hinaus kann eine textexterne Deutung erfolgen – das bedeutet zum Beispiel, dass man den Stellenwert eines Textes im Werk des Autors oder in der literarischen Epoche beschreibt.
  15. Am Ende gibt es bei Literatur dann immer auch die persönliche Sinnebene:  Was fällt mir als Leser zu dem Text ein? Welche Beziehungen stelle ich her? Worauf „wende ich ihn an“?

Weitere Infos, Tipps und Materialien 

https://textaussage.de/weitere-infos