Sekundärliteratur zu einem Schaubild verarbeiten – Schiller, sein Herzog und Ferdinand aus „Kabale und Liebe“ (Mat168)

Worum es hier geht:

Gezeigt wird, wie man einen Abschnitt aus einer Dichterbiografie zu einem Schaubild verarbeiten und für den Unterricht nutzen kann.

Schillers eigener Landesherr als „Ersatzvater“

  1. [Warum dieses Schaubild?]
    Das Schaubild zeigt sehr schön, wie jemand dem relativ freien Familienleben entrissen und in eine pädagogische Zwangsjacke gesteckt wird, der er zunehmend entflieht – und das mit immer mehr Erfolg (eine PDF-Download-Variante gibt es weiter unten).
  2. [„Kabale und Liebe“ und Schillers Jugendjahre]
    Nun zur Sache: Wenn man Schillers Drama „Kabale und Liebe“ behandelt, ist man bald auch bei den Jugendjahren des Dichters und besonders der Zeit der Unterdrückung in der „Hohen Karlsschule“.
  3. Sehr anschaulich präsentiert wird diese Zeit ja auch in dem Film „Schiller“ mit Matthias Schweighöfer aus dem Jahre 2005.
  4. [Frage: Hat Schillers Herzog etwas mit dem aus „Kabale und Liebe“ gemeinsam?]
    Die Frage ist nun, inwieweit möglicherweise der drameninterne Konflikt zwischen Ferdinand und seinem Vater, dem Präsidenten, eine Parallele hat im Verhältnis Schillers zu Herzog Karl Eugen, der für seine strenge Erziehung verantwortlich war.
  5. Hier lohnt es sich nun auf eine noch recht aktuelle Biografie Schillers zurückzugreifen:
    Peter-André Alt, Schiller. Leben-Werk-Zeit, Beck: München 2000, Band I: 135-141.
    Erfreulicherweise gibt es dort den ganz starken Thesen-Akzent, dass Schillers Herzog als „mächtiger Ersatzvater“ beschrieben wird – vielleicht könnte man sogar eher noch von einem „Über-Vater“ sprechen.
  6. [Was aus Schillers Jugend zum Drama passt]
    Dort wird nämlich deutlich, in welchem Ausmaß damals Kinder ihren Eltern entrissen und im Sinne des Staates bzw. eines Fürsten erzogen wurden. Es gab praktisch keinen Besuch – auch die Geschwister bekam man gar nicht oder nur spät zu sehen. Nicht mal zu Beerdigungen durfte man nach Hause.
  7. Es wird aber auch deutlich, dass der Herzog es auf seine Art mit Schiller gut meinte, ihm sogar recht derbe Späße verzieh und ihn auch nach seiner Flucht nach Mannheim nicht mit aller Macht verfolgen ließ.
  8. Das änderte aber nichts daran, dass Schiller nur heimlich seinen literarischen Ambitionen folgen konnte und schließlich das Wagnis einer Flucht eingehen musste.
  9. Nach dem Tod des Herzogs wurde dieser von Schiller sogar mit dem biblischen Herodes verglichen, immerhin einem bekannten Kindesmörder.
  10. [Vergleich von Schillers Schicksal mit heute]
    Ein interessanter Besprechungspunkt könnte sich am Ende ergeben, wenn man Schillers Schicksal mit der heutigen Situation von Jugendlichen in diesem Land vergleicht. Diese werden zwar von keinem Fürsten unterdrückt, aber immer stärker in G8-Zeiten in ein enges Zeitkorsett gepresst, das ihnen kaum noch Gelegenheit für eigene Entwicklungsversuche lässt.
    [Man sieht hier, dass diese Seite vor längerer Zeit konzipiert wurde. G8 ist zum Teil wieder Geschichte – aber dafür gibt es sicher andere Bedrückungen der heutigen Jugend – das können die Schülis am besten selbst beurteilen – also ein interessanter Diskussionspunkt :-)]
  11. Dazu kommt eine Tendenz, junge Menschen in der Schule auch gesellschaftlich und damit auch politisch zu erziehen, etwa was die von manchen Eltern kritisierte Sexualkunde angeht (siehe zum Beispiel einen Artikel der „Welt„). Nur am Rande angemerkt sei hier, dass es gerade bei bestimmten religiösen Gemeinschaften eine Tendenz gibt, die Kinder weitestgehend dem Einfluss des Staates zu entziehen und zu Hause selbst zu unterrichten. Siehe dazu zum Beispiel einen Spiegel-online-Artikel.

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Mat168 SB Schiller Herzog Kabale
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