Kurz-Info: Sybille Berg, „Hauptsache weit“ – für die Schule vorgestellt
In dieser Kurzgeschichte geht es um einen Jungen, der die Freiheit nach dem Ende der Schulzeit für eine Erlebnis-Fernreise nutzt. Seine hochgespannten Hoffnungen werden allerdings völlig enttäuscht. Aus der Einsamkeit rettet ihn schließlich ein Internet-Café, von dem aus er wieder mit der „Heimat“ Kontakt aufnehmen und sich austauschen kann. Es bleibt offen, ob das das Ende der Reise ist.
Kurz-Info zu Thema und Inhalt
Halbe oder auch ganze Enttäuschung eines Fernwehs nach der Schule, das in irgendeiner billigen Absteige zur Besinnung kommt. Die Erfahrungen waren weit entfernt von den Träumen – dann kommt noch Einsamkeit hinzu, aus der der Junge sich schließlich in eine E-Mail-Kommunikation mit seinen Freunden in der Heimat rettet.
Inhaltsangabe:
Die Geschichte beginnt mit den Träumen, die viele Jugendliche haben, wenn sie mit der Schule fertig sind und erst mal einige Zeit die Welt erleben wollen. Die Realität sieht im Falle des Protagonisten dieser Geschichte dann aber viel langweiliger und teils auch anstrengender aus, als er es sich gedacht hat. Auch der Fernseher in einem Zimmer in Ostasien kann nicht helfen, weil dort keine bekannten Gesichter auftauchen. Schließlich zieht er eine bittere Bilanz beim Vergleich von dem, was er hier in der Fremde erlebt und was er sich an Abenteuern vorgestellt hat. Was ihn dann zumindest kurzzeitig rettet, ist ein Internet-Café, in dem er endlich wieder mit seinen Freunden Kontakt aufnehmen und sich mit ihnen über seine Erfahrungen austauschen kann.
Bedeutung der Geschichte: -> Was zeigt die Geschichte?
Die Geschichte zeigt sehr deutlich die Fernweh-Träume junger Menschen, die bisher in die Schule eingebunden waren und nun die unendlichen Möglichkeiten des Lebens vor sich haben. Wichtig ist ihnen, zunächst mal die Welt kennenzulernen und dort Spaß zu haben.
Die Geschichte zeigt aber auch, dass dieser Spaß nicht kommt, sondern eine solche Backpacker-Reise mit vielen Unannehmlichkeiten verbunden ist und vor allem erst mal Einsamkeit mit sich bringt, wenn man nicht in der Lage oder gewillt ist, sich tief in fremde Kulturen einzulassen.
Interessant ist das Ende, weil dort das rein virtuelle Wieder-Zusammenkommen mit seiner Heimatwelt den Protagonisten richtig glücklich macht. Es bleibt offen, welche Aussage damit verbunden ist. Gab es nur falsche Erwartungen und eine zu geringe Bereitschaft, sich auf Fremdes einzulassen – oder aber ist „Heimat“ in einem durchaus modernen Sinne doch ein sehr hoher Wert, dass man ihn nicht so locker mal eben aufgeben sollte.
Schaubild:
Anmerkungen zum Schaubild:
1. Links steht der junge Mann, der gerade das Abitur geschafft hat und jetzt voller Hoffnung bzw. Erwartung ist, was die weite Welt angeht.
2. Dann kommt der Absturz in die Realität einer fremden Welt, verbunden mit Verlust- und Einsamkeitsgefühlen.
3. Aus ihr wird er herausgerissen durch den Austausch mit den Menschen in seiner Heimat. Dabei gibt es zwei Varianten der möglichen weiteren Entwicklung:
a. Entweder gönnt er sich jetzt regelmäßig den „Austausch aus der Fremde“, schreibt zum Beispiel einen Blog oder bleibt auf andere Weise im engen Kontakt mit Zuhause –
b. oder aber es handelt sich um eine Art letzten Austausch vor der Heimkehr – d.h. er kehrt letztlich gescheitert oder auch geläutert zurück. Dafür spricht, dass er offensichtlich überhaupt keinen Zugang zu den fremden Kulturen findet, sondern ganz am Alten, Gewohnten hängt.
Inwiefern und inwieweit handelt es sich um eine Kurzgeschichte?.
Die Geschichte beginnt klassisch mit einem direkten Einstieg, präsentiert einen Moment der Erkenntnis und ist am Ende offen, weil man nicht weiß, welche Konsequenzen der Protagonist aus seiner Erfahrung ziehen wird.
Anmerkungen zum Einsatz als Klassenarbeit.
Die Geschichte ist gut als Klassenarbeit geeignet. Allerdings sollte sichergestellt sein, dass die Schüler eine Ahnung haben von der Aufbruchsstimmung derer, die die Schule gerade hinter sich haben.
Ideen zum Einsatz im Unterricht
Man könnte die Geschichte nach der Besprechung gut runterbrechen auf die Erfahrungswelt auch jüngerer Schüler, die im negativen, aber auch positiven Sinne eine Enttäuschung erleben. Zum Beispiel könnte es ein Backstage-Besuch bei einem Star sein, bei dem man feststellt, dass sich dabei keineswegs das erträumte vertrauliche Zusammensein ergibt, das man sich erhofft hatte.
Natürlich gibt es auch viele Möglichkeiten, bei denen es auch um Heimat und Reiseträume geht, die näher an Sybille Bergs Geschichte sind.
Möglich wären etwa auch ganz eigene Reisemobil-Erlebnisse, die weit entfernt sind von dem Traum, einmal an einem schönen Strand zu stehen, während dann zum Beispiel die Polizei mit Strafzettel anrückt o.ä.
Veröffentlichung:
Erfahrene Erfindungen. Deutschsprachige Kurzgeschichten seit 1989, ausgewählt und mit Materialien versehen von Sabine Grunow, Ernst Klett Schulbuchverlag Leipzig, 2014, S. 11/12
Weitere Infos, Tipps und Materialien
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