Worum es hier geht:
Wir stellen hier die Szenen des Jugendtheaterstücks „Herz eines Boxers“ von Lutz Hübner vor. Dabei achten wir besonders auf die Entwicklung des dramatischen Konflikts.
Das Schöne an diesem Stück: Am Anfang gibt es große Distanz zwischen einem Jungen und einem alten Mann – dann aber nähern sie sich immer mehr an – und am Ende – hier haben wir uns von der Künstlichen Intelligenz ein Bild malen lassen. Das zeigt, in welche Richtung es geht.
Das Bild zeigt sehr schön, wie sich hier ein alter Mann und ein junger Sozialstunden-Anstreicher nach einigen Schwierigkeiten doch noch die Hand geben können – und am Ende haben beide was davon.
Hierzu gibt es auch ein Video:
Die Zitate haben wir der Klett-Ausgabe entnommen:
ISBN: 978-3-12-262734-8
Das Schaubild für den schnellen Überblick:
Dieses Schaubild ist vor allem interessant, wenn man eine bestimmte Szene analysieren soll.
Dann muss man ja erst mal klären, was vorher geschehen ist.
Aber nicht nach dem Spruch: „Was bisher geschah“ …
Sondern nach dem Spruch:
„Was muss man wissen, um diese Szene zu verstehen.“
Überblick Szene 1: Generationen und Lebenskonzepte im Konflikt
- Die Szene spielt im Zimmer eines Altersheim. Der untergebrachte Leo macht gleich zwei Dinge deutlich:
- Zum einen macht er Boxbewegungen. Später stellt sich heraus, dass er früher ein recht bekannter Boxer gewesen ist.
- Zum anderen wirft er Tabletten aus dem Fenster.
- Als Leser oder Zuschauer hat man den Eindruck, dass dieser Mann sich da nicht nur unwohl fühlt, sondern er auch noch auf Widerstand aus ist.
- Er wird dann konfrontiert mit Jojo, einem jungen Mann, der im Rahmen von Sozialstunden das Zimmer streichen soll.
- Er redet pausenlos, während Leo anfangs schweigt.
- Außerdem macht der junge Mann in seinem langen Monolog deutlich, dass er auf den alten Mann herabsieht.
- Zitat: „Das ist ja richtig Knast hier.“ (Klett, S. 7)
- Dieser reagiert am Ende der Szene darauf, indem er beim Hochreichen des Farbeimers diesen über Jojos Schuhe kippt.
- Dramatische Entwicklung:
Exposition = Klärung der Ausgangssituation – weitgehend Missverständnisse
und Zuspitzung durch die Farbeimer-Attacke
—
- Genauer gehen wir hier auf die Szene ein:
https://schnell-durchblicken.de/herz-eines-boxers-szene-1
— - Dort gibt es auch eine Anregung, was man nach der Lektüre der ersten Szene kreativ machen könnte 😉
Überblick Szene 2: Offenheit und Annäherung
- Am nächsten Tag kommt Jojo regennass in Leos Zimmer
- Seine Bitte um ein Handtuch wird nicht erhört
- Das mit dem Farbeimer verzeiht er dem alten Mann, weil man ihm in der Verwaltung des Altersheim gesagt hat, dass Leo geistig verwirrt sei.
- In einem weiteren Monolog geht es dann nicht mehr um die Situation im Altenheim, sondern Jojo erzählt,
- wie er von einem anderen Jugendlichen hintergangen worden sei.
- Er habe ihn gedeckt, um ihm eine größere Strafe zu ersparen.
- Zum Dank ist er dafür auch noch hinterher verhöhnt worden – wegen angeblicher Dummheit.
- Dies Geständnis bringt eine erste Wende.
- Leo zu Jojo:
„Du hast ja richtig Charakter.“ (Klett, S. 9) - Auch gibt er ihm dann ein Handtuch zum Abtrocknen.
- Außerdem gesteht er jetzt auch, dass seine angebliche körperliche und geistige Schwäche von ihm gespielt worden ist, nach einem vermeintlichen Schlaganfall.
- Leo zu Jojo:
- Anschließend wird noch einmal auf den Vorfall mit der Mofa eingegangen.
- Leo geht davon aus, dass Jojo einem Mädchen habe imponieren wollen.
- Jojo weist das zwar zurück, hört sich aber dennoch an, welche Vorschläge Leo macht, um das Mädchen doch noch für sich zu gewinnen:
„Kauf ihr eine Rose.“ (Klett, S. 11) - Jojo ist offensichtlich davon jetzt doch angetan, warnt Leo aber, er werde sein Zimmer beim nächsten Mal in Silber streichen, wenn der Vorschlag nicht funktioniere.
- Dramatische Entwicklung:
Annäherung und erste Verständigung – Leo gibt Jojo einen Rat.
Überblick Szene 3: Leos Vergangenheit als Boxer und sein Plan
- In dieser Szene überrascht Leo den jungen Mann, indem er ihn im Bademantel und mit Orden aus seiner Boxervergangenheit begrüßt.
- Anschließend greift er die Information auf, dass Jojo einen Trödelhändler kennt.
- Jojo solle versuchen, mindestens 280 DM dafür zu bekommen, die er dringend brauche. Den Rest könne er behalten.
- Zunächst will Jojo darauf nicht eingehen und will nur wissen, wofür Leo das Geld braucht
- Dann aber interessiert er sich doch für das, was Leo anzubieten hat. Denn er bekommt mit, dass der früher als der „rote Löwe“ ein berühmter Boxer gewesen ist.
- Zitat:
Jojo: „Du warst ja ein richtiger Star, warst ein Boxer.“
Leo: „Das ist ein Beruf wie jeder andere auch. Man versucht, so schnell wie möglich Feierabend zu haben und ohne ein blaues Auge nach Hause zu kommen.“
(Klett, S. 14)
Hier merkt man deutlich, wie unterschiedlich die Vorstellungen des Jungen und des Alten sind. - Es entsteht ein Gespräch über den Boxsport. Leos Vorstellung davon:
„Ein richtiger Boxer ist ein Gentleman, ein Künstler. Ein richtiger Boxer hat ein großes Herz, dass er niemanden hassen kann. Er schlägt zu, aber nicht aus Hass, und wenn er einsteckt, nun, davon geht die Welt nicht unter, so ist das Leben, ganz k.o. ist man nie. Na gut, man liegt am Boden, dann steht man wieder auf. Es ist schön, wenn man gewinnt, aber wenn man verliert, okay, dann das nächste Mal.
(Klett, S. 15) - In diesem Zusammenhang taucht auch der Titel des Theaterstücks auf: Ein richtiger Boxer sei ein Sportler mit Herz.
- Dann kommt heraus,
- dass Leo zumindest einmal im Altersheim auf seine Boxkünste zurückgegriffen hat, als er von einem Pfleger respektlos behandelt worden sei.
- Seitdem befinde er sich in einer geschlossenen Abteilung.
- Den Schlaganfall habe er vorgetäuscht, um ab jetzt als harmlos zu gelten.
- Sein aggressives Verhalten erscheint ihm jetzt aber falsch.
- Aus all dem entsteht der Deal, dass Jojo jetzt doch versuchen will, die Leos Sachen zu verkaufen. Dieser will ihm dafür zumindest ein bisschen das Boxen beibringen.
- Den Schluss dieser Szene macht Leo Jojo klar, dass er bei dem Mädchen nicht aufgeben dürfe.
„Du musst heute wieder hin.“ (Klett, S. 17) - Dramatische Entwicklung:
Leos Vergangenheit und Einstellung als Boxer – Jojos Hilfsbereitschaft
Überblick Szene 4: Leo zeigt Jojo einen besseren Weg als Rache
- Am nächsten Tag erscheint Jojo mit Sonnenbrille. Er hat offensichtlich ein blaues Auge, will aber über dessen Entstehung nicht sprechen.
- Leos Sachen hat er inzwischen verkauft.
- Bei der Aushändigung des Geldes fällt Jojo ein Messer aus der Tasche.
- Leo vermutet, dass er sich das für eine Racheaktion gegenüber dem Jungen besorgt habe, der ihn verraten hat.
- Leo versucht, den Jungen von diesen Plänen abzubringen.
- Jojo erzählt ihm daraufhin,
- wie er an blaue Augen gekommen sei.
- Er habe seinen Gegner, der gleichzeitig Anführer der Clique sei, zur Rede gestellt,
- sei aber von ihm geschlagen worden.
- Niemand in der Gruppe habe sich für ihn eingesetzt.
- Leo erzählt daraufhin
- eine fast unglaubliche Geschichte aus dem Krieg.
- Als er einen feindlichen Soldaten beim Essen einer Wassermelone überrascht hat, hat er nicht auf ihn geschossen, sondern mit ihm eine Zigarette geraucht und die Melone gegessen.
- Am Ende der Szene macht Leo Jojo noch das Kompliment
- „Ich bin stolz auf dich … Weil du so ein gerissener Händler bist … Ich bin auch sonst stolz auf dich. Wenn ich so klug wie du gewesen wäre, säße ich heute nicht hier. Deine Selbstbeherrschung möchte ich haben.“ (Klett, S. 21/22)
- Er würde dann nicht in der geschlossenen Abteilung sitzen.
- Am Ende: Jojo soll die Rose nicht vergessen.
- Dramatische Entwicklung:
Leo gibt Jojo einen weiteren Rat und nutzt dabei eine dramatische Erfahrung aus dem Krieg, aber er gibt Jojo auch das Gefühl, dass man stolz auf ihn sein kann.
Überblick Szene 5: Das Scheitern von Leos Plan
Hierzu gibt es inzwischen auch eine Szenen-Analyse:
Da wird Schritt für Schritt erklärt, wie man vorgeht.
Und es gibt auch fertige Lösungen.
https://schnell-durchblicken.de/lutz-huebner-das-herz-eines-boxers-analyse-der-szene-5
- Leo zeigt Jojo einiges aus dem Boxsport:
- Das ist wie im richtigen Leben, du musst immer in Bewegung sein, und irgendwo ist eine Lücke, da kommst du rein. Wenn du da stehst wie eine Schießbude Figur, gibt es immer jemanden, der Lust hat, der eine reingehauen . Zweite Regel: du musst immer mit der Kraft deines Gegners kämpfen, du musst sie in deine eigene verwandeln, das ist das ganze Geheimnis. Je stärker dein Gegner, desto größer deine eigene Kraft.“ (Klett, S. 22)
- Dann geht es um die Frage, was Leo mit dem Geld machen will. Er erzählt, dass er einen blinden Boxerfreund in Frankreich besuchen will, um mit ihm gemeinsam eine Kneipe zu betreiben.
- Anschließend eröffnet Leo dem Jungen, mit welchem Plan er versuchen will, aus dem Altersheim zu entkommen. Dabei spiele das Auto des Essenslieferanten eine Rolle.
- Am Ende der Szene wird deutlich, dass Leo mit dem Auto nicht klargekommen ist, so dass sein Plan gescheitert ist.
- Dramatische Entwicklung:
Leos Plan scheitert – absoluter Tiefpunkt für ihn
Überblick Szene 6: Zwischen Leos Resignation und Jojos Zuversicht
- Am nächsten Tag präsentiert sich Leo apathisch.
- Jojo geht davon aus, dass Leo mit Beruhigungsmittel vollgepumpt worden sei.
- Anschließend versucht er mit Hinweis auf seine Boxervergangenheit, ihn wieder ein bisschen flott zu bekommen:
„Ein Boxer ist nie ganz k.o., hast du selbst gesagt. Okay, du hast einen Scheißplan gemacht. Vielleicht war’s auch kein Scheißplan. Tatsache ist, er hat nicht funktioniert. Dafür aber der andere, aber total.“ (Klett, S. 27)
- Auf Leos Frage, was er damit meine, antwortet Jojo:
„Die Rosennummer […] Mensch, Leo, das hab ich dir zu verdanken.“ (Klett, S. 27/28) - Leo berichtet dann, warum die Flucht mit dem Auto schief gegangen sei. Er sei mit dem Automatikwagen nicht klargekommen.
- Dann lässt Jojo Leo die Wand streichen und berichtet ihm in der Zeit, dass der 2. Ratschlag bei dem Mädchen funktioniert habe, nämlich zu den Rosen auch noch einen Brief zu legen.
- Leo übergibt sein Geld an Jojo.
„Ich komme hier nie mehr raus. Ich ertrage das nicht.“ (Klett, 28)
Das macht deutlich, dass er anscheinend seine Pläne aufgegeben hat. - Jojo macht ihm Mut: „Und wenn mir noch was einfällt, um dich hier rauszuholen?“ Klett, 29)
- Dramatische Entwicklung:
Leos will aufgeben – jetzt ist Jojo derjenige, der optimistisch bleibt und auf einen neuen Einfall hofft.
Überblick Szene 7: Jojos Plan funktioniert.
- Leo wird am nächsten Tag überrascht, als eine korpulente alte Frau in sein Zimmer kommt und ihm die gewünschten Tabletten übergibt.
- Dabei handelt es sich allerdings um Multivitamintabletten.
- Schließlich erkennt Leo, dass Jojo sich verkleidet hat. Er hat ihm auch die gewünschte Fahrkarte nach Südfrankreich mitgebracht.
- Schließlich setzen sie Jojos Plan um:
- Leo soll die mitgebrachte Kleidung übernehmen
- und auf diese Art und Weise entkommen .
- Leo ist dankbar und spricht Jojo Mut zu, sich im Leben noch Ziele zu setzen. Vor allen Dingen bewundert er seine Intelligenz.
- Als Zeichen der Anerkennung bekommt er von Leo dessen rote Boxhandschuhe. Jojo verspricht, ihn im nächsten Sommer in Südfrankreich zu besuchen.
- Tatsächlich kann Jojo beobachten, wie Leo erfolgreich das Altersheim verlassen kann. Er zieht sich die geschenkten Boxhandschuhe an, führt ein paar Boxhiebe aus und kündigt an, seine Zukunft sei jetzt gekommen.
- Dramatische Entwicklung:
Jojo zeigt sich als einfallsreicher Held – und Leo kann die Chance nutzen.
Deutlich wird, dass Jojo jetzt Leos Gentleman-Herz-Konzeption des Lebens für übernehmen will.
Zusammenfassung
- Damit ist deutlich geworden,
- dass die beiden nach schwierigem Beginn sich so verständigt haben,
- dass beide zum einen Achtung vor dem anderen haben,
- zum anderen ihm auch Mut machen.
- Am Ende kann man davon ausgehen, dass Leo tatsächlich in die Freiheit kommt und Jojo wohl mit seinem Mädchen glücklich wird.
- Auch kann man sich vorstellen, dass er tatsächlich, vielleicht sogar mit seiner Freundin, im nächsten Jahr Leo in Südfrankreich besucht.
- Wie das praktisch aussehen könnte, bleibt der Fantasie des Lesers beziehungsweise des Zuschauers überlassen.
- Auf jeden Fall ein schönes Stück, das zeigt, wie man gleichzeitig bei sich selbst sein kann und auf einen anderen Menschen zugehen.
- Außerdem wird deutlich, wie wichtig es ist,
- sich Ziele zu setzen
- und dann auch die richtigen Freunde zu finden,
- die einem helfen, nach dem Fallen auch wieder aufzustehen,
- also wirklich „das Herz eines Boxers“ zu zeigen.
Weitere Infos, Tipps und Materialien
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